
Der aktuelle Golf Variant bewährte sich im Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest vor allem für kleinere bis mittelgroße Lasten. Mit dem mittelgroßen 2,0 l TDI (150 PS) bietet er bis zu 1,8 Tonnen Anhängelast. Überzeugend: Der sparsame Verbrauch von nur 7,2 Litern mit Anhänger. Weiter gefallen haben uns die guten Fahreigenschaften mit dem umfangreichen Assistenzpaket sowie der größeres Gepäck schluckende Laderaum. Ab 39.950 Euro für die Standardausstattung ist er zu haben.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten eigenen Golf, Baujahr Jahr 1980: Klein, kantig, praktischer Kofferraum. 50 PS, Spitzengeschwindigkeit, wenn man mutig war 145 km/h. Von 0 auf 100 in 17 Sekunden. Das war doch was!
Das Design: Markant und dynamisch

Sportliche Seitenlinie
Acht Golf-Generationen präsentiert sich nun der aktuelle Variant für den Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest: Die Innovationen des neuen Golf Variant spiegeln sich auch im Design wider, das im Vergleich zum Vorgänger dynamischer und klarer wurde. Die neue Generation des Golf Variant ist um 66 mm auf eine Länge von 4,63 m gewachsen. Das ordnet die Proportionen neu und lässt das Modell gestreckter und flacher wirken. So wirkt er elegant und schnittig, mit tief gezogenem Kühlergrill mit quer verlaufenden Lufteinlässen, darüber das noch prominentere VW-Logo und beidseits davon eine auffallende Lichtleiste, die direkt in die Matrix-Scheinwerfer übergeht. Auch der schöne Rücken kann entzücken: Coupé-artig abfallende Dachlinie mit flacher Heckscheibe, mittig angeordnete Golf-Schriftzug und die breiten Rückleuchten mit dynamischen LED-Blinkern. Zwei Endrohre im silberfarbenen Unterfahrschutz assoziieren ebenfalls Sportlichkeit.
Hochmodern: Das Interieur

Bequemer Einstieg durch Komfortsitz

Hochmodernes Cockpit
Die Tür öffnet sich wie heute üblich Schlüssel-los schon bei der Annäherung an das Fahrzeug. Das bequeme Gestühl mit optionalem Microfaser-Bezug ist in jeder Richtung elektrisch einstell- und auch heizbar. Als sehr angenehm empfanden wir die Komfortsitzfunktion: einmal auf eine Person programmiert, bewegt sich der Sitz zum bequemen Aussteigen zurück und nach dem Einsteigen und Motorstart wieder in die eingestellt Position zurück. Sowohl vorne als auch auf der Rückbank haben selbst sehr große Personen bequem Platz. Die Übersicht nach allen Seiten ist sehr gut.
Was für ein Quantensprung: Am großen Tuareg orientiert, finden wir nun auch im neuen Variant ein durchlaufendes und hochglänzendes voll digitalisiertes Cockpit in Klavierlack-Optik. Dazu gehören nicht nur das im Fahrerblick liegende Informationsdisplay mit nach Wunsch einstellbaren Daten wie aktueller und Durchschnittsverbrauch, Tankreichweite etc., sondern auch der rechts liegende 10-Zoll-Infotainment-Bildschirm des Navigationssystems Discover Pro. Das ist auf den ersten Blick super schick, für die Bedienung aber wegen der überwiegend über den Touchscreen aufzurufenden Funktionen manchmal eher unpraktisch. Aber diese Kritik ist ja nicht neu und mag dem gesetzten Alter der Testfahrer geschuldet sein. Wir haben lieber Druck- und Drehknöpfe, die es hier nur für die Direktanwahl der Klimatisierung, Fahrmodi, Fahr- und Parkassistenz gibt. Problemlos möglich war die Anbindung des Smartphones über Bluetooth und Apple Carplay.
Auch die früher üblicherweise hoch angeordneten Lüftungsschlitze wurden der Eleganz geopfert. Die Düsen liegen jetzt etwa auf Höhe der Lenksäule und für die Justierung ist Millimeterarbeit gefordert, die vom Fahrgeschehen ablenkt. In den heißen Testtagen mit mehr als 30 Grad Außentemperatur hätten wir uns die kühlende Brise gerne nicht von schräg unten, sondern wie früher direkt ins Gesicht pusten lassen.
Als Alternative für viel Frischluft bietet sich hier allerdings das elektrische Panorama-Schiebedach an, das zudem für ein großes Raumgefühl sorgt. Die verschiedenen Öffnungseinstellungen erlauben eine zugluftfreie Fahrt. Und wenn die Sonne einmal gänzlich draußen bleiben soll, schützt das elektrische Sonnenschutzrollo.
Als sehr umfangreich haben wir auf einer längeren Reise alle Ablagen genutzt: Für Flaschen und Becher in der Mittelkonsole sowie in den Türfächern. Die in der Höhe verschiebbare Mittelarmlehne machte es den zwei verschieden großen Fahrern sehr bequem, darunter lassen sich allerlei Kleinigkeiten blicksicher verstauen.
Das Smartphone findet vor dem auf ein Minimum geschrumpften Schalthebel sein Fach mit Induktionslademöglichkeit. Dafür muss man es allerdings von Hüllen befreien.
Platz für großes Pferdesportler-Gepäck
Der Kofferraum punktet in mehreren Aspekten: So öffnet sich die Heckklappe per „Easy Open & Close“ elektrisch und auf Wunsch auch per Fußgeste. D Laderaum ist mit der nur 63 cm niedrigen Ladekante gerade für kleinere Personen leicht zugänglich, auch wenn es darum geht, einmal schweres und unhandliches Gepäck wie Futtersäcke oder Westernsättel zu verstauen. Bei normal gestellten Rücksitzen bietet er 611 Liter Volumen, bei dachhoher Beladung und umgeklappter zweiter Sitzreihe sind es maximal 1.642 Liter. Da kommt schon einiges an Pferdereise-Gepäck unter.
Einfach installiert war auch das Trennnetz zwischen Rückbank und Passagierraum, das wir wegen des mitfahrendes Hundes eingehängt haben. Das Laderaumabdeckungsrollo ist ebenfalls leicht herauszunehmen und wieder einzusetzen.
Ob man eine 230-V-Steckdose für Staubsauger, Föhn oder Rasierer braucht, sei dahingestellt, im Testfahrzeug war sie jedenfalls da.
Auf Knopfdruck: Komfortable Anhängerkupplung
Jede Reise mit Pferden beginnt mit der Installation der Anhängerkupplung, die hier auf Knopfdruck elektrisch ausklappt und leicht mit einem Fußtritt arretiert werden kann. Die Steckdose findet sich rechts am Kupplungshals. Wir hätten wie uns wie bei den früheren Modellen lieber links gewünscht, weil man dort üblicherweise steht, um den Pferdeanhänger ein zuhängen. Aber das ist eine Kleinigkeit, an die man sich schnell gewöhnt.
Das Heranfahren an den Pferdeanhänger ist dank der Rückfahrkamera mit ihren bunten Leitlinien, die einem auch den Lenkeinschlag zeigen und der Fokuslinie direkt auf die Anhängerkupplung, in Sekundenschnelle erledigt.
Jetzt aber los zur Reiterreise
Trotz der nur mittelstarken 150-PS-Motorisierung mit 360 Nm Drehmoment kommt der Variant mit seiner 1600-kg-Last munter vom Fleck. Um das Schalten müssen wir uns keine Gedanken machen, diese vor allem im Anhängerbetrieb lästige Arbeit übernimmt das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Das Fahrzeug lag auf allen Fahrbahnbelägen von der Dorfstraße bis hin zur Autobahn jederzeit komfortabel auf der Straße. Für Überholmanöver bietet er genügend Reserven, schnell an Traktoren oder auf Autobahnen an zu langsamen LKW vorbei zu rauschen. Auch dafür ist die Automatik ein Segen.
Für tieferes Geläuf ist er allerdings aufgrund der im Vergleich zu SUVs geringeren Bodenfreiheit weniger geeignet.
Je nach eigenem Geschmack bietet die adaptive Fahrwerksregelung die drei Fahrmodi Eco, Comfort und Sport sowie eine Individualeinstellung, in der alle Parameter quasi gemischt kombiniert werden können. Motor, Getriebe, Dämpfer und Lenkung werden dann entsprechend angepasst.
Aus ökonomischen Gründen haben wir uns überwiegend für „Eco“ entschieden und nur beim Überholen mit dem kleinen Schalthebel kurz nach unten auf die Einstellung „S“ gerückt, um etwas mehr Dynamik zu entwickeln.
Erstaunlich gering blieb der Verbrauch im Pferdeanhängerbetrieb: Auf der rund 200 Kilometer langen Testfahrt, die je zu einem Drittel durch Dörfer, über Landstraßen und Autobahnen ging, verbrauchte der Wagen nur 7,2 Liter Diesel. Das liegt u.a. daran, dass der Motor wann immer möglich – zum Beispiel beim Ausrollen zur Ampel hin oder auf abschüssigen Fahrbahnen – abschaltet und in den Freilauf übergeht. Auch der Umweltschonung wird soweit wie möglich genüge getan, weil hier die Twindosing-Technik – eine doppelte AdBlue-Einspritzung mit zwei SCR-Katalysatoren (Selective Catalytic Reduction) – die Stickoxid-Emissionen reduziert.
Modell Alltrack mit 2 Tonnen Anhängelast
Der Vollständigkeit halber sei speziell für Pferdesportler mit schwereren Pferdeanhänger angemerkt, dass es den Variant serienmäßig mit Allradantrieb (4MOTION) auch als Modell Alltrack gibt. Er kann bis zu 2 Tonnen ziehen und zeichnet sich durch eine erhöhte Bodenfreiheit aus.
Maximal abgesichert: Umfangreiche Fahrassistenten
Ins Zeug gelegt hat sich Volkswagen nun endlich auch bei der serienmäßigen Ausstattung mit Fahrassistenten: So sorgt der Spurhalteassistent „Lane Assist“ dafür, dass wir nicht aus Versehen an die Leitplanke rauschen. Dem Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ mit City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung hat auf einer unserer Fahrten einem Fahrradfahrer eine womöglich folgenreiche Kollision erspart.
Im Ausstattungspaket des Testwagens konnten wir uns zudem auf die Verkehrszeichenerkennung verlassen, die nicht nur Geschwindigkeitsgebote und Überholverbote zuverlässig anzeigte. Das Fahrzeug „gehorcht“ hier auch, indem es das Tempo den entsprechenden Vorgaben automatisch anpasst. Das mag vor allem in Ortschaften oder in Baustellen auf der Autobahn so manchen Strafzettel ersparen.
Speziell in Dämmerung und Dunkelheit sind die hochmodernen LED-Matrix-Scheinwerfer ein unschätzbarer Sicherheitsfaktor: Die dynamische Fernlichtregulierung sorgt automatisch für eine optimale Ausleuchtung der Straße, ohne entgegenkommende oder vorausfahrende Verkehrsteilnehmer zu blenden.
Wer sich einmal daran gewöhnt hat, mag es nicht mehr missen: Das hier (optionale) Headup-Display. Es projiziert alle wichtigen Fahrdaten wie Tempo, Assistenten und Navigationsstrecke direkt ins Blickfeld auf die Windschutzscheibe. Was anfangs als überflüssige Spielerei wirkt, erhöht die Fahrsicherheit ganz erheblich, weil der Fahrer nicht durch Kontrollblicke zum Beispiel auf den Navigationsbildschirm abgelenkt wird.
Auf Wunsch auch sportlich
Als erfreulich sportlich erwies sich der Familien-Kombi, als die kostbare Last abgehängt war. Die 150 PS des durchzugstarken Vierzylinder-TDI sind durchaus ausreichend und garantieren sowohl auf kurvigen Landstraßen als auch Autobahnen sportlichen Fahrspaß. Bis zur Höchstgeschwindigkeit von 223 km/h kamen wir verkehrsbedingt nicht. Bis zu 200 km/h lag dasFahrzeug aber perfekt ruhig auf der Straße.
Im Comfort-Programm rollten wir genüsslich zu Klassikklängen aus dem Harman Kardon Soundsystem von Hamburg nach München und zurück. Über eine Gesamtfahrleistung von rund 2000 Kilometern schonte der Variant den Geldbeutel: 4,5 Liter Dieselverbrauch waren es nach Tankrechnungen, derWLTP-Verbrauch wird mit 4,7 Liter angegeben.
Fazit
Der aktuelle Golf Variant eignet sich bestens für die Reiterfamilie mit einem leichten Pferdeanhänger. Speziell wer viel unterwegs ist, oft zum Training in eine Halle oder im Sommer regelmäßig zum Turnier fährt, wird den ordentlichen Laderaum einerseits und den geringen Kraftstoffverbrauch mit Pferdeanhänger andererseits schnell schätzen lernen. In der Grundausstattung ist der neue Variant ab 38.890 Euro zu haben. Dazu kommen in jeden Fall 890 Euro für die Anhängerkupplung. Möchte man alle hier genannten Sonderausstattungen genießen und eine Anschlussgarantie für drei Jahre abschließen, stehen letztlich rund 53.800 Euro auf der Bestellung.