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Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest Nissan Navara Double Cab: Lastesel mit Ambition zum Edel-Karossier

Von Doris Jessen, geschrieben am 28. November 2015

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NissanNavara_WEB-25Ein Pickup – hier im Test der Nissan Navara Long Version SE mit 2.5 dCi Motor, 140 kW (190 PS) und Fünfgang-Automatikgetriebe – ist ein Arbeitstier. Ohne Frage ist seine eigentliche Mission der Transport von Strohballen, Zaunpfählen oder Gartengeräten auf der großen Ladefläche. Für den Reitereinsatz eignet er sich zudem als Zugpferd, da er zwischen 2,6 und 3 Tonnen ziehen darf. Weil er zudem noch recht schick aussieht, macht er auch vor dem Nobelrestaurant in der Stadt eine gute Figur – wenn der Parkplatz für die fünfeinhalb Meter lange Karosse groß genug ist. In der hier vorgestellten Ausstattung ist er für rund 35.700 Euro zu haben.

 

Mit einem Pickup verhält es sich ähnlich wie mit einem Schwarzwälder Kaltblut, Tinker oder Shire Horse: Für den sportlich-dynamischen Auftritt weniger geeignet, dafür aber meistens gutmütig, ruhig und multifunktional einsetzbar als zuverlässiger Lastenträger oder auch als Kutschpferd.

Und ebenso wie eben genannte Pferde für die überwiegende Mehrheit der Reiterinnen und Reiter kaum die erste Wahl sind, ist der Pickup ein „Jedermann-Auto“: Lang und breit mit relativ großem Wendekreis nicht gerade ideal für die Stadt, in Parkhäusern wird es manchmal arg eng. Gepäck muss, es sei denn, es gibt eine Laderaumabdeckung, auf die Rücksitze, weil es sonst zum einen gestohlen und zum anderen nass werden könnte. Da fährt man mit einem großen Kombi oder SUV sicher besser.

Für alle Lasten

Wer aber, etwa als Selbstversorger, Stallbetreiber oder Landwirt, oft große, schwere und/oder schmutzige Lasten wie Heuballen, Zaunpfähle oder grobes Werkzeug transportieren muss, der ist mit dem Nissan Navara gut gerüstet. Und edel genug für die Stadtfahrt oder den Besuch auf dem Deutschen Springderby in Hamburg ist er auf jeden Fall.

NissanNavara_WEB_28Denn der Nissan Navara fährt für einen Pickup durchaus schick vor. Die Frontpartie hat eine deutliche Ähnlichkeit mit dem – älteren – X-Trail oder größeren Modell Pathfinder aus demselben Stall: Großer V-förmiger Chrom-Kühlergrill, bulliger Stoßfänger, deren Schürze weit unten aus robustem schwarzen Kunststoff besteht. Die fünfeckigen Scheinwerfer sind dynamisch-sportlich etwas nach hinten gezogen. Trotz des hohen Einstiegs in den Innenraum, bequem zu erreichen über eine stabile Stufe und erleichtert durch Handgriffe vorne und auch für die Rücksitze, wirkt er auch von der Seite noch durchaus dynamisch.

Erst im Heckbereich offenbart er seine wahre Bestimmung Element: Den Transport von bis zu 1.135 kg Nutzlast auf einer Ladefläche von 1,51 m Länge und 1,56 m Breite, 1,13 m zwischen den Radkästen. Zur Ladegutsicherung gibt es drei Schienen, eine an der Kabinenrückwand und je eine links und rechts, an denen verschiebbare Verzurrschlitten mit Ösen angebracht sind, um Gurte, Seile oder auch Trennstangen zu befestigen. Zusätzlich verbergen sich unter Kunststoffabdeckungen zwei Schienen im Ladeboden. So haben zum Beispiel auch Heu- oder Strohrundballen. Der Laderaum ist rundum mit einer geriffelten Kunststoffwanne ausgekleidet, auch die Heckklappe, sehr solide und schwer, ist damit belegt.

LKW-Feeling mit Limousinen-Komfort

NissanNavara_WEB_10Einmal eingestiegen, kommt schon ein klein wenig LKW-Feeling auf, wenn auch der Limousinen-Komfort durchaus nicht zu verachten ist: Hohe Sitzposition auf geschmackvoll designten zweifarbigen heizbaren Stoffsitzen, die in Länge, Höhe und Rückenneigung manuell zu verstellen sind. Auf längeren Fahrten haben sie sich als sehr bequem herausgestellt. Auch das relativ große Leder-bezogene Multifunktionslenkrad ist manuell zu verstellen.

Trotz der breiten B-Säule ist die Rundumsicht gut. Ordentlich ausgestattet ist der Navara mit Ablagen aller Art: Flaschen, Becher und Smartphone finden in der Mittelkonsole Platz, dahinter, zwischen den Sitzen, gibt es ein tiefes Fach für CDs, in dem sich auch die 12-V-Steckdose befindet. Schließt man hier ein externes Navigationsgerät an (ein eingebautes Navi gibt es nur im Zubehör oder ab der Ausstattungslinie „Platinum“) und bringt es wie üblich mit einem Saugnapf in der Fenstermitte an, verläuft das Kabel direkt über die Mittelkonsole. Die Steckdose hätten wir uns daher eher in dem Ablagefach oberhalb des Automatikschalthebels gewünscht, wo sich auch der USB- und AUX-Zugang befinden.

Ein kleines Ärgernis ist das recht knapp bemessene Handschuhfach, das sogar zu klein für die voluminöse Bedienungsanleitung ist.

Rückbank für Mitfahrer, Hund und Gepäck

Gut Platz haben die Passagiere auf den Rücksitzen, die ab der SE-Version auch komplett oder 2:3 Richtung Rücklehne hochzuklappen sind. Das bewährt sich für Gepäck, das, wir leben hier nicht im trockenen Arizona, trocken bleiben soll. Auch für Hundebesitzer ist der so geschaffene Raum eine Option, da die Vierbeiner hier nicht auf der offenen Ladefläche Platz nehmen sollten, auch wenn wir dies in den USA oft genug beobachtet haben. Unsere Australian Shepherd Hündin fand als „Testhund“ hinter dem Fahrersitz ein gemütliches und vor allem sicheres Plätzchen. Um die unvermeidlichen Hundehaare im Innenraum in Grenzen zu halten, eignet sich ein einfaches Spannbettlaken, von den hinteren Kopfstützen bis über die Teppiche im Fußraum gezogen wird. Auch Gepäck kann so sicher transportiert werden, ohne bei einer Vollbremsung zur Gefahr zu werden.

Klar und übersichtlich: Die Instrumente

Alle Instrumente sind sehr klar und übersichtlich, der Tempomat ist praktisch rechts am Lenkrad einzustellen, links steuert man die Audioanlage und den Bordcomputer mit Informationen zu Tageskilometern, Verbrauch und Fahrstrecke bis zur nächsten Tankstelle. Die Kopplung des Smartphones und das Audiostreaming via Bluetooth funktionierten selbsterklärend und sofort. Die SE Ausstattung bietet überdies eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik.

Onroad und Offroad

Der 2,5 Liter 4-Zylinder dCi-Motor startet kraftvoll, wie man es in einem Fahrzeug dieses Typs erwartet. Anfangs fühlt es sich etwas ruppiger an, woran man sich aber schnell gewöhnt. Der Navara bringt ein Leergewicht von gut zwei Tonnen auf die Straße und so ist das Fahrzeug trotz der 190 PS ist wenig spritzig, das Überholen auf Landstraßen will – auf jeden Fall mit Pferdeanhänger im Schlepp – gut überlegt sein. Bei 160 km/h wird es dann etwas unruhiger und bei 178 km/h ist Schluss. Aber für rasante Fahrten wird der Navara wohl auch kaum gekauft.

NissanNavara_WEB_21Gut bewährt hat er sich als Zugfahrzeug, dem eigentlichen Fokus unserer Testfahrten. Die maximale Anhängelast beträgt 2,6 Tonnen bis 12 Prozent Steigung, im Flachland mit maximal 8 Prozent Steigung darf der Wagen 3 Tonnen ziehen. Sehr praktisch ist die fest installierte Anhängerkupplung. Das Heranfahren an den Anhänger ist, wenn kein „Einweiser“ unterstützt, anfangs aufgrund des schlecht einschätzbaren Ladeflächenendes Geduldssache: Zwar ist die Mittellinie anhand der Heckklappe gut einzuschätzen, mehrmalige Kontrollen sind dennoch erforderlich, um das Fahrzeug passend am Kupplungsmaul zu platzieren. Mit einiger Übung gelingt es – wie fast alles – aber zügig. Dennoch ist bei einer Neuanschaffung die optional erhältliche Rückfahrkamera auf jeden Fall zu empfehlen.

NissanNavara_WEB-7 NissanNavara_WEB-20Die hoch gelegene Anhängerkupplung ermöglicht das Anschließen des Pferdeanhängers fast ohne Bücken, die Steckdose dürfte vielleicht etwas direkter zugänglich sein. Alles fertig installiert, kann es losgehen.




Müheloses Antreten aus der Hinterhand

Da der Navara sein maximales Drehmoment von 450 Nm bereits bei 2.000 Umdrehungen zur Verfügung stellt, zieht er auch schwerere Lasten mühelos vom Fleck, dank unauffällig arbeitendem Fünfgang-Automatikgetriebe ohne manuelles Schalten. Und das nicht nur auf gepflegten Straßen, sondern auch im matschigen Gelände oder auch auf Wiesenparkplatzen. Bei schlammigen Böden ist es jetzt an der Zeit, vom auf der Straße empfohlenen 2WD-Hinterradantrieb zunächst auf den 4WD H Allradantrieb umzustellen, in dem die Antriebskraft zu gleichen Teilen auf beide Achsen verteilt wird. Wird es noch tiefgründiger, ist die Einstellung 4WD Low angesagt. Der Testwagen war zusätzlich mit einer optional erhältlichen Hinterachsdifferentialsperre ausgestattet, die auch tiefstes Gelände meistern soll. Seine für diese Einsatzzwecke Robustheit erhält er durch die stabile Leiterrahmenkonstruktion und durch Nutzfahrzeug-typische Blattfedern.

Auf den üblichen Landstraßen und Autobahnen ist das Fahrverhalten mit Pferdeanhänger sehr gut, das Gespann lag jederzeit satt auf der Straße. Das Leergewicht von 2 Tonnen bringt beim Einsatz als Zugfahrzeug den Vorteil, dass es auch mit relativ schweren Anhängern die 100 km/h-Erlaubnis nutzen kann. Mehr dazu hier.

NissanNavara_WEB-2_Waldweg_1Auf engen Parkplätzen, vor Toreinfahrten oder auf engeren Waldwegen ist der Wendekreis von 13,80 m zu berücksichtigen, weil das Rangieren etwas großräumiger wird.

Der Durchschnittsverbrauch im Stadt-Land-Autobahn-Mix, darunter auch einmal flotte Fahrten auf der Autobahn, pendelte sich zwischen 10 und 11 Litern ein, wobei dieser Wert – zumindest im flachen Land – mit Pferdeanhänger kaum höher lag. Sehr angenehm ist der große Tank mit 80 Litern Inhalt.

Fazit

Das Pickup-Modell Nissan Navara ist ein multifunktionales Fahrzeug, das große Lasten durch dick und dünn tragen und ziehen kann. In seiner komfortabel ausgestatteten Doppelkabine können sich Fahrer und bis zu vier Passagiere auch auf längeren Fahrten wohlfühlen. Wer regelmäßig empfindliches Gepäck mitnehmen möchte, sollte eine Laderaumabdeckung bestellen. Der hier vorgestellte Nissan Navara Double Cab Long Version SE 2.5 dCI mit 190 PS kostet mit Serienausstattung 35.689 Euro. Für den Einsatz als Zugfahrzeug kommt noch die Anhängerzugvorrichtung (710 Euro) hinzu, das Testmodell war zudem mit Metallic-Lackierung und Hinterachsdiffentialsperre ausgestattet.

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