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Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest Skoda Kodiaq 2,0 TDI 7-DSG 4×4: Riesengroßes Reisemobil

Von Doris Jessen, geschrieben am 30. Oktober 2017

Skoda Kodiaq mit Pferdeanhänger
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Skoda-Kodiaq-Web-41-von-59Über viele Monate war es angekündigt worden, um Anfang 2017 endlich auf die Straßen zu kommen: Das Großraum-SUV aus dem Hause Skoda, der Kodiaq. In unserem 14-tägigen Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest des leistungsstärksten Diesel-Modells 2,0 TDI mit 190 PS und Allradantrieb im Sommer 2017 überzeugte das Fahrzeug durch viel, viel Platz, bequemes Reisen auch auf Langstrecken, extreme Bedienungsfreundlichkeit und gutes Zugvermögen, das beim 5-Sitzer 2,5 Tonnen, beim 7-Sitzer 2,0 Tonnen beträgt. Mit einem Einstiegspreis von rund 39.500 Euro ist dieser Wagen fair bezahlt.

Die Skoda-Designer haben sich ordentlich ins Zeug gelegt und mit dem Kodiaq zweifelsohne eines der schicksten großen SUVs entwickelt, das derzeit auf unseren Straßen auffällt: Trotz der ausladenden Maße von 4,70 x 1,88 x 1,65 Metern fährt er sportlich-elegant vor und braucht sich vor keinem seiner Wettbewerber zu verstecken. Im Gegenteil, der Sprung ins Premiumsegment scheint gut gelungen – und das zu einem Medium-Segment Einstiegspreis von rund 39.500 Euro für die ordentlich ausgestattete Version „Style“.

Premiumfahren fast zum Mediumpreis

Das bärenstarke Fahrzeug aus dem zum Volkswagenkonzern gehörenden Hersteller Skoda bietet vor allem für Pferdesportler genau das, was auf Reisen mit Pferden, ob zum Turnier, Wochenendausflug oder längeren Reiterurlaub gebraucht wird: Viel Platz und, wenigstens als Fünfsitzer, eine Anhängelast von 2,5 Tonnen. Wer schwere Pferde und dazu noch einen größeren Anhänger samt voller Sattelkammer ziehen möchte, liegt schnell bei 2,3 bis 2,4 Tonnen. Und damit wird die Auswahl unter Zugfahrzeugen schon dünn, will man nicht die 50.000er Grenze deutlich hinter sich lassen.

Einsteigen und wohlfühlen

Der Wagen öffnet sich schlüssellos, nur auf das Berühren des Türgriffes. Das erspart das lästige Kramen nach dem Schlüssel in der Tasche. Hier fallen gleich zwei der „Simply Clever“-Merkmale auf: Beim Öffnen fährt ein Kantenschutz aus der Tür, der Beschädigungen am eigenen oder daneben stehenden Fahrzeug verhindert. Er ist allerdings etwas fragil und die Gebrauchsanweisung informiert darüber, wie er abgenommen und wieder eingesetzt werden kann. Ebenfalls in beiden Türen befindet sich ein Steckfach für einen kleinen Regenschirm und im Kofferraum eine Taschenlampe: Das sind doch tatsächlich einmal gute Ideen.

Skoda-Kodiaq-Web-18-von-59 Skoda-Kodiaq-Web-6-von-59 Skoda-Kodiaq-Web-5-von-59 Wie erwartet, sitzen wir hier SUV-typisch etwas höher, allerdings ohne Kletterpartie beim Einsteigen. Im Dunklen weist sogar eine Fußraumbeleuchtung den Weg oder erleichtert die Suche, falls etwas auf den Boden gefallen sein sollte. Drinnen angekommen, fühlt man sich sofort wohl auf dem elektrisch verstellbaren Fahrersitz, im Testmodell mit einer gelungenen Kombination aus Glattleder und Alcantara bezogen. Natürlich vielfach einstellbar mit Lordosenstütze und je nach Jahreszeit warm oder kühl klimatisierbar. Auch das heizbare Leder-Lenkrad mit allen nötigen Steuerungsknöpfen für Sprachbedienung und Lautstärke, Telefon und Bordcomputer liegt gut in der Hand ist in Länge und Höhe verstellbar.

Ebenso bequem haben es auch langbeinige Passagiere auf der ebenfalls heizbaren und um 18 cm längs verschiebbaren Rückbank, lediglich auf der ausklappbaren dritten Sitzreihe wird es dann doch etwas enger und der Kofferraum schrumpft auf 270 Liter. Das reicht aber immer noch für etwas größere Bordcases.

Tür und Armaturenbrett sind mit leicht genarbtem Kunststoff verkleidet, matte Zierleisten und chromglänzende Umrandungen der einzelnen Bedienungseinheiten bilden elegante Kontraste. Insgesamt wirkt die Einrichtung mit ihren klaren Strukturen hochwertig und elegant.

Wichtig vor allem für lange Reisen, wenn neben Getränken auch Naschereien und diverse elektronische Geräte die Fahrt verkürzen sollen: Ausreichend Ablagen und Steckdosen. Damit haben die Skoda-Entwickler wirklich nicht gespart. Zwei Handschuhfächer, große Türtaschen vorne und hinten, Platz in der Mittelkonsole und dort in einem tiefen Fach unterhalb der höhenverstellbaren Armlehne. Das Brillenfach im Dachhimmel bietet ausreichend Platz für zwei Brillen.

Auch der Gepäckraum, dessen Ladeklappe sich elektrisch öffnet,  hat einiges zu bieten: Unser Siebensitzer bietet 650 Liter bei normal gestellten Rückbänken, mit fünf Sitzen sind es sogar 835 Liter, weil da noch das Unterbodenfach für die dritte Sitzreihe hinzukommt. Extrem praktisch sind die beiden kleinen Seitenfächer links und rechts und das herausnehmbare Sichtschutzrollo. Mit umgelegter Rückbank entstehen eine 1,92 m lange Ladefläche und ein Raum von 2.065 Litern. Da sollte doch so einiges (Reiter)Gepäck Platz haben. Und unter 1,90 m große Personen können zur Not auch in dem Wagen übernachten.

Intuitive Bedienung

Wenn man im VW-Konzern und damit bei Skoda eines beherrscht, dann ist das die unschlagbar intuitive und damit einfache Bedienung des gesamten Fahrzeuges: Auf Knopfdruck erwacht der Bär zum Leben. Die Instrumententafel vor dem Fahrer ist übersichtlich und gut ablesbar, je nach Wunsch sind über den Bordcomputer unterschiedliche Ansichten wie Verbrauch, Navigationshinweise oder Tankreichweite einstellbar. Immer sichtbar ist, welche Fahrerassistenten gerade am Wer sind: Tempomat mit Abstandsregelung, Spurhalter.

Ein besonderes Schmuckstück ist das mit 2.150 Euro leider recht teure Navigationssystem Business Columbus, das mit seinem 8-Zoll-Bildschirm ein riesiges und vor allem gestochen scharfes Bild liefert. Die früheren Knöpfe wurden durch Softkeys ersetzt, denen eine leichte Berührung ausreicht, um vom Radio zum Hörbuch via Media oder zu den Car-Einstellungen zu wechseln. Auch das Verbinden des Smartphones zum Telefonieren oder Audiostreaming war selbstverständlich in wenigen Sekunden geschehen. Für moderne Smartphones gibt es übrigens auch die Möglichkeit, via Android Auto, Apple CarPlay oder MirrorLink bestimmte Apps des Telefons zu nutzen.

Drehknöpfe gibt es dagegen noch für die die Klimatisierung. Das ist auch gut so, denn die Temperatur ist schneller per „Dreh“ eingestellt als über das anderweitig recht komplizierte Menü im Bordcomputer.

Bärenstarkes Zugfahrzeug

Nun aber endlich zur Kernaufgabe dieses Tests: Alles rund ums Ankuppeln und Ziehen. Auch hier reiht sich das Fahrzeug in die Premiumklasse ein, denn wir finden erfreulicherweise eine elektrisch schwenkbare Anhängerkupplung. Sie fällt auf Knopfdruck aus ihrer Halterung und kann per Hand oder Fuß in die vorschriftsmäßige Stellung eingerastet werden. Wie bei dieser Technik üblich, befindet sich die Steckdose direkt am Kupplungshals, was sie leicht zugänglich und vor allem stabil macht, so dass der Elektrostecker leicht eingedreht werden kann. Für noch mehr Sicherheit im Notfall, sprich, wenn sich der Anhänger lösen sollte, sorgt eine Öse, an der das Bremsseil ein gehängt werden kann und in einigen europäischen Ländern eingehängt werden muss.

Doch bevor es ans eigentliche Ankuppeln geht, muss man natürlich erst einmal an den Anhänger ran. Dabei unterstützt wie bei allen ordentlich ausgestatteten Fahrzeugen eine Rückfahrkamera mit hoher Auflösung, so dass man tatsächlich millimetergenau an das Anhängerkupplungsmaul heranrangieren kann.

Und los geht‘s

Unser Testwagen ist mit einem 190-PS-starken 4-Zylinder-Turbodiesel motorisiert, hat ein automatisches 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb, dessen Kraftverteilung auf Vorder- und Hinterachse automatisch erfolgt. Diese Kombination macht ihn zu einem speziell für den Anhängerbetrieb leistungsstarken und in Überholsituationen agilen Zugfahrzeug, das sich trotz der Größe leicht lenken und rangieren lässt.

Beim Testfahrzeug kam noch die sog. dynamische Fahrwerksteuerung hinzu (Option, 940 Euro). Damit kann der Fahrer ganz nach seinem Geschmack oder auch situationsabhängig die unterschiedlichen Fahrprofile Normal, Komfort, Eco und Sport einstellen. Dazu kommt für schlechte Wege oder matschige Wiesenparkplätze noch der per Knopfdruck aktivierbare Offroad-Modus, der Motoreigenschaften, Assistenzsysteme und elektronische Stabilisierungskontrolle anpasst. Auch die Kraft sollte ausreichen: 400 Newtonmeter im Drehzahlbereich zwischen 1900 und 3300 U/min.

Sehr bewährt hat sich das Offroad-Programm beim Fotoshooting mit Anhänger auf einem Feld, das nur über eine matschige Einfahrt zu erreichen war: Knopf gedrückt und souverän durchgespurt…

Intelligenter als so mancher Fahrer: Die Assistenzsysteme

Auf jeder Fahrt, aber vor allem im Anhängerbetrieb auf langen Strecken, die überwiegend auf der rechten Autobahnspur in der LKW-Schlange gefahren werden, kommen wir in den Genuss der wirklich hervorragenden und mittlerweile tatsächlich intelligenten Assistenzsysteme. Eigentlich könnte man das Lenkrad loslassen, denn der Wagen bleibt – entsprechende Begrenzungslinien vorausgesetzt – exakt in der Spur und hält den Abstand zum Vordermann penibel genau ein. Lästig nur, dass nach einigen Sekunden die Aufforderung erscheint, der Fahrer solle bitte die Lenkung selbst übernehmen. Geschieht das nicht, wird man mit lautem Piepton quasi aufgeweckt. Erfolgt keine Reaktion, bremst das System den Wagen brummend leicht ab, bis er endlich zum Stillstand kommt.

Weitere Sicherheitsfeatures sind der Totwinkelassistent und die Fußgängererkennung, die zu dicht am Wegesrand stehende Fußgänger erkennt und mit einem kleinen Symbol im Display anzeigt. Nachts erspart der Fernlichtassistent das lästige Auf- und Abblenden bei Gegenverkehr.

Insgesamt 2.500 Kilometer, davon rund 1.000 mit Pferden, absolvierte der Kodiaq erfolgreich als Zugfahrzeug. Überwiegend fuhren wir in der Einstellung Eco und Comfort, nur für das Überholen schalteten wir den Sportmodus ein. Der Verbrauch lag für diese Strecken nach Tankfüllungen exakt gemessen bei 9,2 Litern Diesel. Das ist, zumal ohne wir mit leerem Anhänger im Durchschnitt gut 100 km/h (und manchmal wohl auch ein wenig schneller) fuhren, ein sehr moderater Wert.

Schluss mit Rangierproblemen

Wir kennen ihn schon aus dem VW Passat und Tiguan, vielen Lesern dürfte er mittlerweile auch aus der TV-Werbung bekannt sein: Der Trailer-Assistent. Das System übernimmt das Rückwärts-Einparken mit Anhänger quasi selbstständig, nachdem mit dem Drehknopf des Außenspiegels die Zielrichtung eingestellt wurde. Schluss mit den Überlegungen, in welche Richtung das Lenkrad einzuschlagen ist, um den Anhänger nach links oder rechts zu bewegen. Speziell Fahrern, die eher selten mit ihrem Pferdeanhänger unterwegs sind, wird dieser Assistent sicherlich eine große Hilfe sein.

Agile Solo-Fahrt

Ohne Anhänger lässt es der Kodiaq vor allem im Sportmodus recht flott vorangehen, allerdings ohne extreme Sprintstärke zu zeigen. Wer’s eilig hat, ist mit dem Fünfsitzer von 0 auf 100 km/h in 8,9 Sekunden, mit dem Siebensitzer braucht man 0,2 Sekunden länger. Das Fahrzeug liegt satt auf der Straße, Lenkung und Bremsen sind auch auf kurvigen Landstraßen angenehm direkt. In der Sporteinstellung wird die Dämpfung etwas härter, ohne aber die Fahrt zu ruppig werden zu lassen. Fahrbahnunebenheiten, Wurzeln auf Waldwegen oder Schotterstraßen sind für das Fahrzeug mit dem langen Radstand keinerlei Herausforderung.

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Das Fahrzeug verfügt auch über den spritsparenden „Freilauf“, bei der die Bewegungsenergie des Fahrzeugs optimal genutzt wird. Nimmt der Fahrer – zum Beispiel auf langen Geraden oder bei leichtem Gefälle – den Fuß vom Gas, kuppelt der Motor selbstständig aus und läuft in Leerlaufdrehzahl weiter und spart dabei Kraftstoff. Dasselbe geschieht über die mittlerweile in vielen Fahrzeugen vorhandene Start-Stopp-Automatik.

Etwas eng kann es werden, will man den Kodiaq in der Innenstadt oder in kleineren Parkhäusern abstellen. Hier unterstützt nicht nur die Rückfahrkamera, sondern der 360° Rundumblick, der das Auto aus der Vogelperspektive nach allen Seiten zeigt, so dass auch sonst unübersichtliche Stellen wie die Beifahrerflanke sichtbar werden. Und wer möchte, kann den Parkvorgang, egal ob parallel oder senkrecht zur Straße, vom Parkassistenten abnehmen lassen. Aber sicherheitshalber den Fuß leicht auf der Bremse lassen!

Der Verbrauch hielt sich durchaus in Grenzen: Auf längeren Autobahnstrecken pendelte er sich auf 6,5 Liter ein, im Drittelmix war es rund ein Liter mehr, mit Anhänger 9,2 Liter.

Fazit

Pferdesportler, die ein Zugfahrzeug mit 2,5 Tonnen Anhängelast und viel Laderaum benötigen, damit aber hochkomfortabel auch lange Reisen unternehmen und trotz einiger Extras unterhalb der 50.000er Grenze bleiben möchten, sind mit dem Kodiaq in der 2,0 TDI-Motorisierung mit 190 PS und 4×4-Antrieb bestens gerüstet.

Technischen Daten

Länge (mm) 4.69
Breite (mm) 1.882
Höhe (mm) 1.655
Wendekreis (m) 12,2
Bodenfreiheit (mm) 187 (7-Sitzer), 188 (5-Sitzer)
Kofferraumvolumen (Liter) 650 . 2.005
Leergewicht (kg) 1.798
Zuladung (kg) 715
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) 2.000 (7-Sitzer) 2.500 (5-Sitzer)
Stützlast 80 kg
Motor 2,0 l 4-Zylinder Turbodiesel
Maximale Leistung 140 kW (190 PS)
Maximales Drehmoment 400 Nm bei 1.900 bis 3.000 Umdrehungen/min
Beschleunigung 0 – 100 in 8,6 sec
Höchstgeschwindigkeit 209 km/h (7-Sitzer) 210 km/h (5-Sitzer)
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) Stadt: 6,5; außerhalb 5,3; gesamt 5,7
Schadstoffklasse Euro 6
CO2-Emission (g/km) 150
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko 17 (HP), 22 (TK) 23 (VK)
Neupreis € Ab 39.439 Euro; Testwagen 51.419 Euro

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