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Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest VW Touareg: Schwergewichtiges Premium SUV für hochkomfortable Reiterreisen

Von Doris Jessen, geschrieben am 5. Juni 2017

Pferdeanhänger-zugfahrzeugtest VW Touareg
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VW-Touareg-web-42-von-66Mit dem Modell Touareg brachte Volkswagen im Jahr 2010 die zweite Generation dieses SUV auf den Markt, das sich durch seine Größe und vor allem hohe Anhängelast von 3,5 Tonnen perfekt als Zugfahrzeug auch für Drei- oder Vierpferdeanhänger eignet. Mit-Pferden-reisen.de hatte das Modell VW Touareg V6 TDI BlueMotion Technology 3,0 l V6 TDI SCR mit 204 PS und Automatik im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest.

Es macht schon was her, das Gespann aus VW Touareg und Humbaur Notos Plus, wie es so vorfährt auf dem traditionsreichen Paradeplatz des Niedersächsischen Landegestütes Celle: Vorne das bereits durch sein Exterieur Kraft verheißende SUV mit dem prominenten VW Front-Design, silberglänzenden 19-Zoll-5-Speichenfelgen und am Heck die große Doppelrohr-Abgasanlage mit eckigen Auslässen. Und Kraft braucht er auch. Denn wird der Großraum-Aluminiumanhänger wie hier mit schweren Pferden beladen und zudem die begehbare Sattelkammer voll mit Turnierequipment plus Futtertonnen vollgestopft, addiert sich das schnell auf gut drei Tonnen.

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Macht aber nichts, denn der Touareg zieht sie spielend weg, zur Not auch durch tiefe Furchen eines durchmatschten Wiesenparkplatzes. Dafür sorgen der 3-Liter Sechszylinder Turbodiesel, der im Bereich zwischen 1.250 und 3.000 Umdrehungen 450 Newtonmeter Kraft auf die Räder bringt, und die Offroad-Ausstattung mit Allradantrieb und Geländeunterstützung sowie bis zu 30 cm Bodenfreiheit. Pferdesportler sind also für alle Situationen gewappnet. Wie war das alte Motto der Deutschen Bundesbahn? „Alle reden vom Wetter, wir nicht“.

Gediegener Luxus

Aber den Touareg lediglich auf ein kraftvolles und funktionelles Arbeitstier zu reduzieren, täte ihm bitter Unrecht. Denn darüber hinaus ist er ein nobles SUV, das schon beim Einsteigen Lust aufs Fahren macht: Da zeugt der dezente Duft der Nappalederausstattung ebenso von gediegenem Luxus wie die hochwertige Innenausstattung. Alle Materialen sind grundsolide verarbeitet, mattiertes Aluminium, griffige silberfarbene Dreh- und Druckknöpfe und Klavierlackapplikationen haben eine angenehme Haptik. Die Türen öffnen sich schlüssellos beim leichten Umfassen des Griffes und schließen satt, nichts scheppert oder klappert. Zum Abschließen genügt ein Wischen über den Griff und, klack, alles ist versperrt,

Die bequemen Sitze schnurren für Fahrer und Beifahrer nahezu lautlos auf Knopfdruck in die passende Position und geben durch die Lordosenstütze halt im Rücken. Für maximal drei Personen können die Maße gespeichert  werden. Auch im Fond haben die Passagiere durch die verschiebbare Rückbank genügend Bein- und Kopffreiheit. Bei Sonnenschein lassen wir die praktischen Sonnenrollos herunter, ein zusätzlicher Schutz, obwohl das hier vorgestellte Modell mit Privacy-Verglasung ausgestattet ist, die 65 Prozent des Lichtes absorbiert.

Extrem praktisch: Die vielen Ablagen und Stauräume in den Türen, auf dem Armaturenbrett und unterhalb der Klimasteuerung, im Handschuhfach (das deutlich mehr fasst als nur Handschuhe) bis hin zur tiefen Box unterhalb der zweiteiligen Mittelarmlehne, in der sich auch passende Ladekabel für elektronische Geräte aller Art finden.

Für die große Reise

Nicht immer haben wir eine so voluminöse Sattelkammer wie im eingangs genannten Großraumpferdeanhänger. In diesem Fall schluckt der Gepäckraum des Touareg bei normaler Rückbankstellung 697 Liter, bei auf Knopfdruck umgeklappten Sitzen sind es bis zu 1.642 Liter. Das reicht auch für große Westernsättel. Apropos Sattel: Wer alle Hände voll hat, kann die Heckklappe auch mit einem Fußtritt auf ein virtuelles Pedal unter dem Heck öffnen. „Easy Open“ nennt sich dieses Komfortmerkmal. Zudem lässt sich das Heck zum Beladen um 5 cm absenken. Praktisch sind auch allerlei Verzurrösen und Gummistrippen an der Seite, um Gepäck zu stabilisieren. Für eine flexible Beladung oder auch fallweise mitfahrende Hunde ist es auch sehr angenehm, dass die Gepäckraumabdeckung in Form eines herausziehbaren Rollos mit einem Handgriff eingefahren werden kann. Als nicht ganz so bedienungsfreundlich empfanden wir den CD-Wechsler im Kofferraum.

Flugs ran an den Haken

In der rechten Ecke des Kofferraumes befindet sich die elektrisch ausklappbare Anhängerkupplung. Sie fällt auf Knopfdruck aus ihrer Halterung und wird manuell oder mit dem Fuß eingerastet werden. Die Steckdose ist wie bei all diesen Modellen am Kupplungskörper eingelassen und erspart rückenfeindliches Bücken und Suchen unter der Stoßstange.

VW_Touareg_web__60_von_66_Wer sich einmal daran gewöhnt hat, wird sie nicht mehr missen wollen: Die Rückfahrkamera, die das punktgenaue Heranrangieren an den Pferdeanhänger zum wahren Vergnügen macht. Kein langsames Herantasten, kein wiederholtes Aussteigen und Überprüfen der letzten Zentimeter, bis der Kugelkopf passend unter der Kupplung des Anhängers platziert ist. Heranfahren, austeigen, ankuppeln, Stecker rein und ab die Post. Im Display erscheint anschließend eine Ansicht des Fahrzeugs von oben mit Kamerablicken nach allen Seiten, die auch den angekuppelten Anhänger zeigen.

Bedienungsanleitung überflüssig

VW_Touareg_web__46_von_66_Überhaupt erfreut der Touareg durch ein hohes Maß an Usability. Alle Funktionen für Bordcomputer, Infotainment, Smartphone-Kopplung und heizbares Multifunktionslenkrad sind übersichtlich angeordnet und intuitiv bedienbar, so dass das umfangreiche Bordbuch kaum gebraucht wird. Denn es gibt entweder die bewährten Dreh- oder Druckknöpfe oder den großen  hochauflösenden 8“ TFT-Touchscreen, der auf leichtestes Antippen reagiert und im Navi-Modus eine fotorealistische Google Earth Darstellung liefert.

Komfortables Reisen mit Anhänger

Den Anhänger am Haken, geht es los zur ersten Testfahrt ins Ausreitgelände. Der Touareg zieht flott an, das Achtgang-Automatikgetriebe schaltet flüssig und nahezu unmerklich.

Wie in modernen Fahrzeugen des Volkwagenkonzerns üblich, haben wir die Wahl zwischen drei luftgefederten Fahrmodi: Normal, Sport und Comfort, die sich durch Unterschiede in Dämpfung, Lenkung und Schaltverhalten für eine gemütliche bzw. flotte Fahrt unterscheiden.

Für entspanntes Reisen und vor allem mit Anhänger hat uns die Einstellung Comfort am besten gefallen. Da rollt er relaxt dahin, schluckt Bodenwellen sanft weg und auch lange Fahrten werden zum erholsamen Genuss, begleitet vom satten Klang der via Bluetooth-Streaming ausgewählten Wunschmusik aus den 12 Lautsprechern des 620 Watt Dynaudio-Soundsystems. Oder auch zu Tschaikowskys Klavierkonzert auf Klassikradio. Lediglich für manchmal notwendige Überhol-Sprints haben wir einfach kurz in den Sportmodus umgeschaltet, in dem der Touareg auch an Steigungen zügig vorbeizieht.

Vor allem im Anhängerbetrieb lernt man schnell den Komfort aller Fahrerassistenzsysteme schätzen, mit denen das Testmodell voll ausgestattet ist: In allererster Linie ist dies der Abstandstempomat, der sehr ergonomisch mit einem kleinen Hebel links am Lenkrad mit einem Finger zu bedienen ist. Praktisch ist das System überall, als besonders entspannend erweist es sich aber gerade auf Autobahnen, auf denen sich das Gespann üblicherweise auf der rechten Spur in der langen Reihe der LKW einreihen muss. Die automatische Distanzregelung in Verbindung mit dem Front Assist hält exakt den Abstand zum Vordermann, kein Gasgeben mehr, kein Bremsen, einfach das Rollen genießen. Gerät das Gespann zu nahe an die Seitenbegrenzungslinien, brummt der Spurhalteassistent, bei Überholmanövern zeigt der Totwinkelwarner durch deutliches Blinken am Rückspiegel herankommende Fahrzeugen auf allen Seiten. Und wenn man im Stau steht, sorgt das Start-Stopp-System für ein wenig Kraftstoffsparen.

Insgesamt haben wir auf der Anhängertestfahrt mit dem großen Humbaur Notos Plus rund 11,5 Liter verbraucht.

Vom Lastesel zum Sportpferd

Den überwiegenden Teil der Fahrten wird der Touareg ohne Anhänger absolvieren. Jetzt wird aus dem zugkräftigen Lastesel ein agiles Sportpferd, das mit seinen 204 PS von 0 auf 100 km/h in 8,7 Sekunden spurtet und – wo es erlaubt und möglich ist – die Spitze von 206 km/h erreicht. Selbst im hohen Tempo klebt der Wagen satt am Boden und ist jederzeit straff zu lenken.

VW_Touareg_web__48_von_66_Am gemütlichsten fährt es sich in einem Reisetempo zwischen 130 und 160 km/h. Auf kurvigen Landstraßen macht die Fahrt im Sportmodus am meisten Spaß. Wird der Tempomat ausgeschaltet, erscheint der Hinweis „Freilauf“ im Display. In dieser Funktion, in der das Fahrzeug erstaunlich die Geschwindigkeit hält, wird das Getriebe automatisch auskuppelt und das Fahrzeug rollt ohne Motorbremse frei. Sie eignet sich zum Spritsparen auf geraden oder Strecken mit leichtem Gefälle.

Der Kraftstoffverbrauch belief sich ohne Anhänger im Drittelmix Stadt/Land/Autobahn auf rund 9,5 Liter. Dabei ist allerdings zu bemerken, dass wir sowohl über Land als auch auf der Autobahn durchaus Spaß hatten, also situationsabhängig eher flott fuhren.

Wird es dunkel, erspart der „Dynamic Light Assistent“ das lästige Auf- und Abblenden des Fernlichtes: Vor allem für Frauen ab mittlerem Alter, deren Nachtsichtvermögen manchmal abnimmt, ein höchst komfortabler Helfer, der zudem ein gutes Stück an Sicherheit mit sich bringt.

Kommen wir schließlich zum unvermeidlichen Parken oder Einfahren in eine Garage, ist die Umgebungsansicht „Area View“ ein reiner Segen, weil der Touareg mit seiner Länge von 4,80 und Breite von 2,20 Metern mit Spiegeln doch nicht in jede Lücke passt. Diverse Kameras blicken nach allen Seiten und informieren genau, wo im wahrsten Sinne des Wortes „Ende Gelände“ ist. Außerdem warnen Parkpiepser lautstark, wenn der Wagen Hindernissen zu nahe kommt. So manche Schramme kann dadurch einfach vermieden werden.

Fazit

Mit dem VW Touareg sind Pferdesportler in jeder Hinsicht gut „beritten“: Der Wagen ist mit seinem 3-Liter-V6 Turbodiesel und 204 PS nicht übermotorisiert und dennoch flott. Er bietet ausreichend Gepäckraum und eine Vielzahl von – allerdings recht kostspieligen – Extras, von denen man sich die Fahrerassistenzsysteme und das komfortable Lichtpaket. Das erscheint anfangs als der pure Luxus, ist aber auf jeden Fall ein Pluspunkt in Sachen Sicherheit. Der hier vorgestellte Testwagen kostet in der Serienausstattung 53.700 Euro, die umfangreiche Sonderausstattung schlägt noch einmal mit rund 30.000 Euro zu Buche.

Technischen Daten

Länge (mm) 4.801 – 4.899
Breite (mm) 1.940 -1.965
Höhe (mm) 1..684 -1.747
Bodenfreiheit (mm) 201
Kofferraumvolumen (Liter) 697 – 1.642
Wendekreis (m) 11,9
Leergewicht (kg) 2.185
Zul. Gesamtgewicht 2.880
Zuladung (kg) 505-770
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) 3.500
Stützlast 140 kg
Motor 3 Liter 6-Zylinder Dieselmotor
Maximale Leistung 150 kW (204 PS)
Maximales Drehmoment 450 Nm bei 1.250 bis 3.000 Umdrehungen/min
Beschleunigung 0 – 100 in 8,7 sec
Höchstgeschwindigkeit 206 km/h
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) Stadt: 7,7; außerhalb 6,1; gesamt 6,7
CO2-Emission (g/km) 176
Schadstoffklasse Euro 6
Effizienzlabel B
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko 23 (HP), 27 (TK) 24 (VK)
Neupreis € Ab 53.700 Euro; Testwagenausstattung 85.841 Euro

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