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Mit Pferden auf Tour: Stress vermeiden!

Von Doris Jessen, geschrieben am 21. März 2023

Mit Pferden reisen
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Pferdeanhaengertest-Fautras-Oblic-2-24-von-29Egal, ob zu einem Tagesausflug in ein tolles Ausreitgelände oder zum sportlichen Wettkampf: Pferde zu transportieren ist heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Dennoch bedeutet dies in vielen Fällen sowohl für Mensch als auch Tier jedes Mal Stress. Wir geben Hinweise, wie dies bestmöglich zu vermeiden ist. Die Lösung ist wie so oft: Ordentliches Training, passende Ausrüstung und ein sicheres Transportfahrzeug.

 

 

Frühmorgens im Reitstall: Der Pferdeanhänger ist für den Kurzurlaub gepackt, alle Fenster angesichts des sonnigen Wetters geöffnet. Die beidenQuarter Horses Justy und Mara sind mit Transportgamaschen, leichten Decken sowie stabilen Halftern und Stricken transportgerecht ausgestattet. Sie steigen ohne Zögern an ihren Menschen vorbei in den Anhänger, die Heckstangen können geschlossen und die Pferde, vorne bereits mit ihrem Heunetz beschäftigt, in aller Ruhe an den vorhandenen Anbindern eingehakt werden. Heckrampe schließen und los kann es gehen. Zeitaufwand insgesamt rund eine Minute.

Gut erlernte Routine mindert Stress

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Entspannt über fremde Untergründe…

Das war nicht immer so und wird bei so manchen ängstlichen Pferden auch nicht unbedingt jedes Mal so perfekt funktionieren. In jedem Fall aber gilt: Die Tiere müssen möglichst früh, im Idealfall schon als Fohlen oder Youngster, an den Transport herangeführt und gewöhnt werden. Für Thies Böttcher, Horsemanship Trainer und Osteopath in Ammersbek bei Hamburg, ist „die Grundvoraussetzung für ein stressfreies Einsteigen volles Vertrauen (s. auch „Schritt für Schritt zum Erfolg mit Verladen nach Balanced Horse Training„). Das beginnt im Grunde schon im täglichen Umgang. Die konkrete Vorbereitung für das Verladen geschieht dann über korrektes Führen, Bodenarbeit und Gewöhnen an enge Gassen, die zum Beispiel über Strohballen aufgebaut werden“. Auch über Bretter zu gehen, kann eine gute Übung sein. Klappt es trotz allem gar nicht, ist laut Böttcher auch zu überprüfen, ob womöglich ein chronischer Schmerz als Stressfaktor vorliegt.

Bloßes Einsteigen und Füttern in der für sie zunächst unheimlichen Kiste reichen allerdings nicht aus. Anfangs nur sehr kurze Fahrten, von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde sollten es schon sein, bevor es mit einer ersten Reise „ernst wird“. Wer sich das selbst nicht zutraut, sollte sich an einen erfahrenen Trainer wenden. „Wird nur selten gefahren, empfiehlt es sich auch später, gelegentlich eine „Trockenübung“ durchzuführen. Dann wird es am Reisetag kaum Probleme geben“, so Thies Böttcher.

Der Klassiker im Pferdetransport: Der Anhänger

Das Verladetraining ist aber nur ein Aspekt, das Transportmittel der andere. Der „Klassiker“ ist der Pferdeanhänger. Die technische Sicherheit sollte eine Selbstverständlichkeit sein, obwohl einem beim Anblick einiger Uralt-Modelle  auf Reitstallparkplätzen da durchaus Zweifel kommen können.

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Heller Innenraum, flacher Einstieg

Für die Pferde sollte der Innenraum, soweit möglich, einladend sein. Dazu gehören helle Wände, Klappfenster für Licht und Luft, ein Heunetz zur Beschäftigung für längere Fahrten. Zum Einsteigen und in Pausen können Futterkrippen oder mobile Futtereimer gefüllt werden. Für weiteren Fahrkomfort sorgen dick gepolsterte und anatomisch Bruststangen sowie Seitenpolster, an denen sich die Pferde anlehnen können. In der Dunkelheit soll blaues Licht beruhigend wirken: „Wir haben uns auf Basis der Erkenntnisse aus der Farbtherapie und dem Nutztiertransport, wo sich blaues Licht als beruhigend erwiesen hat, 2017 als erster Hersteller dazu entschieden, in unseren Careliner Pferdeanhängern neben weißem auch blaues Licht einzusetzen,“ erklärt Philip Bücker, Geschäftsführer der Bücker Trailer GmbH in Emsdetten. Zwei Jahre später zog Böckmann dann mit dieser Option nach.

Sowohl für die Vierbeiner als auch für die Fahrer im Zugfahrzeug ist ein Fahrgestell mit Radstoßdämpfern oder sogar Schraubenfederfahrwerk zu empfehlen, weil es den Fahrkomfort erhöht. Gerade auf rumpeligen Landstraßen mindert dies den Stress für alle Beteiligten. Dr. Uwe Meyer, Mitglied des Vorstandes der wm meyer AG, verweist auf einen weiteren praktischen Vorteil der Radstoßdämpfer: „Sie sind Voraussetzung für die 100 km/h-Erlaubnis, die neben dem Fahrkomfort ein entscheidender Grund dafür ist, dass heute die Mehrzahl der Hersteller bereits diese Ausstattung serienmäßig oder auf jeden Fall optional anbietet.“

Weithin bekannt ist zudem, dass die sensiblen Tiere auch menschlichen Stress wahrnehmen. Wer also schon bei dem Gedanken ans Rückwärtsrangieren Schweißausbrüche bekommt, muss sich nicht wundern, wenn das Pferd nicht völlig gelassen bleibt. Wenn es dann noch schnell gehen muss…  Wie für das Pferdetraining gilt auch hier: Übung macht den Meister. Für Gespanne ab 4,25 Tonnen Gesamtgewicht ist zwar ein Anhängerführerschein mit praktischer Prüfung erforderlich, ob die dafür erforderlichen Pflichtfahrstunden die erforderliche Routine bringen, mag bezweifelt werden. Mehr dazu hier: Mit Pferdeanhänger einfach einparken.

Komfortable Alternative: Der Kompakt-LKW

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Komfortabel reisen mit einem Kompakt-LKW

Eine Alternative zum insgesamt rund zehn Meter langen Gespann ist der kleine Pferdetransport-LKW mit 3,5 bis 4,5 Tonnen Gesamtgewicht, den man auf Reitstall- und Turnierparkplätzen immer häufiger sieht. Der Markt scheint das breite Angebot durchaus anzunehmen, wie Richard Theurer, Geschäftsführer der TheurerTrucks GmbH & Co.KG berichtet: „Die Tendenz zum Kompakt-LKW ist weiter steigend. Gerade ungeübte Fahrer kommen mit dem PKW-ähnlichen Fahrverhalten, das zudem keine Schlingergefahr mit sich bringt, besser zurecht. Durch das Schraubenfederfahrwerk ist auch der Fahrkomfort sehr hoch“, erklärt Theurer.

Auch die Pferde haben’s bequemer: Sie steigen in der Regel seitlich über eine breite LKW-Rampe ein und müssen sich nur ein wenig drehen, um dann mit dem Kopf gegen die Fahrtrichtung angebunden zu werden. Hinaus geht es umgekehrt genauso einfach. Diese Position und viel Platz soll das Wohlbefinden der Pferde deutlich steigern, wie die Studie „Effects of Transport Conditions on Behavioural and Physiological Responses of Horses“ der Wissenschaftlerinnen Barbara Padalino (Universität Bolgona, Italien) und Sharanne Raidal (Charles Sturt Universität, Wagga Wagga, Australien) aus dem Jahr 2020 dokumentiert. *

Ein weiteres Argument: Die 3,5-Tonner sind mit dem herkömmlichen Führerschein zu fahren und unterliegen auch nicht der 80 km/h-Regelung wie die meisten Gespanne. Allerdings ist die Zuladung hier genau zu überprüfen. In den meisten Fällen beträgt sie 850 bis maximal 1.100 kg, was für kleine Stuten mit Fohlen oder zwei Pferde wie zum Beispiel Ponys oder auch Aaraber ausreichen kann. Wer noch mehr transportieren möchte, kann auch noch einen bis zu 2,5 Tonnen schweren Pferdeanhänger ankuppeln, denn so hoch ist die Anhängelast der Kompakt-LKW.

Der Luxus für die Pferde und ihre Menschen hat allerdings seinen Preis: Wenigstens 60.000 Euro muss man für ein Neufahrzeug schon anlegen. Damit wird es für die meisten Westernreiter wohl günstiger sein, sich doch mit der Gespann-Lösung anzufreunden – Führerschein und Rückwärtsrangieren inklusive …

Weitere Informationen zum Thema Verladen

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