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Pferdetransport: Jedem Tierchen sein Pläsierchen?

Von Doris Jessen, geschrieben am 6. Oktober 2023

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Anhaenger-und-LKWEin Pferd von A nach B zu bringen scheint zunächst ganz einfach: Rein in das Transportfahrzeug und los geht es. Doch so einfach ist der Pferdetransport oft leider nicht. Denn sowohl bei den Pferden als auch ihren Menschen können sich ganz bestimmte Anforderungen ergeben, an die man anfangs gar nicht denkt: Größe des Fahrzeuges, Sicherheit, Pferdeanhänger oder Kleintransporter? Wir haben uns bei Experten umgehört und interessante Antworten zum Thema Pferdetransport erhalten.

Wie kam ich zu meinem ersten Pferdeanhänger? Durch simplen Zufall. Ich hatte 1996 im Rahmen meiner journalistischen Tätigkeit die Möglichkeit, das Modell „Westfalia Jupiter“ vier Wochen lang zu testen. Aus verschiedenen Gründen wurden daraus drei Monate und wir gewöhnten uns an den Komfort, immer einen Pferdeanhänger auf dem Reitstallparkplatz zur Verfügung zu haben, anstatt wie in der Vergangenheit einen zu mieten. Als der Händler ein günstiges Angebot unterbreitete, kauften wir den zitronengelben Westfalia Jupiter. Das Fahrverhalten hinter dem Zugfahrzeug war top, die Pferde – ein Quarter Horse und ein kleiner Trakehner – ließen sich problemlos verladen, was wollte man mehr? Der zitronengelbe Westfalia blieb uns acht Jahre lang treu, bis er im Mai 2004 gestohlen wurde. Ein weiterer Zufall wollte es, dass ich anschließend – wiederum berufsbedingt – von 2004 bis Ende 2019 insgesamt rund 80 Pferdeanhänger für Pferdesportmedien testete. Und damit kam im wahrsten Sinne des Wortes die Erfahrung.

Beraten lassen!

Solche perfekten Zufälle in Sachen Pferdetransport wird es selten geben. Also ist es zu empfehlen, sich genauestens Gedanken zu machen, welches Transportfahrzeug für den eigenen und den Bedarf der Pferde erforderlich ist. Profis wissen meistens, was sie brauchen, Erstkäufer sollten sich beraten lassen, wie Daniel Rook vom Böckmann Center R+P in Freiberg am Neckar betont: „Speziell im Pferdeanhänger- und LKW-Bereich ist eine absolut seriöse und faire Fachberatung das A & O. Da haben wir durch unseren regelmäßigen Umgang mit Pferden natürlich große Erfahrung aus der Praxis. Oft scheinen die Interessenten zwar gut informiert, in vielen Fällen bleibt es aber doch nur bei Halbwissen. Wir versuchen daher bei jedem Kunden, zunächst den Bedarf zu ermitteln und dann das passende Fahrzeug für seine Zwecke auszuwählen. Oft fragt uns jemand nach einem LKW und kauft dann einen Anhänger, weil es eben für ihn doch das passendere Fahrzeug ist“, meint Daniel Roock.

Die Größe muss passen!

Will man für den Pferdetransport einen Pferdeanhänger nutzen, gibt es 1001 Kriterien, die optimalerweise bei der Auswahl zu beachten sind. Da wären zunächst einmal die Abmessungen: „Grundsätzlich sollten die Gegebenheiten der Transportmittel passen: Größe und Breite sowie die Trennwandhöhe. Zu eng gewählte Abstände können oft zu Scheuerstellen führen, da die Boxenstangen nicht an der richtigen Stelle anliegen. Gerade für Risiko-Situationen ist eine passende Trennwandgröße wichtig“, weiß Justus Böckmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Böckmann Fahrzeugwerke in Lastrup. So müsse die Innenhöhe so gewählt sein, dass das Pferd seine natürliche Haltung während des Transports einnehmen könne und es zu keinen Stoßpunkten im Kopfbereich komme, betont Justus Böckmann weiter.

Zu den großen Fahrzeugen gehören bei Böckmann die Modelle Neo L und die Big Portax mit einer Innenhöhe von 2,40 m, dasselbe gilt für die Alu-Fahrzeuge Humbaur Notos Xtra. Es gibt aber auch weitere Beispiele (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): So bietet wm meyer mit seinen Oklahoma-Modellen eine Innenhöhe von 2,46 m, Sirius liegt mit seinem S77 ebenfalls bei 2,45 m Innenhöhe.

„Umgekehrt ist es für Kleinpferde und Ponys wichtig, die Trennwand und die Höhe der Boxenstangenanbringung so anzupassen, dass die Tiere nicht unter der Stange durchlaufen oder durchrutschen können“, empfiehlt Justus Böckmann.

Top-Thema Sicherheit

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Klassische Heckstangen-Arreterierung

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Humbaur Equigard: Knopf drehen und die Heckstange löst sich

Neben der passenden Größe muss das Fahrzeug natürlich auch stabil und sicher sein. Ein wichtiges Ausstattungskriterium sind die Brust- und Heckstangen. Hier gibt es unterschiedliche Systeme, die sich vor allem durch ihre Bedienungsfreundlichkeit unterscheiden: Die traditionelle Heckstange wird mit einem kleinen Zapfen in die Aufhängung an der Aufbauwand gesteckt und mit einem Häkchen gesichert. Als Teil des „Böckmann Sicherheitskonzepts“ hat der Fahrzeugbauer schon vor vielen Jahren ein höhenverstellbares Spiralsystem „MSS“ entwickelt, bei dem der Bolzen am Ende der Stange in eine relativ breite Fassung komfortabel mit einer Hand eingedreht wird. Auch Humbaur bietet seit 2019 mit seinem Equigard-System eine komfortable Lösung, bei der die Stange ebenfalls schnell eingeklickt werden kann.

Alle Brust- und viele Heckstangen sind heute in nahezu allen Pferdeanhängern mit einem Paniksystem ausgestattet. Es lässt sich von außen an einem Ring, durch den ein Stab als Hebel gesteckt wird, ohne Verletzungsgefahr für den Menschen lösen. Die Firma Humbaur bietet mit der Equigard-Panikentriegelung ein werkzeugloses System, das durch DRehen eines Knopfes geöffnet werden kann. Im neuen Pferdeanhänger MSG Trailer „Safety Concept“, der kurz vor der Markteinführung steht, wird es ein patentiertes System geben, das sich von selbst löst, wenn das Pferd über die Bruststange steigt: „Wir können das auslösende Gewicht zwischen 80 und 150 kg einstellen, je nachdem, ob Sie ein Pony oder ein schwereres Warmblut transportieren“, berichtet Michael Girrbach von der Firma MSG in Enzklösterle.
Diese Technik wurde vor vielen Jahren bereits bei den Pferdeanhängern des französischen Herstellers Fautras eingesetzt, hat sich allerdings laut Norbert Radermacher von der Firma Reiterlive nicht bewährt.

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MSG Trailer Safety Concept

Der MSG Trailer „Safety Concept“ wartet aber in Sachen Sicherheit im Pferdetransport noch mit mehr auf. Wie der Name sagt, ist Sicherheit das zentrale Thema bei dem neuen MSG Trailer. Er entspricht in Konstruktion und Aufbau dem Kompakt-LKW MSG Stablehopper, bei dem die Pferde rückwärts zur Fahrtrichtung stehen.

Umfangreiche Fahrversuche in Grenzbereichen mit und ohne simulierte Beladung hätten laut Michael Girrbach gezeigt, dass der Anhänger mit drei statt zwei Achsen und einem dadurch erheblich verlängerten Radstand in Verbindung mit Niederquerschnittsreifen ganz erheblich an Fahrstabilität und Straßenhaftung gewinnt. Unterstützt wird dies noch von Stoßdämpfern und einer Antischlingerkupplung.

Eine weitere Innovation wird der Kopf-Airbag für Pferde sein, der in unseren Kompakt-LKW seit der Equitana 2022 bereits lieferbar ist. „Dabei handelt es sich um einen Luft-/Schaumsack, der in eine Plane eingearbeitet ist und die Pferde bei starken Bremsvorgängen oder Auffahrunfällen optimal schützen soll“, erklärt Girrbach.

Auf einen integrierten Aluminium-Käfig für besondere Stabilität und Schutz bei Unfällen setzt Roland Bauer, Geschäftsführer und Inhaber der RJH Fahrzeuge GmbH in Wildberg. Zudem stehen die Pferde – zwei bis drei können es sein – diagonal zur Fahrtrichtung. „Durch das diagonale Stehen bietet sich die Möglichkeit für die Pferde sich am einfachsten nach vorne und hinten auszubalancieren, was nicht nur ihren Fahrkomfort, sondern auch die Sicherheit erhöht. Falls ein Pferd doch einmal festliegt, können die Trennwände leicht komplett herausgenommen werden“, so Bauer.

Oder doch ein Kompakt-LKW?

Kompakt-LKW-MSG

Kompakt-LKW MSG Stablehopper

Sie werden immer beliebter für den Pferdeztransport: Die Kompakt-LKW für zwei leichtere Pferde oder einen größeren Vierbeiner: „Profis oder Intensiv-Turnierreitern, die viel zu Wettbewerben unterwegs sind und nicht immer einen Pferdeanhänger ankuppeln wollen nutzen diese Fahrzeuge gerne. Auch Züchter, die oft mit Stute und Fohlen fahren oder Pferde in die Klinik bringen müssen, ziehen das schnelle Verladen in einen LKW vor, der immer passend am Hof steht“, weiß Hans Faller, Geschäftsführer von Hans Faller Horsetrucks in Brackenheim.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die „Kompakten“ dürfen mit der herkömmlichen Führerschein-Klasse B gefahren werden, sind leichter zu manövrieren als ein zehn Meter langes Gespann und müssen sich nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen für Anhänger halten. Zumindest solange, wie sie nur 3,5 Tonnen Gesamtgewicht aufweisen. Zu bedenken sei aber, so Faller, dass man sich vom kräftig aussehenden LKW nicht hinsichtlich der Zuladung täuschen lassen dürfe: „Die meisten dieser Fahrzeuge haben nur eine Zuladung von rund 800 bis 1000 kg, was für zwei große Pferde plus Equipment nicht ausreicht. Für diesen Bedarf lasten wir die Fahrzeuge auf 4,5 Tonnen auf. Dann allerdings reicht der B-Führerschein nicht mehr aus und Sie dürfen auch nicht schneller als 80 km/h fahren“, so Faller.

„Ein weiterer Vorteil sind die Innenabmessungen, die im Pferdeabteil deutlich größer sind. Daher lassen sich aus unseren Erfahrungen die Pferde deutlich besser und bereitwilliger verladen als im Pferdeanhänger. Auch der Fahrkomfort ist meistens besser als im kleineren Pferdeanhänger“, berichtet Bauer.

Die Innenausstattung betreffend sind sich alle Anbieter einig: Hier ist die sog. „Hengstausstattung“ die am meisten nachgefragte und sicherste Variante. „Bei unseren LKW stehen die Pferde in diesen Modellen in einer fast geschlossenen Box mit V-Gitter, das auch geschlossen werde kann. Da gibt es kaum eine Möglichkeit, darüber zu klettern oder zu steigen“, erklärt Hans Faller.

Mit spitzer Feder rechnen!

In den meisten Fällen wird die Wahl schon aus Kostengründen auf einen Pferdeanhänger fallen. Zwar sind auch hier die Preise in den letzten beiden Jahren um bis zu 50 Prozent gestiegen, liegen aber dennoch natürlich weit unter denen eines neuen Kompakt-LKW.

Allerdings sollte man mit spitzer Feder nachrechnen und alle Komponenten wie Anschaffung, Steuer und Versicherung sowie Kraftstoff einbeziehen: Ist anstatt des vorhandenen sparsamen VW Golf auch noch ein starkes Zugfahrzeug für den Pferdeanhänger erforderlich, kann sich ein LKW durchaus als die effizientere Lösung erweisen. Zumal die Wertstabilität bei LKW recht hoch ist, während gerade teurere PKW bekanntermaßen bereits nach zwei bis drei Jahren oft nur noch die Hälfte kosten.

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