Mit dem seit Frühjahr 2015 neuen Zwei-Pferdeanhänger Gold Touring hat Cheval Liberté ein Modell auf den Markt gebracht, das mit hohen Aluminium-Seitenwänden und der Beschränkung des Polyesteranteils aufs Minimum sowie dem Vollaluminiumboden dem Trend nach möglichst viel robustem Alu-Anteil folgt. Zusammen mit der flexibel schwenkbaren Trennwand, dem Frontausstieg und serienmäßigen Klappe-Tür-System hat es sich im Pferdeanhängertest als recht praktisches Fahrzeug für den multifunktionalen Einsatz erwiesen, das mit seinem Pullman-2-Fahrwerk ein hervorragendes Fahrverhalten aufweist. Wie immer bei Cheval Liberté interessant ist der Preis von 9.790 Euro. Zum Test zur Verfügung gestellt wurde das Fahrzeug vom PKW-Anhänger-Center Ahrens.
Die letzten Jahre und ein Blick auf die Turnierplätze beweisen: Der Trend geht eher weg vom bunten Polyesterpferdeanhänger mit Glitzereffekt hin zum bodenständigen Aluminiumanhänger, der nun bei nahezu allen Herstellern in vielen Varianten und Preislagen erhältlich ist. Innerhalb der Aluminiumbauweise werden zudem die Modelle mit hohen Seitenwänden und kleinem Polydach und –bug immer beliebter. Dementsprechend hat nun auch Cheval Liberté mit seinem neuen Gold Touring so ein Fahrzeug auf den Markt gebracht, das zudem noch einen Frontausstieg hat. Allerdings muss man hier – konstruktionsbedingt – auf eine Sattelkammer verzichten.
Lobenswert: Vollausstattung
Abgesehen davon ist der Touring aber wie alle Cheval Liberté Pferdeanhänger bereits in der Serie voll ausgestattet: Am Heck ein Rampe-Türsystem, Seitenpolster, Trittschutz sowie Reserverad mit Halter, so dass der Käufer für den Preis von rund 6.500 Euro tatsächlich – bis auf den praktischen äußeren Anbindebügel vielleicht – nichts mehr hinzukaufen muss.
Von außen wirkt der Touring durch den leicht aerodynamischen schwarzen Bug und das im Kopfbereich der Pferde nach oben geschwungene Dach recht flott. Durch diese Erhöhung ergibt sich eine Innenhöhe von 2,30 Metern. Am Heck steigt die Dachlinie ebenfalls etwas an, allerdings ist am Dachabschluss eine Aluschiene für die dritte Bremsleuchte und den Hinweis „Achtung Pferde“ angebracht, die den Einstieg etwas niedriger macht. Eine große „Teststute“, die ihre Missbilligung gegen das Verladen mit Kopfhochreißen dokumentierte, sah dies als willkommene Einladung, sich dem Transport zu widersetzen. So jedenfalls die Live-Erfahrung im Testzeitraum, die allerdings – zugegebenermaßen – überwiegend in der schlechten Erziehung der Stute begründet lag. Ein ebenso großer Wallach hatte damit nämlich keinerlei Probleme.
Sehr flache Heckrampe
Das Modell Touring liegt mit nur 35 Zentimetern Einstiegshöhe sehr tief, wodurch sich zusammen mit der sehr flach aufliegenden Heckrampe ein für die Pferde sehr angenehmer Einstiegswinkel ergibt. Die Rampe ist mit dem üblichen rutschfesten Trittleistengummi belegt und einem Aluminiumahmen mit integrierter Stahlverstärkung eingefasst, wirkt stabil und klappert nicht. Speziell auf Asphalt ist dies den Gummischienen zu verdanken, mit denen die Rampe sanft am Boden landet und sicher aufliegt. Allerdings ging eine kleine Abdeckung rechts an der Rampe recht schnell verloren, der jedoch leicht zu ersetzen und einfach aufzustecken ist.
Mit derselben Technik ist auch der Frontausstieg an der linken Seite ausgestattet. Die leicht bedienbare Ablaufklappe ist zweigeteilt, was zwei Vorteile mit sich bringt: Sie ist sprichwörtlich leicht im Handling und das obere Drittel ist als Fenster nach hinten zu klappen und zu arretieren, was zum Beispiel auf dem Turnier für Frischluft sorgt. Natürlich kann man dort auch die gesamte Rampe offen lassen. Durch den extrem tiefen Schwerpunkt ist auch der Ausstiegswinkel auch hier sehr flach, Länge und Breite reichen völlig aus.
Der serienmäßige Aluminiumprofilboden ist mit einer acht Millimeter dicken und sehr griffigen Gummimatte beklebt und an den Rändern versiegelt. Auf Durchrottung gibt es fünf Jahre Herstellergarantie.
Die Inspektionstür befindet sich auf der rechten Fahrzeugseite. Sie ist mit einer verchromten Klinke, die gut in der Hand liegt, einfach zu öffnen. Für das sichere Schließen sorgt eine Dreipunktverriegelung und gegen Langfinger kann man sie auch abschließen. Ob das allerdings Sinn macht, wenn gegenüber der Frontausstieg mit den klassischen Haken zu öffnen ist, bleibt fraglich. Gegen Klappern und Wassereintritt ist die Tür mit Gummi abgedichtet. Sie fällt auch bei Wind oder schrägem Stand nicht ungewünscht zu, da sie an einem Gummistopper festgehakt werden kann.
Immer gut durchlüftet
Am Heck wird der Anhänger durch ein automatisch aufrollbares Windschott geschlossen, an dem eine ausreichend lange Strippe befestigt ist, so dass selbst sehr kleine Personen keine Probleme beim Herunterziehen haben. Zusätzlich gibt es noch einen Kunststoffauftritt. Das Windschott hat gegenüber den üblichen Planen den Vorteil, dass es Luft und bedingt Licht hindurchlässt, während Regentropfen draußen bleiben.
Während der Fahrt sorgen zwei Schiebefenster für ausreichend Luft. Sie sind nicht wie bei den meisten Modellen dieser Art in der seitlichen Bordwand angebracht, sondern weit vorne kurz hinter dem Polybug, also im schräg nach vorne verlaufenden Teil der Seitenwand. Dadurch ergibt sich eine gute Belüftung, zu öffnen und zu schließen sind sie ganz praktisch von außen. Vorne befindet sich zudem ein Wind- und Wasserabweiser aus durchsichtigem Kunststoff, so dass die Fenster bei Schlechtwetter immer noch teilweise geöffnet werden können.
Schwenkbare Wände
Typisch für alle Anhänger mit Frontausstieg ist auch das Modell Touring mit einer um einen Mittelpfosten schwenkbaren Trennwand ausgestattet. Sie besteht im oberen Drittel aus Aluminium, nach unten hin aus einer transparenten und stabilen PVC-Plane. Beide Teile lassen sich schwenken, so dass der hintere Bereich auch breit gestellt werden kann, was für Verladeneulinge angenehmer sein mag. Der vordere Trennwandteil ist serienmäßig sehr hoch, um eventuelle Streithähne sicher zu transportieren.
Das Öffnen und Schließen der höhen- und längenverstellbaren Brust- und Heckstangen funktionierte einwandfrei, auch die Trennwand ließ sich für das Aussteigen leicht bewegen. Etwas aufpassen muss man beim Schließen der Sicherungsringe an den Boxenstangen, weil sie recht schnell zuschnappen und dabei leicht ein Finger eingeklemmt wird. Mit ein bisschen Routine war das aber kein Problem. Der Vorteilo gegenüber den üblichen Häkchen ist allerdings, dass sich hier keine Schweifhaare verfangen können.
Angebunden werden die Pferde links und rechts an jeweils sehr stabilen und vor allem großen halbrunden Bügeln, durch die sich wirklich jeder noch so stabile Strick mit einem Griff durchfädeln lässt. Auch ergibt sich hier keinerlei Verletzungsgefahr.
Um im glücklicherweise seltenen Fall, dass ein Pferd über die Bruststange steigen sollte, die Panikentriegelung von außen zu öffnen, ist es egal, ob die Stange auf der mit 1,22 Metern höheren oder 1,02 Metern niedrigen Einstellung eingehakt ist.
Da zwei Pferde wegen der hohen Trennwand nicht aus einem Heunetz fressen können, gibt es vorne links und rechts jeweils am Ende des Aluaufbaus eine kleine Öse.
Gegen Schäden an der Innenwand schützt eine etwa einen Meter hohe schwarze Kunststoffplatte. Darüber befinden sich weiche Seitenpolster zum bequemen Anlehnen der Pferde.
Vorbildlich: Das Fahrverhalten
Grundsolide ist das gesamte Fahrgestell: Die V-Deichsel ist verstärkt und auch das mittig angeordnete Automatikstützrad ist stabil und das Fahrzeug damit sehr leicht auf- und abzukurbeln. Eine clevere Idee ist der an diesem großen Stützrad angebrachte, halbrund verlaufende Rangiergriff. Dadurch ergibt sich ein sehr günstiger Hebel, um das Fahrzeug von Hand zu bewegen.
Wie alle Cheval Liberté Modelle (außer den Modedellen „Gold First“) erfreut auch der Touring bereits auf der ersten Testfahrt durch seine hervorragenden Fahreigenschaften, die dem mittlerweile seit vielen Jahren bewährten Pullman-2-Schraubenfederfahrwerk zu verdanken sind. Das Schraubenfederfahrwerk mit Einzelradaufhängung nach Automobilstandard sichert eine komfortable Fahrt, egal über welchen unruhigen Untergrund, so dass man den Anhänger bereits nach den ersten Metern außer im Rückspiegel kaum mehr wahrnimmt. Die Auflaufeinrichtung aus dem Hause Knott bremst sanft.
Fazit
Das Modell Cheval Liberté Gold Touring ist ein robustes Aluminiumfahrzeug mittlerer Größe in dem immer beliebteren Design mit hohen Seitenwänden und schwungvoller Dachkonstruktion. Der Frontausstieg ist praktisch, vor allem auf dem Turnier bietet er viel Licht und Luft. Hervorzuheben ist zudem das serienmäßige Klappe-Tür-System und natürlich das komfortable Fahrverhalten des Pullman-2-Fahrwerkes. Mit 9.790 Euro (Stand 6/22) liegt er im mittleren Preisbereich des Wettbewerbs.
Das gleiche Modell gibt es im Übrigen auch mit Sattelkammer für 10.680 Euro (Stand 6/22).
Technische Daten Cheval Liberté Gold Touring
Gesamtlänge
Innenlänge
Gesamtbreite
Innenbreite
Gesamthöhe
Innenhöhe
Heckklappenscharniere
Gesamtgewicht
Zuladung
Stützlast
Bereifung
100 km/h Zulassung
Zubehör
Fahrwerk
Schraubenfederfahrwerk
Radstoßdämpfer
Bodenmaterial
Gummiboden
Seitenpolster
Trittschutz
Automatikstützrad
Zubehör, Höhenverst. Brust/Heckstange
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