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Pferdeanhängertest Thiel Matrix: Wer vorwärts will, darf rückwärts schauen

Von Doris Jessen, geschrieben am 25. Januar 2013

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1_Thiel-Matrix-rechtsMit dem Pferdeanhänger-Modell Matrix bietet der Pfullendorfer Pferdeanhängerhersteller ein großes und gleichermaßen elegantes Vollpolyester-Fahrzeug für zwei Pferde. Das an sich wäre nichts Neues. Das Fahrzeug – oder besser der Hersteller – zeichnet sich aber durch eine extreme Flexibilität aus: So ist der Matrix für zwei Pferde in drei Varianten und für drei Kleinpferde zu konfigurieren. Im Test hatten wir die Schrägstellung im Stil des „American Drive“, die den Platz für eine wirklich riesengroße, begehbare Sattelkammer erlaubt. Immer ein Pluspunkt für die Langlebigkeit: Der serienmäßige AluPlast-Boden mit 15 Jahren Garantie. Der Serienpreis lliegt bei 16.250 Euro (Stand 10/22).

2_Thiel-Matrix-HeckMit insgesamt 5,23 m Länge, 2,46 m Breite und 2,86 m Höhe kommt er ziemlich großspurig daher – der Vollpolyester-Pferdeanhänger Matrix von Thiel. Von außen beeindruckt die respektable Erscheinung außerdem durch das hoch glänzende Polyester mit Vierschicht-Lackierung, das Thiel als einer von wenigen Anbietern im Handauflegeverfahren herstellt. Mit 21 mm Wanddicke (die an den Seitenwänden durch eine Holzeinlage verstärkt ist) wird der 1,60 m hohe Aufbau auch ohne Seitenstreben sehr stabil. Durch das besondere Finish wird die Innenfläche schön glatt. Alle Verschraubungen am Aufbau sind mit Gummidichtungen unterlegt und rostfrei.

Thiel_Compact_AluplastUnverrottbar ist die Bodenplatte: Dafür verbaut Thiel seit 2002 serienmäßig das von ihm entwickelte AluPlast. Diese Materialkombination besteht aus einem leichten, druckfähigen Polypropylenkern, der in sog. Sandwichbauweise mit zwei oxydationshemmend grundierten Aluminiumblechen ummantelt ist. Die Alu-Decklagen nehmen bei Biegebeanspruchung die maximale Zug- und Druckspannung auf, während der Kunststoffkern Schubbeanspruchungen absorbiert und so die Steifigkeit begründet. Darauf liegt, fest verklebt und versiegelt, die acht Millimeter starke Gummimatte mit rutschfester Noppenstruktur, die leicht zu reinigen ist. Diese Bodenkonstruktion nimmt kein Wasser auf und ist damit optimal gegen Verrottung geschützt, nicht umsonst gibt Thiel darauf 15 Jahre Garantie.

Großer Innenraum mit variabler Aufteilung

4_Thiel-Matrix-Fenster_aussen5_Thiel-Matrix-Fenster 6_Thiel-Matrix-LftungDas etwas geschwungene Dach ist – auf Wunsch in anderer als der Korpusfarbe – mit dem Aufbau laminiert, um die Stabilität zu erhöhen und Wassereintritt zu verhindern. Da der Innenraum aufgrund der geschlossenen Wand zur Sattelkammer nicht durch die gewohnten Fenster im Bug belüftet wird, bietet die Standardausstattung zwei seitliche vergitterte Schiebefenster und eine Dachluke mit Fliegengitter. Sie kann mit einem eigens dafür mitgelieferten Besenstiel geöffnet und wieder geschlossen werden. Wer auf der anderen Seite zusätzliche Fenster möchte, kann sie gegen den Aufpreis von je 268 Euro bestellen.

Gegen Huftritte ist das Fahrzeug innen durch eine schwarze Kunststoff-Schlagschutzwand (Zubehör 451 Euro) geschützt. Diese hätte man sich allerdings durchaus etwas höher gewünscht, weniger wegen der Huftritte, sondern weil die Pferdeäpfel der schräg stehenden Tiere zwangsläufig an der blütenweißen Wand unschöne Spuren hinterlassen, die nur mit Bürsten zu reinigen sind.

Bedingt durch die hohen Seitenwände ist auch die Laderampe 1,60 m lang und bietet damit einen flachen Einstiegswinkel, über den die Pferde bequem in das Fahrzeug gelangen. Sie ist beidseitig mit Polyester beschichtet und mit vier breiten Klappenscharnieren angebracht, die über eigene Schmiernippel einfach zu warten sind. Durch ihre Stärke von 20 mm und den zusätzlichen sechs mm griffigen Gummibelag mit Stegen wirkt sie sehr solide und wippt oder verbiegt beim Einsteigen der Pferde nicht. Der Übergang zwischen Boden und Klappe ist mit einer reinigungsfreundlichen Gummischmutzschleuse ausgestattet.

Die Inneneinrichtung des Matrix ist sehr variabel zu bestellen. Das Testfahrzeug war mit der als “American Drive“ bezeichneten Diagonalstellung für zwei Pferde mit den Köpfen nach hinten ausgestattet, es gibt aber auch die umgekehrte Richtung oder die klassische Variante mit gerade nach vorne stehenden Pferden. Im Prospekt wird sogar eine Ausführung für drei Kleinpferde angegeben.

Diagonalstellung “American Drive”

Im getesteten „American Drive“ Modell beträgt die Innenlänge inklusive Sattelkammer 3,90 m und die Innbreite 1,96 m. Je nach Winkelung der mit PVC-Planen ausgestatteten Teleskoptrennwand entstehen für die Pferde Stellflächen zwischen 2,30 und 2,40 m Länge und 85 bis 100 cm Breite. Die Trennwand ist rechts und links verstellbar. Da die Einstellung meistens nur einmal vorgenommen wird, ist der Aufwand und dass man dafür ein wenig Kraft und zwei Personen braucht, vertretbar: Bevor die Wand aus ihren Halterungen in zwei Lochschienen rechts herausgehoben werden kann, muss ein kleiner Sicherungsring entfernt werden. Das an sich erfordert kräftige Hände. Anschließend wird die Wand von einer Person aus der Schiene gehoben und nach links oder rechts versetzt, während die andere sie am anderen Ende festhält. Beim Verladen wird die Wand an der linken, der Hinterhand der Pferde zugewandten Seite, geöffnet bzw. geschlossen.

Problemlos ins „erste Fach“

Vor dem Transport empfiehlt es sich, die Teleskopwand voll zu öffnen und mit einer eigens dafür angebrachten Gummistrippe an einem Haken einzuhängen, damit sie nicht zufallen kann. Diese Gummistrippe war allerdings nur in der Standardeinstellung lang genug, stellte man die Wand enger ein, musste sie durch ein Bändchen verlängert werden.

13_Thiel-Matrix-Einladen1-300x295 13b_Thiel-Matrix-Trennwand-schli1 13c_Thiel-Matrix-Trennwand-schli2 13d_Thiel-Matrix-Trennwand-schli3Nun wird das erste Pferd hinein geführt und im hinteren Anhängerbereich umgedreht, so dass es mit Blickrichtung schräg nach hinten zum Stehen kommt. Hier kann es passieren, dass manche Pferde diese Wendung in Richtung Ausgang durchaus missverstehen können. Also ist korrektes und braves Anhalten bei noch geöffneter Teleskopwand gefragt, damit man das Tier in Ruhe anbinden kann. Dafür gibt es sehr stabile Ringe in der genannten Aluschiene, die einfach zu verschieben sind. Anschließend hakt man die Gummistrippe aus, geht hinten um die halb zusammen geschobene Teleskopwand herum und zieht sie auf ihre volle Länge aus. Jetzt kann sie an der links angebrachten Schiene durch einen stabilen Metallzapfen befestigt werden, der zusätzlich durch ein Drahthäkchen gesichert wird.

Bleibt das Pferd anfangs nicht ruhig stehen – und dafür spricht leider einiges – sollte eine zweite Person helfen und die Wand als Sichtbarriere in Richtung Pferd schieben und auf dieser halben Einstellung festhalten, während die erste das Pferd in Ruhe anbinden und anschließend wie beschrieben die Wand schließen kann.

Früh übt sich…

Etwas kniffliger wird es mit dem zweiten Pferd, das seine Kruppe nicht im Innenraum, sondern bereits auf der Rampe schräg hinten nach drehen muss, um die erforderliche Diagonalstellung einzunehmen.

17_Thiel-Matrix-2-PferdeWas eine zweijährige Quarter Horse Stute und ihre gleichaltrige Tinker-Freundin problemlos meisterten – beide etwa 1,50 m Stockmaß und recht kurz – war mit den etwas längeren ausgewachsenen Quarter Horses trotz mehrfacher Versuche auf Anhieb nicht möglich: Das Pferd drehte auf der Klappe, trat einen Schritt nach hinten und damit natürlich quasi ins Leere, was weitere Versuche nicht eben vereinfachte.

16_TH_Matrix_Pferde1 Wir haben daher die unorthodoxe Alternative gewählt und die Quarter Horse Stute andersherum, also mit dem Kopf nach vorne, gestellt. Durch die stabilen Metallzapfen, dankenswerterweise mit einer Öse versehen, war dies sicherheitstechnisch auch kein Problem.





17_Thiel-Matrix-2-Pferde-1Geschlossen wird das zweite Stellfach durch eine lange stabile Stange, die links und rechts mit den bekannten Zapfen in eine Halterung eingehängt wird. Alternativ ist als Zubehör eine weitere Teleskopwand (268 Euro) erhältlich, deren Anschaffung auch zu empfehlen ist. Wenn man allein ist oder es einmal schnell gehen muss, ist sie deutlich schneller und sicherer zu schließen.

Kritisch betrachtet ist der Wendeplatz auf der Rampe sehr knapp. Das problemlose Verladen in die American Drive Position erfordert daher ein sehr gehorsames Pferd, das sich punktgenau bewegen, anhalten und mit der Hinterhand in jede Richtung – also auch nach schräg hinten – verschieben lässt.

Wer sich bei seinen Pferden nicht sicher ist, ob das alles klappt, sollte lieber die Ausführung mit Blickrichtung nach vorne wählen, sei es schräg oder wie gewohnt gerade. Damit wird das Verladen dann zum Kinderspiel.

Die konservative Aufteilung hat einen weiteren Vorteil: Sie hat die heute übliche von außen bedienbare Panikentriegelung, die bei der Diagonalstellung nicht möglich ist.

Ein Traum von Sattelkammer

11_Thiel-Matrix-SK-leerDer besondere Charme dieses Pferdeanhängers ist die begehbare, mannshohe beleuchtete Sattelkammer, die den gesamten Bugraum ausfüllt und wirklich für alles erdenkliche Pferdegepäck Platz bietet, nicht nur auf den Sattelhaltern und Trensenhaken, sondern natürlich auch auf der komfortabel geräumigen Stellfläche. Der Kosmetikspiegel an der Tür zum Transportraum erlaubt eine letzte Makeup-Überprüfung.

Auch an den bequemen Einstieg der Menschen wurde hier gedacht: Dafür gibt es an der Tür eine kleine ausklappbare Stufe. Die Servicetür ist ausreichend breit und wird durch eine griffige Klinke mit Dreipunktverriegelung verschlossen. Ein Türfeststeller garantiert, dass sie bei Wind auch offen bleibt.

Einfach ankuppeln und los

Angekuppelt wird das Fahrzeug ganz einfach mit der Alko-Kupplung, die ein Kontrollfenster für das korrekte Einrasten des Kugelkopfes besitzt. Sehr leichtgängig sind das große Automatikstützrad und die Handbremse. Rundum ist das Fahrzeug gut beleuchtet: Am Heck durch die sicher komplett in die Heckverkleidung integrierten großen Einzelleuchten inklusive Rückfahrscheinwerfer, nach vorne durch die Seitenbeleuchtung, die auch das Einparken in Lücken erleichtert, weil sie die Begrenzung des Fahrzeuges anzeigt.

Angenehm ist vor allem im voll beladenen Zustand das Fahrverhalten, leer kann es auf schlechten Fahrbelägen ein klein wenig unruhig werden. Wie in allen Thiel-Anhängern steht das Fahrzeug auf einem bewährten Alko-Fahrwerk mit Safety-Axle-System. Für den Einsatz in bergigem Gelände verfügt das Fahrzeug über große Bremstrommeln mit Kühlrippen. Alles in allem ist das Fahrwerk mit diesen Ausstattungsmerkmalen bereits für den 100 km/h-Einsatz vorbereitet.

Fazit

Der Vollpolyester-Pferdeanhänger Thiel Matrix überzeugt vor allem durch seine Größe und den Variantenreichtum bei der bestellbaren Inneneinrichtung und vier Gewichtsklassen von 2,3 bis 3 Tonnen. Immer vorhanden: Eine sehr geräumige Sattelkammer, die das Fahrzeug für Vielfahrer mit großem Gepäck, sei es fürs Turnier oder die längere Reiterreise, prädestiniert. Weitere Pluspunkte sind die sehr gute Polyesterqualität und –verarbeitung sowie der unverrottbare AluPlast-Boden. Mit einem Preis von 13.345 Euro liegt er Mittel vergleichbar großer Pferdeanhänger.

Technische Daten Thiel Matrix

AufbauVollpolyester
Gesamtlänge (mm)5230
Innenlänge (mm)3900
Gesamtbreite (mm)2460
Innenbreite (mm)1960
Gesamthöhe (mm)2860
Innenhöhe (mm)2360
Zul. Gesamtgewicht (kg)2300, 2500 oder 3000
Leergewicht (kg)1194
Zuladung (kg)1106, 1306 oder 1806
Stützlast (kg)125
Bereifung14"
FahrwerkAlko Saftey Axle
Radstoßdämpferja
100 km/h-Zulassungja
BodenmaterialAluPlast
Trittschutzplatten481 Euro
Autoatikstützradja
Sattelkammerja, begehbar
Höhen-/Lägenverstellbares Boxengestängenein, flexible Diagonaltrennwände
Abschließbare Kuppplungnein
BesonderheitenPferdefreundliche Diagonalverladung "American Drive"

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