
Die Neuauflage des vollelektrischen BMW iX xDrive 60 besticht (wie schon sein Vorgänger 2022) im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest mit schier unbändiger Kraft und progressivem Luxus, der vor allem Langstrecken zum puren Vergnügen werden lässt. Die WLTP-Reichweite beträgt bis zu 700 Kilometer. Die 2,5 Tonnen Anhängelast zieht er mit seinen 400 kW/544 PS und 765 Nm mühelos vom Fleck. Als Einstiegspreis für sein Premium-SAV nennt BMW rund 99.900 Euro.
Im wahrsten Sinne des Wortes großspurig tritt er auf mit seinen 4,97 m Länge, 2,23 m Breite (1,97 m ohne Außenspiegel) und 1,70 m Höhe. Dabei wirkt der Elektroriese mit 2.655 kg Leergewicht im eleganten Arctic Blue metallic überhaupt nicht klotzig, im Gegenteil: Seine auf das Wesentliche reduzierte Formensprache und klar gestalteten Flächen verhelfen dem neuen BMW iX zu ausdrucksstarker Präsenz und sportlichem Erscheinungsbild.
Das markante Frontdesign wird insbesondere von der neugestalteten BMW Niere mit einem besonders filigranen Rahmen und einer Struktur aus vertikalen und diagonalen Linien in ihrem Inneren geprägt. Bei unserem Testwagen brillierte sie im „Iconic Glow“ (optional 500 Euro) mit prägnanter Konturbeleuchtung. Apropos Beleuchtung: Serienmäßig bietet die Luxuskarosse adaptive LED-Scheinwerfer, die beim Abbiegen quasi um die Ecke leuchten und bei eigenem Fernlicht den Gegenverkehr nicht blenden. Nicht nur „nice to have“, sondern ein wahrnehmbarer Sicherheitsaspekt. Von der Seite und am Heck betrachtet dominiert die sportliche SUV-Optik.
Einsteigen bitte!
Nach dem Öffnen der schweren Soft-Close-Türen mit ihren rahmenlosen Fenstern beeindruckt die großzügige Raumgestaltung: Selbst Hochgewachsene mit Gardemaß von mehr als 1,90 m sitzen höchst bequem auf den klimatisierten Multifunktionssitzen mit Komforteinstieg, bei dem das Gestühl nach hinten gleitet und erst beim Anlassen in die zuvor eingestellte Position rückt.
Vor allem auf der Langstrecke kann man sich mit unterschiedlichen Programmen den Rücken massieren lassen. Großartig.
Aufgrund des drei Meter langen Radstandes gibt es auch ausreichend Platz für die hinteren Passagiere, die ihre persönliche Klimavorstellungen realisieren und elektronischen Spielzeuge andocken können. Im Testwagen waren alle Sitze und Türbespannungen in hochnoblem Cremeweiß gehalten, das einen eleganten Kontrast zum dunkelgrauen Armaturenbrett bildete. Ob diese Farbgestaltung für den Pferdesportler passend ist, sei allerdings dahingestellt.
Ein ganz besonders luftiges Gefühl nach oben entsteht durch das zwei Quadratmeter große feststehende „Panorama-Glasdach Sky Lounge“. Je nach Sonnenscheinintensität kann die durchsichtigen Scheibe elektrochromatisch milchig verschattet werden.
Durchdacht praktisch
Wer auf eine längere Reise geht, wird sich über die vielen Ablagen und Fächer für Flaschen oder Becher, Knabbereien, Brillen und Co. freuen. Im großen Fach der Mittelarmlehne lässt sich so mancher Kleinkram verstauen, die Induktionsladefläche versorgte das iPhone sogar trotz stabiler Schutzhülle mit Strom. Alternativ gibt es natürlich USB C-Ladebuchsen. Sehr intelligent gelöst ist die griffbereite Unterbringung der Smartphones: In der Armlehne sowohl des Fahrer- als auch Beifahrersitzes befinden sich kleine Schlitze, in denen es aufrecht hineingestellt werden kann. Ein weiterer gut nutzbarer Stauraum befindet sich auf dem flachen Boden in der Mitte unterhalb des Armaturenbrettes zwischen den beiden Vordersitzen und vor den Rücksitzen, wo bei Verbrennern üblicherweise der Mitteltunnel für das Getriebe liegt.
Packen für die (Pferde)Reise
Nachdem sich die Heckklappe per Knopfdruck geöffnet hat, lässt sich in dem 500 Liter umfassenden Laderaum selbst bei noch aufgestellter Rückbank so einiges verstauen, egal ob Reisegepäck, Sättel oder Futtersäcke und Späneballen. Die Rücksitze können zudem ebenfalls per Knopfdruck im Verhältnis 40:20:40 umgeklappt werden. Dann stehen 1.750 l Ladevolumen zur Verfügung. Ganz eben wird die Ladefläche allerdings nicht.
Trotz der mit 109 kWh starken Hochvoltbatterie, die im Fahrzeugboden untergebracht ist, bleibt noch ein geräumiges Fach für Ladekabel oder anderes Staugut im doppelten Boden. Weniger praktisch für das Verstauen höherer Koffer oder auch mitfahrende Hunde ist die Sitzschutzplatte, die komplett herausgenommen und verstaut werden muss. Einen sog. „Frunk“, also einen wie in anderen E-Fahrzeugen vorhandenen Stauraum unterhalb der Motorhaube gibt es nicht.
Total digital
Ein Highlight des neuen BMW iX 60 ist ohne Zweifel die große Vielfalt an digitalen Systemen und die Assistenten für automatisiertes Fahren und Parken. Obwohl überwiegend selbsterklärend, macht es doch Sinn, sich vor der ersten Fahrt mit dem „BMW IDrive“ und seinen digitalen Funktionen vertraut zu machen: Zentrum des Systems ist das leicht zum Fahrer gebogene insgesamt fast 70 Zentimeter breite „Curved Display“. Darauf liegen einerseits alle wichtigen Reiseinformationen im Blick, während etwas weiter rechts auf dem großen Touch Screen alle Funktionen einzustellen sind – von Navigationssystem über das Lademanagement bis hin zu Video-Streaming. Alternativ zum Touch Screen gibt es noch Tasten und das bekannte Controller-Rad in der Mittekonsole, die ebenfalls zur Steuerung u.a. des Navigationssystems oder der Medienauswahl des quasi rollenden Computers genutzt werden kann. Wer nicht gern auf dem Bildschirm herumtappt, kann alle Befehle auch per „Hey BMW“ anmelden und so sein gewünschtes Radioprogramm bestellen.
Maximale Reichweite für Pferdeanhänger: Laden auf 100 Prozent
Eines der hitzigsten Diskussionsthemen rund um die Elektromobilität ist das Laden, das speziell von Kritikern als zu kompliziert, zeitaufwändig und teuer beschrieben wird. Wenig davon ist wahr, im Gegenteil.
Beim Laden unterstützen die BMW Charging App und das Infotainmentsystem bzw. Navigationssystem gleichermaßen. Hier kann nach Kabelsteckertypen und Ladesäulenleistungen gefiltert werden, um die passende Station zu finden. Entscheidend für flottes Weiterkommen ist die Nutzung einer Hochleistungsladesäule, an der das Fahrzeug bis zu 195 kW pro Stunde laden kann. Damit kann der iX xDrive60 bis zu 80 Prozent der Reichweite in 35 Minuten saugen.
Vor der ersten Pferdefahrt haben wir den Stromtank an der heimatlichen Wallbox auf 100 Prozent geladen, weil diese Fahrten – das wussten wir aus Erfahrung – doch reichlich Energie kosten. Mit voller Batterie meldete die Reichweitenanzeige dann 630 Kilometer – ohne Pferdeanhänger natürlich.
Eines bleibt allerdings für längere Reisen mit Pferden zu bedenken: Das Aufladen mit angekuppeltem Pferdeanhänger wird in den meisten Fällen schwierig, weil das Gespann für die Ladestationen zu lang ist. Und vom Abkuppeln samt Pferden wird allgemein abgeraten, es sei denn, am Pferdeanhängerheck sind zusätzliche Stützen montiert.
Pferdeanhänger ankuppeln hochkomfortabel
Bei Fahrzeugen dieser Qualitätsklasse eigentlich eine Selbstverständlichkeit, soll sie aber dennoch erwähnt werden: Die vollautomatisch herausgleitende Anhängerkupplung mit in vielen europäischen Ländern vorgeschriebener Öse für die Befestigung des Bremsseiles.
Pferdeanhänger und Fahrzeug zum Andocken bereit, geht es dank dem gestochen scharfen Bild der Rückfahrkamera an das Kupplungsmaul des Anhängers heran. Besonders hilfreich ist die Umschaltung auf die Anhängeransicht, welche die exakte Fahrtrichtung von der Kupplung des Fahrzeuges in Richtung Anhänger mit einem farbigen Leitstrahl zeigt und ein millimetergenaues Heranfahren ermöglicht.
Keine Angst vor Rückwärtsfahren und Parken
Vor allem Pferdesportler, die (noch) keine große Routine mit Pferdeanhängerfahrten haben, fürchten das Rückwärtsrangieren auf engeren Parkplätzen. Auch das schnurgerade Rückwärtsfahren wird oftmals zur eher schlangenlinienförmigen Herausforderung. Doch damit ist schon länger Schluss.
Einst von Volkswagen 2014 auf den Markt gebracht, gibt es das System für das einfache Rückwärtsrangieren mit Anhänger seit geraumer Zeit u.a. optional auch im BMW: Der Anhängerassistent arbeitet mit einer Vielzahl an Sensoren und Aktoren. Die Hauptaufgabe übernimmt die Rückfahrkamera mit Panoramaansicht mit dem Ultraschallsensorsteuergerät. Damit das System arbeiten kann, muss die Deichsellänge berechnet werden. Dazu schätzt die Rückfahrkamera den Abstand zwischen dem Kugelkopf der Anhängerkupplung und der Achsmitte des Anhängers. Das System erfasst den Knickwinkel des Anhängers während der Vorwärtsfahrt und gleicht diesen Wert mit dem Lenkwinkel des Zugfahrzeugs ab. Somit wird die Deichsellänge errechnet und das System ist für eine Rückwärtsfahrt vorbereitet.
Der Assistent muss dafür in einer kurzen Vorwärtsfahrt mit ein paar Kurven angelernt werden. Danach erscheint nach Einlegen des Rückwärtsganges auf dem Infotainment-Monitor eine Grafik mit Anhänger, drei Richtungspfeilen und einem roten Punkt, der per Touchpad oder Drehregler in die gewünschte Richtung positioniert wird. Anfangs braucht man ein wenig Mut, um dem System zu vertrauen, nach ein paar Metern vorsichtiger Fahrt funktioniert es aber ganz hervorragend. Die Erleichterung besteht vor allem darin, dass der Fahrer nun nicht mehr überlegen muss, in welche Richtung das Lenkrad zu drehen ist, um den Pferdeanhänger nach links oder rechts zu rangieren.
Total entspannt
„Freude am Fahren“ ist seit jeher ein zentraler Bestandteil der Markenidentität – und das auch mit Pferdeanhänger zu Recht. Typisch elektrisch, rollt er leise los, den mit zwei Pferden beladenen rund 2,2 Tonnen schweren Anhänger unbemerkt am Haken. Kein Wunder, wenn 544 PS und 765 Nm Drehmoment am Werk sind. Auf der Autobahn dürfen wir – endlich möchte man sagen – unbesorgt 100 km/h schnell fahren, weil das Leergewicht des BMW iX satte 2,6 Tonnen beträgt und damit die 100 km/-Regelung für Gespanne ausnutzen darf. Auf der Landstraße zieht er souverän an langsamen Traktoren oder Sonntagsfahrern vorbei. Auch tiefer gefurchte Toreinfahrten zum Turnierparkplatz meistert er dank Allradantrieb, adaptiver 2-Achs- Luftfederung und Niveauregulierung perfekt.
Reichweite mit Pferdeanhänger
Unsere Teststrecke zum Ausreitgebiet betrug rund 100 Kilometer, jeweils die Hälfte Autobahn und Landstraßen. Wir fuhren im Economy-Modus, aber mit Tempo 100 auf der Autobahn und 80 km/h auf den Landstraßen. Am Ende nannte uns das Infotainment-System einen Durchschnittsverbrauch von 32 kWh. Das entspricht, man glaubt es kaum, nur rund 3,2 Litern Diesel. (Quelle zum Nachrechnen). Mit unserem auf 100 Prozent geladenen Akku kämen wir also ohne ein Risiko einzugehen je nach Fahrweise 280 bis 300 Kilometer weit.
2.000 Kilometer durch Deutschland
Nach dem gelungenen Test mit Pferdeanhänger freuten wir uns auf die langen „Solo-Fahrten“, auf denen das hochkomfortable Luxus-Mobil auch seine sportlichen Stärken ausspielen konnte. Genuss pur im schallgedämpften Cockpit mit konzertsaal-gleichen Klängen aus dem (allerdings 4.700 Euro teuren) Bowers & Wilkins Surround Sound System, unterstützt von allen Automatismen, welche die moderne Fahrzeugtechnik bieten kann.
Herkömmlicher Tempomat war gestern, heute haben wir den sogar serienmäßigen Driving Assistant professional mit Abstandsregelung und Kennzeichenerkennung, die auch brav befolgt werden – bis hin zum Stopschild oder der roten Ampel. Der Hit ist aber der mit 850 Euro recht preisgünstige Autobahnassistent, der bis zum Tempo von 130 km/h sogar selbstständig den Blinker setzt und überholt, wenn es auf der Mittelspur zu langsam wird, und anschließend wieder zurücklenkt. Bequem fast wie Bahnfahren, nur viel, viel schöner…
Komplett wird die BMW-Testfahrt allerdings mit dem Ausleben des Sportcharakters: Da drückt es einen stark ins bequeme Lederpolster, wenn man das Gaspedal auf der leeren Überholspu komplett durchgedrück wird. Theoretisch von 0 auf 100 in 4,6 Sekunden, allerdings nicht schneller 200 km/h. Reicht aber auch, das pure Sportvergnügen ist ohnehin die Beschleunigung.
Moderater Verbrauch
Der Stromverbrauch erwies sich auf der Autobahnlangstrecke mit rund 20 kWh als sehr moderat, im Stadt-Landstraßen-Mix benötigten wir nur rund 16 kWh, alles jeweils im Eco-Modus mit einigen Überholmanöver-bedingten Sprints. Der niedrige Wert wird speziell auf Landstraßen und in der Stadt durch die Rekuperation erreicht, die, ein wenig umständlich, im Infotainment-System in drei Stärken eingestellt werden kann.
Wird es mit der Reichweite einmal eng, bietet das Fahrzeug auch den Modus „Max Range“, mit dem etwa 20 Prozent mehr Reichweite möglich ist. Allerdings wird dann die Geschwindigkeit auf 90 km/h beschränkt und Verbraucher wie Klimatisierung ausgeschaltet. Im Stadt-Land-Betrieb sank der Verbrauch dann auf etwa 13 bis 14 kWh.
Fazit
Auch die Neuauflage des BMW iX xDrive60 wird allen Ansprüchen an ein Luxus-SUV gerecht: Maximaler Komfort, viel Platz und Sportlichkeit sowie modernste Assistenten bis hin zum fast autonomen Fahren. Mit Pferdeanhänger bietet er eine Reichweite von sicher 250, sehr ökonomisch gefahren auch 300 Kilometern, „solo“ bis zu 700 Kilometern. Der Elektro-Allradler der Premiumklasse hat allerdings auch seinen Preis: 99.900 Euro für die Serienausstattung, 127.690 für den hier beschriebenen Testwagen.
Technische Daten BMW iX xDrive60
Länge (mm) | 4.965 |
Breite (mm) | 1.970 |
Breite mit Außenspiegeln (mm) | 2.230 |
Höhe (mm) | 1.695 |
Bodenfreiheit (mm) | 203 |
Wendekreis (m) | 12,8 |
Kofferraumvolumen (Liter) | 500 - 1.750 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 3.145 |
Leergewicht (kg) | 2.585 |
Zuladung | 640 |
Anhängelast (kg) | 2.500 |
Stützlast (kg) | 100 |
Motor | Elektrosynchronmotor eDrive 5. |
Maximale Leistung (kW/PS) | 400 (544) |
Drehmoment (Nm) | 765 |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 4,6 sek |
Getriebe | 1-Gang-Getriebe |
Höchstgeschwindigkeit km/h | 200 |
Stromverbrauch kombiniert WLTP | 21,9 |
Stromverbrauch Autobahn WLTP | 27,1 |
CO2-Effizienzklasse | A+ |
Batterie-Kapazität in kWh (Brutto/Netto) | 109,1 |
Batterietyp/Brutto Batterie-Kapazizäz | Li-Ion/303 |
Elektrische Reichweite, kombiniert (WLTP) | 563 - 701 |
Ladezeit 10 - 80 % mit max. Ladeleistung DC (195 kW) | 35 Minuten |
Ladezeit 0 - 100 % mit max. Ladeleistung AC an Wallbox (11 kW) | 11:15 Stunden |
Versicherungsklassen Haftpflicht - Teilkasko - Vollkasko | HP 20 / TK 28 / VK 28 |
Neupreis (Serie) | 99.900 inkl. USt. (Stand 8/2025) |
Neupreis Testwagenausstattung | 127.690 inkl. USt. (Stand 11/2022) |
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