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Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest VW Arteon Shooting Brake e-Hybrid Elegance: Athletischer Edelkombi auf leisen Sohlen

Von Doris Jessen, geschrieben am 28. März 2022

VW Artteon Shooting Brake eHybrid
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VW-Arteon-Shooting-Brake-eHybrid_WPlug-in Hybride boomen. Und so war es nur konsequent, ein solches Modell einmal vor den Pferdeanhänger zu spannen. Als „Premiere“ schickte Volksawagen seinen VW Arteon Shooting Brake eHybrid mit 1.4 TSI Turbobenziner, 218 PS und bis zu 1900 kg Anhängelast (bei 8 Prozent Steigung). Er bewährte sich nicht nur als Arbeitstier, sondern fiel auch als stylisher Edel-Kombi mit Business Class Outfit auf. Der Serienpreis beginnt bei 53.270 Euro.

Zugegeben, wir waren etwas skeptisch vor der Ankunft des so völlig neuen Fahrzeug-Konzeptes. Wie das wohl funktionierte in der heimatlichen Garage? Und wie weit käme er wohl, reichte die „zero emission“ für die insgesamt 32 Kilometer bis zum Stall und zurück oder eine Stadtfahrt? Denn nur dann machte die innovative Hybrid-Technik ja Sinn. Viele Fragen zu einem noch relativ neuen Thema, die während der zweiwöchigen Testfahrten alle beantwortet wurden.

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Exterieur: Progressive Sportlichkeit

Und da stand er nun: Im strahlenden Eisvogelblau, ein avantgardistischer Allrounder, mit dem Volkswagen das Thema „Variant“ völlig neu interpretiert und ihm einen progressiven Look verpasst: Das Design der Arteon Frontpartie wird durch das Zusammenspiel der langen und breiten Motorhaube mit der dominanten Kühlermaske und den hier direkt integrierten LED-Scheinwerfern geprägt. Ab Höhe der B-Säulen ist das Design des neuen Arteon Shooting Brake nach hinten hin eigenständig. Die Dachpartie und mit die seitlichen Glasflächen sind zum Heck hin stark eingezogen, die Radhäuser hingegen ausgestellt. Durch die sehr kraftvolle Schulterpartie entsteht trotz der Funktionalität eines Fünftürers die Anmutung eines dynamischen Sportwagens. Auch in der Aerodynamik macht sich das mit einem niedrigen cw-Wert von nur 0,265 bemerkbar.

Interieur: Exklusive Business Class

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Hochelegante Sitze

Also hinein in den Edelkombi! Die Türen öffnen sich schlüssellos wie dies heute schon fast selbstverständlich ist. Wir nehmen Platz auf den bequemen Leder-Sportsitzen und lassen sie elektrisch in die passende Position surren, Lordosenstütze inklusive. Auf längeren Fahrten kann man sich auch den Rücken massiere lassen.

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Mordernes Cockpit

In der obersten Ebene der Schalttafel und Türverkleidungen fallen uns die sehr hochwertig gestalteten Kunstlederoberflächen auf, die durch Ziernähte veredelt werden und an dieser Stelle optisch durchaus als Premiumklasse durchgehen. Ein Highlight sind die rahmenlosen Fenster an allen vier Türen, die den Sportcharakter betonen. Das hat sonst kein Modell der Kombiklasse.

Für lange Beine und hoch getragene Köpfe

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Bequem für Hinterbänkler

Sowohl vorne als auch auf den Rücksitzen bietet der 1,16 m lange Fußraum – der größte der Klasse übrigens – und eine außergewöhnlich komfortable Innenhöhe von knapp 1,2 m vorne und 88 cm hinten auch sehr großen Personen ausreichend Platz. Die Übersicht ist nach allen Seiten sehr gut.

Für längere Reisen praktisch ausgestattet ist der Arteon mit Ablagen und Staufächern aller Art. Auch beim (Pferdereisen-) Gepäck muss man sich kaum beschränken, wie wir auf unserem Tripp zum Reiterhotel Baumanns Hof mit Pferd und Hund festgestellt haben. Bei normal gestellten Rücksitzen sind es 565 Liter Stauraum, legt man die Rücksitze um, entstehen maximal 1.632 Liter. Wer allerdings schwere Säcke oder Späneballen transportiert, wird den mit der Ladekante abschließenden Ladeboden vermissen.

Erst mal aufladen

VW-Arteon-Shooting-Brake-eHybrid_W-34-e1628759586511VW-Arteon-Shooting-Brake-eHybrid_W-AufladenBei seiner Ankunft in Hamburg kam der Arteon mit leeren Akkus an. Also erst mal an den Strom. Die Steckdose befindet sich vorne im Kühlergrill links neben dem VW-Logo. Man muss beherzt auf den Deckel drück, bis er aufspringt. Das fünf Meter lange und recht schwere Ladekabel befindet sich doppelten Boden des Kofferraums neben einem zweiten Kabel, das zum Aufladen an öffentlichen Stromzapfsäulen dient.

Der Arteon verfügt als Plug-in Hybrid über eine Batterie mit einem Energiegehalt von 13 kWh. An einer normalen Haushaltssteckdose mit 2,3 kW Ladeleistung pro Stunde dauert das Laden rund sechs Stunden. Ausreichend Zeit also bis zur abendlichen Fahrt in den 16 Kilometer entfernten Reitstall.

Bevor wir losfahren konnten, musste das Ladekabel erst einmal raus. Auto öffnen, Hund einladen und vorne das Kabel lösen. Ging nicht. Vielleicht die Zündung einschalten? Den Motor anlassen? Keine Chance, der Stecker saß bombenfest. In Ermangelung einer Gebrauchsanweisung – die gibt es nur noch Online, wofür man allerdings ein gutes Netz braucht – musste die Presseabteilung weiterhelfen. Das Rätsel war schnell gelöst: „Du hast nach dem Aufschließen des Wagens 30 Sekunden Zeit, um das Kabel zu lösen, anschließend tritt eine Sperre ein, damit es an öffentlichen Ladesäulen nicht von Fremden entfernt werden kann“, so Martin Hube von der VW Pressestelle. Ahja, gut zu wissen… Der Ordnung halber sei erwähnt, dass dies einem Käufer wohl kaum passieren wird, weil derlei Geheimnisse sicherlich bei der Übergabe gelüftet werden.

Auf Samtpfoten emissionsfrei zum Stall

Das Kabel verblieb in der Garage und los konnte es gehen. Die Zündung eingeschaltet, erwacht das System völlig lautlos zum Leben. Nur das Wort „Ready“ im digitalen Informationsdisplay beweist die Fahrbereitschaft und weist 47 Kilometer Batterie-Reichweite aus. Wir starten im Hybrid-Modus, d.h. der Arteon fährt so lange elektrisch, bis die Batterie leer ist. Erst oberhalb von 130 km/h wird sich der Verbrenner – in diesem Fall ein 1.4 l Turbobenziner – hinzu schalten und der Elektromotor nur noch unterstützen. Aber so weit sind wir noch nicht.

Die Automatik auf D gestellt, rollt er leise aus der Garage und ebenso geht es weiter – mit grünem Strom völlig emissionsfrei bis zum Stall.

Es ist tatsächlich ein beeindruckendes Erlebnis, wie auf Samtpfoten dahinzugleiten, ohne jegliches Geräusch, denn auch das 6-Gang-DSG-Getriebe schaltet völlig unbemerkt. Dies ist im Übrigen zu bedenken, wenn man Radfahrer überholt oder sich Fußgängern nähert, die sich gerade anschicken, die Straße zu überqueren. Auch sie hören nämlich – nichts.

Mit Pferdeanhänger unterwegs

Bis vor kurzem gab es nur wenige Plug-in Hybridfahrzeuge, die einen Pferdeanhänger – also wenigstens 1.500 bis 1.600 kg – an den Haken nehmen durften. Das hat sich glücklicherweise geändert (s. auch „Auf der Überholspur: Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge für den Pferdeanhänger-Betrieb – wieviel dürfen sie ziehen?“). Unser Pressetestwagen weist in den Papieren eine Anhängelast von 1.600 kg bei einer Steigung von 12 Prozent aus, bei 8 Prozent dürfen es sogar 1.900 kg sein. Das reicht für unseren Ifor Williams HB 511 mit einem Pferd.

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Mit der Zoom-Funktion rangiert es sich leicht an die Kupplung heran

Der Arteon verfügt wie alle VW-Modelle über eine halbautomatische Anhängerkupplung, die auf Knopfdruck aus der Halterung gleitet und sprichwörtlich mit einem Fußtritt arretiert wird. Das Heranfahren an die Pferdeanhängerdeichsel ist mit Hilfe der Rückfahrkamera erwartungsgemäß punktgenau schnell erledigt. Anhänger angekuppelt, Strom angeschlossen und Bremsseil eingehängt, geht es los.

Arteon_Reichweitenmonitor-1Wir waren am Stall mit einer Restreichweite von 32 Kilometern angekommen. Nun waren wir gespannt, wie weit uns diese mit Anhänger bringen würde. Auch mit Anhänger startet der Arteon lautlos und zieht dank 400 Nm Drehmoment und 218 PS die insgesamt 1.650 kg schwere Last mühelos vom Fleck. Nach 32 Kilometern emissionsfreier Fahrt meldete das System dann „Reichweite 0 km“ und es ging mit Benzin weiter.

Allerdings sprang je nach Streckenverlauf – etwa bei schnurgerader Strecke oder bei langsamer Ortsdurchfahrt – immer wieder kurz der Elektromotor an, während der Verbrenner Pause machte. Das liegt an der „prädikativen Hybrid-Strategie“, deren intelligente Software dazu beiträgt, die elektrische Energie optimal zu nutzen. Nachdem wir im Navigationssystem unser Ziel eingegeben und den Travel Assist aktiviert haben, nutzt das System die Kartendaten in Kombination mit dem GPS, um auf der Strecke zum Beispiel vor Kurven oder Ortseinfahrten frühzeitig zu bremsen, um diese Energie zur Rekuperation zu nutzen und damit die Batterien immer wieder etwas aufzuladen. Auf diese Weise verbrauchten wir im Eco-Modus auf mit Anhänger auf 280 km mit Anhänger rund 7 Liter Benzin.

Sowohl auf Landstraßen als auch Autobahnen lag das Gespann bis zur erlaubten Geschwindigkeit vom 80 km/h perfekt ruhig, auch etwas flottere Überholmanöver etwa von Traktoren oder langsamen LKW waren problemlos möglich.

Travel Assist & Co

Ohne Fehl und Tadel und vor allem intuitiv bedienbar ist alles rund um Bordcomputer und Infotainment: Die Zieladresse ist per Sprachbefehl oder manuell schnell auf dem 8-Zoll-Touchscreen eingegeben.

VW-Arteon-Shooting-Brake-eHybrid_NavigationDas Navi zeigt dann nicht nur die Strecke, sondern auch die mit Pferdeanhänger erlaubte Höchstgeschwindigkeit, die in unserem Fall auf 80km/h eingestellt wurde, sowie – ganz wichtig – Überholverbote.

Das Smartphone war in wenigen Minuten gekoppelt und kann auf dem Induktionsfeld aufgeladen werden. Das allerdings nur, wenn es nicht in einer dicken Schutzhülle steckt. Ganz neu sind die sog. Touch-Slider, mit denen zum Beispiel die Klimaanlage oder die Lautstärke auf dem Multifunktionslenkrad geregelt wird. Hier gleitet man mit dem Finger auf einer Art Wippe entlang und erhält aber zusätzlich eine leise knisternde Rückmeldung, wenn die gewünschte Position erreicht ist. Nicht lebenswichtig, aber nice to have, wie man so schön sagt.

Der schon erwähnte Travel Assist berechnet nicht nur den automatischen Einsatz der Antriebssysteme. Bei aktivem ACC (automatische Distanzregelung) bremst und beschleunigt der Wagen je nach Geschwindigkeit des vorweg fahrenden Fahrzeuges, berücksichtigt Geschwindigkeitsvorgaben und verzögert vor Kreuzungen oder Kreisverkehren. Weitere Hilfswillige sind Spurhalter und die dynamische Fernlichtregulierung, welche die Fahrbahn und deren Randbereiche maximal ausleuchten, während der vorausfahrende oder entgegenkommende Verkehr nicht geblendet wird.

Fusion aus Elektro und TSI

Natürlich haben wir den Arteon auch ohne Pferdeanhänger gefahren. Nach den gemütlichen Fahrten im Eco-Modus macht es Sinn, auch die anderen Fahrprogramme einmal auszuprobieren – Comfort, Normal und Sport. In letzterem geht es flott voran. Wer beim Beschleunigen gerne einmal in den Sitz gedrückt wird, drückt den GTE-Knopf. Dann fusionieren die E-Maschine und der Turbobenziner und der Arteon schießt mit maximaler Systemleistung voran und bringt einen in 7,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Wir haben das Tempo auf der Autobahn bis 208 km/h ausprobiert, bei dem das Fahrzeug immer noch ruhig auf der Straße lag, bei 212 km/h wäre die Spitze erreicht gewesen.

Der Kraftstoffverbrauch ist schwer zu bestimmen, war er doch sehr stark davon abhängig, welche Strecken wir rein elektrisch fahren konnten: Auf den täglichen 32 Kilometer zum und vom Reitstall wurde nicht einmal die Batterie leer. Im gemischten Betrieb kamen wir auf rund 3 Liter.

Lokal Zero Emission am Ziel

Um in der Stadt emissionsfrei zu fahren, kann man im Hybridmodus ausreichend elektrische Energie reservieren. Dafür geben wir beim Start im Infotainmentsystem ein, wieviel Prozent der Batteriekapazität im Zielgebiet noch verfügbar sein sollen. Das geht auch mit nicht vollgeladener Batterie, weil sie unterwegs immer per Rekuperation geladen wird.

Lohnt sich der eHybrid als Pferdeanhänger-Zugfahrzeug?

Im Zugbetrieb ergab sich keinerlei Unterschied zu einem Fahrzeug mit traditionellem Antrieb. Vor der Anschaffung eines eHybrid-Modells ist allerdings zu bedenken, dass sich dieser Antrieb nur für Personen eignet, die überwiegend Kurzstrecken von maximal rund 50 Kilometer am Tag fahren und – das ist wichtig – eine Stromlademöglichkeit nahe am Haus oder am Arbeitsplatz haben. Die Batterie an haushaltsüblichen Steckdosen zu laden dauert rund sechs Stunden, investiert man in eine Wallbox immerhin noch drei bis vier Stunden. Wer dafür öffentliche Stationen nutzen muss, wird wenig Freude haben. Auch das konnten wir übrigens ausprobieren: Das Lloyd-Schuh-Outlet in Sulingen bietet seinen Kunden an, das Fahrzeug während des Einkaufs kostenlos zu laden. Dafür ist das zweite im Kofferraum liegende Kabel mit dem passenden Stecker erforderlich. In einer guten halben Stunde konnten wir dann für 11 Kilometer Strom tanken.

Fazit

Der VW Arteon Shooting Brake eHybrid ist ein topschicker Edelkombi, der sich durchaus für den Pferdeanhänger-Zugbetrieb eignet, auch wenn man damit sicherlich nicht durch tiefen Matsch spuren möchte. Die Zugeigenschaften waren während aller Testfahrten sehr gut, ohne Anhang machte er noch mehr Spaß. Das Platzangebot für Passagiere und Gepäck ist überraschend großzügig. Der Serienpreis liegt bei 53.270 Euro (Stand August 2021), mit allen Extras im Pressetestwagen kommen noch einmal rund 11.500 Euro hinzu.

Technischen Daten

Technische Daten VW Arteon Shooting Brake e-Hybrid Elegance

Länge (mm)4.866
Breite (mm)1.871
Breite mit Außenspiegeln (mm)2.110
Höhe (mm)1.460
Bodenfreiheit (mm)138
Kofferraumvolumen (Liter)565 - 1.632
Wendekreis

11,9
Zul. Gesamtgewicht (kg)2.290
Leergewicht (kg)1.816
Zuladung474
Anhängelast (kg)1.600 bei 12% / 2.000 bei 8% Steigung
Stützlast (kg)90
MotorTSI 4-Zylinder 115 kW (156 PS) + 85 kW (114 PS) E-Motor
Maximale Leistung (kW/PS)160 / 218
Beschleunigung 0 - 100 km/h7,8 sek
Drehmoment (Nm bei 1/min)400
Höchstgeschwindigkeit km/h222
Verbrauch Liter/100 km WLTP (Herstellerangaben) kombiniert1,3 - 1,5
Stromverbrauch kW/h12,1 - 12,9
Elektrische Reichweite in km (WLTP kombiniert)57
SchadstoffklasseEuro 6d-Temp
CO2-Emission (g/kg)30 - 33
CO2-EffizienzklasseA+
Versicherungsklass Haftpflicht - Teilkasko - VollkaskoHP 15 / TK 23 / VK 25
KFZ-Steuer28
Neupreis in Euro
(Serie)
53.270
Neupreis in Euro Testwagenausstattung64.810

Weitere Informationen auf www.Volkswagen.de

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