Fahrbericht Kia EV9 AWD GT-line: Großräumiges Elektro-Zugpferd mit 2,5 Tonnen Anhängelast

Mit einer Länge von 5,01 Metern überragt der Kia EV9 selbst den Sorento um 20 Zentimeter und lässt sich maximal mit sieben Sitzplätzen bestücken. Der Testwagen fährt in der Sechssitzer-Variante mit „Relaxation“-Einzelgestühl in der zweiten Reihe vor.

Durch die Namensbezeichnung „EV“ gibt es sodann wenig Rätselraten um die Antriebsform: In der Basis mit Heckantrieb ausgestattet, besitzt der allradgetriebene Kia EV9 Testwagen jeweils einen permanenterregten Synchronmotor an der Vorder- und Hinterachse. Die Systemleistung beträgt maximal 283 kW/385 PS und das Drehmoment beläuft sich auf bis zu 700 Nm. Das sollte auch Pferdeanhänger bis zu 2,5 Tonnen auf ruppigem Geläuf mehr als ausreichend sein.

Diese Anhängelast ist im Übrigen – neben dem BMW iX – derzeit noch eine Seltenheit im Elektrosegment.

„Solo“ schießt der deutlich über 2,7 Tonnen schwere Koloss (als GT-Line) in nur 5,3 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit wird auf 200 km/h begrenzt. Die netto 95,0 kWh große Lithium-Ionen-Batterie soll derweil WLTP-Reichweiten von bis zu 505 Kilometern ermöglichen (Stromverbrauch kombiniert: 22,8 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km)².

Wie fährt sich der Kia EV9 AWD GT-Line?

Auch wenn das Stahlfahrwerk auf der komfortablen Seite des Lebens daheim ist, ist der EV9 keineswegs verlegen, auch engere Kurven sportiv zu meistern. Die Lenkung arbeitet ausreichend direkt. Die beiden Elektromotoren bringen ihre Leistung sauber auf die Straße und auch die Höchstgeschwindigkeit wird anstandslos erreicht.

Fix wieder am Start dank hoher Ladeleistung

Richtig Freude kommt dann beim Laden auf. Das 800-Volt-System des EV9 erlaubt an geeigneten HPC-Ladestationen eine maximale Ladeleistung von 210 kW, die selbst unter winterlichen Testbedingungen erreicht wurde. Da geht es schon ziemlich flott von 10 auf 80 Prozent, die 24 Minuten des Herstellers wirken da durchaus glaubhaft.

Reichweite enttäuschend

Aus dem Reich der Mythen entspringt dagegen die Gesamtreichweite von rund 500 Kilometern. Mehr als 380 Kilometer zeigte der Bordcomputer selbst bei einer 100 Prozent geladenen Batterie nicht an, auf Langstrecken bleiben zwischen fünf und 80 Prozent sogar nur noch knapp 290 Kilometer übrig. Mit Pferdeanhänger dürfte sich diese noch weiter deutlich reduzieren.

Hier kocht also auch Kia nur mit Wasser, wobei sich der Stromdurst über eine knappe Testwoche hinweg auf etwa 25 kWh je 100 Kilometer (ohne Ladeverluste) eingependelt hat.

Zählt man das extra Klimadisplay dazu, besteht das Cockpit des EV9 aus drei Bildschirmen. Die Bedienung geht leicht von der Hand, es gibt ausreichend Lademöglichkeiten und Staufächer.

Viel Platz für (Pferdesport-) Familien

Viel Platz im Cockpit

Wer mit viel Pferdegepäck regelmäßig zu Turnieren oder mit drei oder mehr Kindern in den Urlaub reist, landet schnell im Van-Segment. Für alle, die an dieser Stelle aus dem bekannten Kasten-Baumuster mit Diesel ausbrechen wollen, kann der elektrische EV9 eine interessante Alternative sein.

Das Relaxation-Gestühl im 6-Sitzer

Doch es kommen auch Fragen auf bei der Platzgestaltung. Würde der 1,94 Meter große Autor hinter sich selbst sitzen wollen, ist es da nicht mehr weit her mit dem Knie- und Beinraum. Außerdem wirkt das beheiz- und kühlbare Relaxation-Gestühl der Sechssitzer-Variante alles andere als entspannend.

Speziell für das große Turniergepäck – man denke an mobile Paddockstangen oder Futtertonnen – ist der noch dazu preisgünstigere Siebensitzer die praktischere Variante. Sie bietet nicht nur einen Sitzplatz mehr, sondern auf Knopfdruck auch eine durchgehende Ladefläche. Der Kofferraum selbst fasst zwischen 333 und 2.318 Liter – zusätzlich gibt es bei der Allrad-Variante weitere 52 Liter unter der Fronthaube.

Gute Verarbeitung, hilfreiche Assistenten

Positiv fällt das Urteil der Scout24.de-Tester zur Verarbeitungsqualität aus: Hochwertiger (und tierfreier) Innenraum, gute Übersichtlichkeit und Bedienbarkeit des Infotainment-Systems. Apple CarPlay und Android Auto funktionieren kabellos und es stehen ausreichend USB-C-Steckplätze zur Verfügung. Gleichermaßen erwähnenswert sind die gut funktionierenden Assistenten.

Der Kofferraum fasst zwischen 333 und 2.318 Liter. Sperrige Gegenstände transportiert man allerdings besser mit der Siebensitzer-Variante, da es mit dieser keine störenden Lücken zwischen den umgelegten Sitzen gibt.

Fazit

Für die große (Reiter-)familie taugt der Koreaner ebenso wie für ausgedehnte Transportaufgaben – der Siebensitzer mehr als der Sechssitzer. Mit 385 PS darf die allradgetriebene GT-Line zudem bis zu 2,5 Tonnen schwere Pferdeanhänger an den Haken zu nehmen. Per 800 Volt-Technik werden Ladepausen auf ein zeitliches Minimum reduziert. Die Haare in der SUV-Suppe? Eine schlechte Übersichtlichkeit, die überschaubare Langstreckenreichweite (5-80 Prozent ca. 290 km) und die, für große Menschen, kaum nutzbaren Relaxation-Sitze.) Preislich liegt der Kia EV 9 AWD bei 76.490 euro, die GT-line bei 82.380 Euro. Das ist viel Geld, aber im Vergleich zum gleich zugstarken und BMW iX ab 102.000 Euro geradezu ein Schnäppchen.

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Technische Daten Kia EV9 AWD