Das Pferdeanhängermodell Humbaur Rapid ist bereits seit vielen Jahren als Holz-Poly-Kombination erfolgreich am Markt. Da Aluminiumfahrzeuge immer beliebter werden, schickte Humbaur den Rapid nun als Aluminiummodell in den Test. Der Anhänger, zur Verfügung gestellt vom Trailerzentrum Reschke in Altenholz (Schleswig-Holstein), überzeugte vor allem durch ein sehr gutes Fahrverhalten und hohen Bedienungskomfort. Leider muss man den so wichtigen Aluminiumboden als Sonderausstattung extra bezahlen.
Bis vor einigen Jahren war ein Aluminiumboden oder gar Anhänger noch die Ausnahme, die nur von einigen Herstellern angeboten wurde. Allerdings überzeugte das „unkaputtbare“ Material die Käufer so nachhaltig, dass heute nahezu jeder Hersteller „Alu-Pferdeanhänger“ im Sortiment hat. Rein technisch ist das auch kein Problem, weil anstatt der traditionellen Siebdruckholzplatten einfach Aluprofile in die Seitenwände montiert werden. So gibt es auch bei Humbaur das bewährte Modell Rapid seit 1999 und seit 2003 aus eloxiertem Aluminiumaufbau mit Polyesterhaube.
Der Rapid Alu ist das Mittelklasse-Fahrzeug der Alu-Serie von Humbaur, die mit dem Einsteigermodell Spirit beginnt und mit dem Carrus als größte und komfortabelste Version endet. Wer kleinere oder mittelgroße Pferde transportieren möchte und in der Standardausstattung auf Luxus verzichten kann, ist mit dem Rapid als 2-Tonner mit einer Nutzlast von 1.175 Kilo gut bedient, für schwerere Vierbeiner sollte man die 2,4-Tonnen-Version mit 1.575 Kilo Nutzlast bestellen.
Die Platzverhältnisse bieten mit 3,14 m Länge, 1,69 m Breite und 2,29 m Höhe auch größeren Warmblütern bequem Platz.
Stabiler Alu-Aufbau
Die Heckklappe ist 1,5 m normal lang und mit Trittleistengummi (116 Euro) belegt. Die Einstiegshöhe beträgt 49 cm. Daher müssen sich kleine Menschen zum Öffnen etwas strecken oder auf den Kunststofftritt steigen, um ihr Körpergewicht mit einzusetzen. Dies vor allem deshalb, weil die Klappe anfangs sie etwas schwergängig war, was sich aber nach kurzem Gebrauch besserte. Entsprechend hoch sind auch die Bordwände aus eloxierten 2,5 cm starken Aluminiumprofilen. Wie bei allen Alu-Anhängern von Humbaur ist auch hier die Metalloberfläche nach dem Eloxal-Verfahren (elektrolytische Oxidation von Aluminium) veredelt, mit dem eine fünf bis 25 Mikrometer dünne korrosionsschützende Schicht aufgebracht wird. Dadurch behält der Anhänger sein elegantes mattglänzendes Finish, das einen eleganten Kontrast zu den feuerverzinkten und anschließend in Schwarz gepulverten Anbauteilen wie Stützen und Heckstreben bildet.
Die Reinigung hat sich als sehr einfach erwiesen: Wasserschlauch und eine weiche Bürste genügen für den normalen Straßenschmutz, bei starkem Dreck, etwa nach der Fahrt auf matschigen Turnierparkplätzen, darf auch ein Hochdruckreiniger ran. Vorsichtig sollte man damit allerdings im Innenraum sein, um die Silikonabdichtungen zum Gummiboden nicht zu beschädigen.
Die Innenwände im Testfahrzeug waren bis auf eine Höhe von knapp 80 cm mit einem Kunststoff-Trittschutz (239 Euro) ausgestattet. Diese Anschaffung lohnt sich immer, weil speziell beschlagene Pferde die Seitenwand leicht mit tiefen Kratzern beschädigen können, die bei Aluminium zwar die Funktionalität nicht beeinträchtigen, aber dennoch unschön sind.
Aerodynamisches Dach mit Windschott
Das aerodynamisch gerippte Polyesterdach ist außen aufgesetzt, verschraubt und verklebt, um die nötige Stabilität zu gewährleisten. Der Anhänger wird anstatt mit einer dichten Plane mit einem sog. Windschott, das ist ein fein gelochtes Windnetz und Easy-Roll Planenlift verschlossen. Die mittlere Gummistrippe ist ausreichend verlängert, damit sie leicht zu greifen ist – kleinere Personen werden das sehr zu schätzen wissen. Die Speziallochprägung garantiert ausreichend Luft und Licht im Innenraum ohne Zugluft. Außerdem kann keine Nässe eindringen. Allerdings muss man es exakt mittig nach oben gleiten lassen, andernfalls kann es an einer Seite außen ein wenig hängen bleiben. Nach zwei „Übungen“ hat man das aber sprichwörtlich im Griff.
Die kombinierten Heckleuchten – Rück-, Brems- und Rückfahrlicht in einem – sind komplett in der hinteren Heckstrebe eingelassen. Das ist eine sehr sichere Lösung, weil kein Pferdehuf in die Heckstreben gelangen kann. An der Vorderseite der schwarzen Kunststoff-Doppelkotflügel und hinten kurz unterhalb des Polydachs sind gut sichtbare Begrenzungsleuchten angebracht.
Robuster Alu BiComp-Boden
Schade ist, dass dem als Aluminiumfahrzeug bezeichneter Pferdeanhänger der unverrottbare Boden extra bezahlt werden muss, was mit immerhin mit 288 Euro zu Buche schlägt. Dafür bekommt man allerdings den von Humbaur entwickelten Alu BiComp-Boden, eine Sandwich-Konstruktion aus Aluminium mit innen liegendem Polypropylen-Hartschaumkern. Zusätzlich ist der Boden mit einem acht mm starken Gummiboden mit Hammerschlagoberfläche belegt, verklebt und versiegelt.
Stabile Trennwand, sicher arretiert
Die Mitteltrennwand zwischen den Pferden besteht aus einem stabilen geschweißten Stahlrohrgestänge mit durchsichtiger PVC-Plane, das vorne und hinten abgerundet ist. Letzteres ist wichtig, damit sich ein Pferd, sollte es doch einmal über die Trennwand steigen, sich nicht an scharfen Kanten verletzen kann. Die PVC-Plane ist heute sich im Gegensatz zur früher üblichen festen Holzwand Standard, weil sie den Pferden das breitere Ausbalancieren während der Fahrt erleichtert. Bedenken, nebeneinander stehende Pferde könnten sich gegenseitig verletzen, haben sich auf tausenden Kilometern Fahrt mit dieser Ausstattung als unbegründet erwiesen.
Die Trennwand ist am Heck mechanisch im Boden verriegelt, so dass sie auch bei geöffneter Heckklappe stabil stehen bleibt und die Pferde sicher verladen werden können. Dieser Mechanismus kann durch Ziehen eines Knopfes an der Trennwand geöffnet werden, wenn man sie zum Beispiel zum Verladetraining eines unerfahrenen Pferdes breiter stellen möchte.
Komfort im Innenraum
Schon längere Zeit stattet Humbaur die alle Zweipferdeanhänger mit Komfortbruststangen aus, die nicht nur weich gepolstert, sondern auch anatomisch gebogen sind. Sie können je nach Pferdegröße in drei Positionen an den üblichen Zapfen an der Bordwand eingehängt und mit Drahthäkchen gesichert werden.
Die Kunststoff-Klappfenster sind dunkel getönt, nach allen Seiten einfach sowie auch komplett zu öffnen und mit einem Sicherheitsgitter ausgestattet. Dieses erwies sich beim Transport einer zweijährigen Tinkerstute auch als sinnvoll, weil sie versuchte, ihre neugierige Nase hindurchzustrecken.
An der Decke mit Innenbeleuchtung befindet sich der übliche Heunetzhaken, darunter die Sattelkammer, die mit Futtertrögen ausgestattet ist. Leider werden diese auch ohne Kraftfuttergaben allein durch Heu und Staub regelmäßig schmutzig und sind dann aufwändig zu reinigen, weil immer Wasser in den Mulden stehen bleibt.
Für Turnierreiter und Vielreiser: Die Sattelkammer
Wer mit zwei Pferden viel unterwegs ist, im Auto keine müffelnden Satteldecken und haarigen Putzbeutel transportieren möchte, kommt um eine Sattelkammer kaum herum. Das ist aber auch kein Problem, denn diese gibt es selbstverständlich als Zusatzausstattung mit Sattel- und Trensenhaltern für 600 Euro.
Für die Komplettausstattung mit montierter Leuchte – hier sehr intelligent mit einer Batterie, so dass man die Zündung am Zugfahrzeug ausgeschaltet lassen kann – und Besen sowie Schaufel in Klemmhaltern kommen dann noch einmal rund 110 Euro hinzu. Erfreulicherweise bietet die Sattelkammer selbst großen Western- oder Barocksätteln Platz. Die Tür ist ebenso wie die Inspektionstür auf der rechten Seite mit einem Alu-Rahmen und Gummidichtungen eingefasst. Sie wird durch eine Gasdruckfeder offen gehalten, damit sie bei Wind nicht zufallen kann.
Ein sinnvolles Zubehör ist auch die Sattelablagestange (85,68 Euro) an der linken Fahrzeugaußenwand, weil man sie auch als Anbindestange direkt neben der Sattelkammer nutzen kann. Im Gegensatz zu den kleinen Ösen der Panikentriegelung, die ebenfalls für als Anbinder dienen, kann man an der Stange auch dickere Stricke problemlos mit einem Griff festbinden und auch schnell wieder lösen.
Apropos Panikentriegelung: Falls sie im Notfall tatsächlich gelöst werden muss, weil ein Pferd über die Bruststange geklettert ist, hängt dafür in der Sattelkammer ein spezieller Dornschlüssel.
Einfach anzukuppeln, hervorragende Straßenlage
Das Ankuppeln des Humbaur Rapid funktioniert dank leichtgängigem automatischen Stützrad und leichtgängiger Kupplung grundsätzlich einfach, allerdings muss man das Rad am Schluss per Hand kurz anheben, damit es sich ganz hochkurbeln lässt. Auch hat die Kupplung am vorderen Ende einen rot-grünen Knopf, der bei korrekt eingerastetem Kugelkopf nach oben gedrückt wird und mit einer grünen Markierung signalisiert, dass man unbesorgt starten kann. Nun nur noch das rote Bremsseil über die Kupplung liegen und den 13poligen Stecker anschießen – und los kann es gehen.
Bereits beim Anfahren macht sich das seit Jahren bewährte Champ-Längsträgerfahrgestell ijn Verbindung mit den optionalen Radstoßdämpfern (183 Euro inkl. 100 km/h-Bestätigung) positiv bemerkbar: Man spürt den Anhänger kaum. Auch bei flotterer Fahrt, egal ob auf Landstraßen oder Autobahnen, leer oder voll beladen, ist das Fahrverhalten hervorragend ruhig, was nicht nur zum Komfort von Pferden und Fahrern, sondern vor allem auch zur Sicherheit beiträgt.
Das Fahrgestell ist komplett feuerverzinkt, die Gummifederachsen mit Einzelradaufhängung in Kombination mit optionalen Champ-Octagon-Radstoßdämpfern tun ihr Übriges für eine schon fast erholsame Fahrt.
Fazit
Das Pferdeanhängermodell Humbaur Rapid ist ein praktisches Fahrzeug mit sehr gutem Fahrverhalten, das in der Basisausstattung allerdings tatsächlich „basic“ ohne besonderen Schnickschnack geliefert wird. Als 2-Tonner kostet es ohne Zubehör 6.309 Euro, wobei sich der Mehraufwand von 106 Euro für die 2,4 Tonnen-Version (6.415 Euro) für den Transport größerer Pferde und einen besseren Wiederverkaufswert sicherlich lohnen dürfte. Auf jeden Fall zu empfehlen ist der Alu-BiComp-Boden anstatt des Standard-Holzbodens. Inklusive aller im Testfahrzeug vorgestellten Ausstattungsmerkmale kostet das Fahrzeug 7.963 bzw. 8.065 Euro.
Technische Daten
Humbaur Rapid Alu
Gesamtlänge: 4,640 m
Innenlänge: 3, 140 m
Gesamtbreite: 2, 230 m
Innenbreite: 1,695 m x
Gesamthöhe: 2, 850 m
Innenhöhe: 2, 290 m
Heckklappenscharniere: 4
Gesamtgewicht: 2.000 bzw. 2400 kg
Zuladung: 1.175 bzw. 1.575 kg
Stützlast: 75
Bereifung: 15 Zoll
100 km/h Zulassung: 106 Euro
Zubehör
100 km/h Zulassung: 106 Euro
Schraubenfederfahrwerk: nein
Radstoßdämpfer: 183 Euro
Hydraul. Bremse: nein
Bodenmaterial: Alu BiComp- Boden, 288 Euro
Gummiboden: ja
Trittschutz: 239 Euro
Automatikstützrad: ja
Sattelkammer: 600 Euro
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