Aufgrund des großen Erfolges der seit 2015 aktuellen Portax-Serie, die sich aber im Premiumsegment bewegt, hat Böckmann mit dem Portax Esprit ein sehr interessantes Einsteigermodell auf den Markt gebracht und ihn zum Pferdeanhängertest auf die Reise geschickt. Und das zur vollen Zufriedenheit der Testredaktion. Die wichtigen Leistungsmerkmale sind erhalten geblieben: 2,4 Tonnen Gesamtgewicht, hoher Aluminiumaufbau, ausreichend Platz, einfache Bedienbarkeit, sehr gutes Fahrverhalten. Und der Einstiegspreis ab 9.420 Euro (Stand 8/24) ist durchaus fair.
Von außen ist das Fahrzeug auch in der etwas kleineren Esprit-Ausstattung kaum von seinem Premium-Bruder zu unterscheiden: Der 2,10 m hoher doppelwandiger Aluminium-Aufbau mit silbernem Poly-Dach und -Bug steht auf einem geschweißten und feuerverzinkten Stahlrahmen. Am Heck sorgen zwei Heckstreben für Stabilität, in die letzte sind die Beleuchtungsköper sicher eingebettet. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 2,4 Tonnen. Nurt ein Blick in die technischen Daten verrät, dass er etwas kleinwer ist (s.u.)
Alle Verschraubungen sind aus rostfreiem VA-Stahl. Auch der Boden besteht aus Alu-Profilen und ist mit einer acht Millimeter starken und rutschfesten Gummimatte fest verklebt und an den Rändern versiegelt. Das Testmodell war zudem an den Seitenwänden mit optionalen schwarzen Trittschutzplatten (238 Euro) ausgestattet. Diese sind gerade bei einem Aluminium-Modell auf jeden Fall empfehlenswert, weil sie nicht nur die Wände vor unschönen Kratzern oder Dellen bewahren, sondern bei Huftritten auch die Geräusche dämpfen.
Licht weckt Vertrauen
Sehr bequem für den Menschen ist die mannshohe Inspektionstür – kein Kopfeinziehen, keine Beulen auf der Stirn. Und auch so manchem Pferd mit gewissen Ressentiments gegenüber Pferdeanhängern kann das optisch offene Konzept mit viel Licht im Bugraum das Einsteigen entscheidend erleichtern. So stieg zum Beispiel das hochgewachsene schwarzen „Fotomodell“ Emma, eine 1,80 m große Hannoveraner Stute, ohne Zögern ein, wogegen sie sich im vorherigen Test-Modell mit kleiner Inspektionstür eher unwillig zeigte.
Die Inspektionstür ist wie auch die Sattelkammertür mit einer enganliegenden abschließbaren Chromklinke zu verschließen. Enganliegend deshalb, damit sich kein Strick verfangen kann, was an der Innenseite der Tür ebenfalls wichtig ist. Gummidichtungen verhindern, dass Wasser eintritt, wobei zu bedenken ist, dass Alu-Pferdeanhänger durch die horizontal aufeinander liegenden Profile nie so perfekt dicht sein können wie Poly-Anhänger. Damit die Türen nicht bei Wind oder schrägem Stand zufallen, sind sie außen an der Bordwand mit einem leichten Druck zu arretieren.
Für viel Licht und vor allem auch Luft sorgen auch die beiden fünffach klappbaren Fenster im Bug und die beiden von außen bedienbaren Schiebefenster. Das ist deutlich praktischer als innenliegende Verschlüsse, weil sie jederzeit, zum Beispiel bei starkem Regen, geschlossen werden können.
Am Heck wird der Portax Esprit mit der klassischen Plane geschlossen, deren mittlere Gummistippe etwas länger ist und daher auch von kleineren Personen sehr bequem von einem kleinen Auftritt erreichbar ist.
Nachts kann man aus den beiden Beleuchtungsfarben Weiß und Blau per Knopfdruck wählen, Letzteres soll auf Pferde besonders beruhigend wirken.
Wohlfühl-Innenraum
Mit Innenmaßen von 3,49 Länge, 1,71 Breite, 2,30 m Höhe und 2,4 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht reiht sich der Portax Esprit in die Klasse mittelgroßer Pferdeanhänger ein, in denen aber auch große Warmbluter bequem Platz finden. Das zeigt Foto eine 1,57 m kleine Quarter Horse Stute neben der 1,80 m großen Hannoveranerin.
Die Boxenstangen – traditionell hängend und mit Häkchen zu sichern – sind vorne, wo sich auch die von außen entriegelbare Panikentriegelung befindet, in der Höhe verstellbar. Sie sind leicht bedienbar. Die Anbindeösen sind auch für dicke Sticke ausreichend groß.
Die stabile Trennwand ist am Heck leicht auszuhaken und zur Seite zu schieben, falls ein Pferd mehr Platz zum Einsteigen braucht. Sie trägt die übliche PVC-Schürze. Diese hat den Vorteil, dass sich die Pferde auch seitlich ausbalancieren können, der Nachbar aber dennoch gegen Huftritte geschützt ist.
Um ein Heunetz sicher und vor allem nicht „baumelnd“ anzubringen, gibt es zwei Haken: Einen an der Decke und den zweiten vorne im Bug auf der Fläche, wo auch zwei Futtermulden eingelassen sind. Diese liegen recht eng beieinander, so dass sich die Pferde schon gut verstehen sollten, um friedlich gemeinsam zu fressen.
Die Mulden haben zudem den Nachteil, dass sie sehr schnell durch Heustaub oder Futterreste verschmutzen. Wird der Pferdeanhänger innen mit einem Schlauch ausgespült, bleiben immer Pfützen stehen und sie müssen ausgeschöpft oder mit einem Schwamm gereinigt werden.
Leichtgängige Heckklappe
Die Heckklappe öffnet sich dank leichtgängiger Heckverschlüsse und gut eingestellter Gasdruckhebehilfen ohne Kraftaufwand. Die Rampe liegt dann für einen komfortablen Einstieg flach auf. Sie besteht ebenfalls aus Aluminiumprofilen und ist mit einem Stahlrahmen eingefasst. Zusätzliche Stabilität geben die vier robusten Stahlstreben, in welche die Hebehilfen eingelassen und damit sicher gegen Beschädigung sind. Auch bei der genannten schweren Stute klapperte und verbog sich nichts, als sie munter darüber stapfte.
Das Testmodell trug auf der Klappe den Böckmann-typischen Trittleistengummi mit Seitenstoppern gegen das Abrutschen der Hufe am Rand, die aber beim Esprit aufpreispflichtig sind (263 Euro). Nach vielen Erfahrungen mit Pferdeanhängern ohne diese Seitenbegrenzung können wir bestätigen, dass sie nicht unbedingt notwendig sind. Im Gegenteil – beim Fegen oder Abspülen der Rampe bleibt oft Schutz hängen, der aufwändig zu entfernen ist.
Sehr geräumige Sattelkammer
Wir haben sie auf der Fahrt in einen Kurzurlaub sehr schätzen gelernt: Die große Sattelkammer (optional 782 Euro), die neben zwei voluminösen Westernsätteln plus Pads auch das gesamte andere Equipment problemlos schluckte: Das Zaumzeug fand auf zwei Aluhaken Platz, Putzbeutel und Decken, Helme und Sporen wurden ebenfalls sicher verstaut. Auch Gerten finden in dem eigenen Halter eine sichere Aufbewahrung. Sehr lobenswert: Der durch eine einfache Abtrennung intelligent genutzte Bug, wo Kleinigkeiten wie zum Beispiel Gamaschen untergebracht werden können, ohne durch den Raum zu rollen. Pferdepässe passen gut in das Staunetz und der Spiegel dient zur letzten Make-up-Kontrolle. Last but not least hat Böckmann schon lange für die etwaige Beseitigung der üblichen Hinterlassenschaften am Heck Besen und Schaufel in Klemmhalterungen eingeführt, die sich auch im Einsteigermodell Esprit finden.
Schnell verkuppelt – untadeliges Fahrverhalten
Der gesamte Ankuppelvorgang wird durch das leicht drehbare große Automatikstützrad mit griffiger Kurbel und die Alko-Kupplung zum Kinderspiel. Sobald das Kupplungsmaul Kontakt zum Kugelkopf hat, schnappt der Mechanismus zu. Lediglich die Handbremse hätte etwas leichter eigestellt sein können, man brauchte doch ein wenig Kraft, um sie zu lösen.
Als wir den Portax Esprit bei Böckmann in Lastrup abholten, stand ihm gleich eine große Reise (allerdings ohne Pferde) bevor: Aus Termingründen fuhren wir ihn einem Volvo XC90 zunächst in die Nähe von Bielefeld, hängten ihn dort für eine kurze Testfahrt an den neuen VW Golf R Variant und reisten dann von dort wieder mit dem Volvo zum Heimatstall bei Hamburg. Wir durften mit dem schweren Volvo auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen auch die 100 km/h-Erlaubnis nutzen. Gerade ohne Beladung erweist sich dann die Qualität des Fahrverhaltens, weil die hier eingebaute Gummifederachse üblicherweise mit Gewicht noch besser arbeitet als ohne. Auf allen Straßen – Land, Stadt, Mittelgebirge und natürlich Autobahn – während so mancher Überholvorgänge auch bis 120 km/h – war das Fahrverhalten absolut untadelig. Ankuppeln und vergessen war die Devise.
Dieses Fahrverhalten bestätigte sich erwartungsgemäß auch voll beladen mit zwei Pferden
Fazit
Der neue Portax Esprit gilt bei Böckmann zwar als Einsteigermodell, lässt aber hinsichtlich Sicherheit, Fahrverhalten und Praktikabilität an nichts fehlen. Mit einem Preis von 9.440 Euro (Stand Juni 2022) für die Grundausstattung ist der robuste Aluminium-Pferdeanhänger fair bezahlt.
Komplett wird das Fahrzeug dann mit dem derzeit günstigen Zubehörpaket von 1.280 Euro, das alle hier vorgestellten Ausstattungen enthält: Die Heckklappe mit Gummibelag und Seitenstoppern, den (dringend empfohlenen) Trittschutz, Radstoßdämpfer für eine gut gefederte Fahrt und die 100 km/h-Zulassung sowie – für Vielreiser und Turnierreiter unverzichtbar – die große Sattelkammer.
Technische Daten Böckmann Esprit
Gesamtlänge (mm) | 4.500 |
Innenlänge (mm) | 3.270 |
Gesamtbreite (mm) | 2.200 |
Innenbreite (mm) | 1.650 |
Gesamthöhe (mm) | 2.730 |
Innenhöhe (mm) | 2.300 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 2.400 |
Leergewicht (kg) | 843 |
Zuladung | 1557 |
Stützlast (kg) | max. 100 |
Bereifung | 14" |
Fahrwerk | Längsträgerfahrgestell mit V-Deichsel |
Radstoßdämpfer | Optional 223 Euo |
100 km/h-Zulassung | Ja, mit Radstoßdämpferd |
Bodenmaterial | Alu-Profil |
Trittschutzplatten | Optional 238 Euro |
Automatikstützrad | Ja |
Sattelkammer | Optional 782 Euro; geeignet auch für große Sättel |
Höhen-/Lägenverstellbares Boxengestänge | Vorne höhenverstellbar |
Abschließbare Kuppplung | nein |
Besonderheiten | Gut ausgestattetes Einsteiger-Modell zum fairen Preis |
Serienpreis | 9.420 Euro |
Preis des Testanhängers inkl. Esprit Paket | 10.750 Euro |
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Weitere Informationen unter www.boeckmann.com