

Pferde vor dem Transport füttern!
In erfahrenen Pferdesportler-Kreisen sollte es eine Binsenweisheit sein: Pferde vor und auf dem Transport mit Heu zu füttern. Nun wurde diese These wissenschaftlich überprüft: Eine Studie aus dem Jahr 2022 zu den Auswirkungen von Transport- und Fütterungsstrategien vor dem Transport auf die mögliche Bildung von Magengeschwüren bei Pferden legt den Schluss nahe, dass die Tiere vor dem Transport mit Heu gefüttert werden sollten.
Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen des Transports nach drei verschiedenen Fütterungsstrategien auf das den sog. „oxidativem Stress (OS)“ zu bewerten und mögliche Zusammenhänge zwischen dem OS und dem Equinen Magengeschwürsyndrom (EGUS) zu untersuchen. Ort der Studie war Australien, wo lange Transporte durchaus üblich sind.
Dafür wurden 26 Stuten wurden zwölf Stunden lang ohne Futter und Wasser per LKW transportiert. Die Pferde wurden zufällig in drei Gruppen eingeteilt:
(1) 1 Stunde vor Abfahrt gefüttert
(2) 6 Stunden vor Abfahrt gefüttert
(3) 12 Stunden vor Abfahrt gefüttert.
Klinische Untersuchungen und Blutentnahmen wurden etwa vier Stunden vor der Abfahrt (T0), beim Entladen (T1), 8 Stunden (T2) und 60 Stunden (T3) nach dem Entladen durchgeführt. Vor der Abreise sowie zu T1 und T3 wurde eine Gastroskopie durchgeführt.
Die Studie im Detail
Oxidativer Stress entsteht als Folge eines Ungleichgewichts zwischen der Produktion freier Radikale (ROMS) und schützenden antioxidativen Mechanismen. Der Transport wurde bisher mit oxidativem Stress in Verbindung gebracht.Das Equine Magenulcus-Syndrom (EGUS) kann die Plattenepithel- oder Drüsenschleimhaut betreffen und ist die häufigste Magenerkrankung. Eine frühere Studie zeigte, dass ein 12-stündiger Transport mit Magengeschwüren verbunden war und dass die Schwere der Geschwüre durch die Fütterung vor der Abreise verringert wurde. Die aktuelle Studie sollte diese Ergebnisse erweitern, indem die Auswirkungen eines 12-stündigen Transports nach drei verschiedenen Fütterungsstrategien auf OS-Parameter dokumentiert und mögliche Zusammenhänge zwischen OS-Parametern und EGUS bei transportierten Pferden untersucht werden. Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass ein 12-stündiger Transport ohne Futter und Wasser die freien Radikale und OS-Parameter erhöhen würde, dass ein erhöhter OS mit transportbedingten Magengeschwüren verbunden wäre und dass eine Fütterung vor dem Transport diese negativen Auswirkungen abmildern würde.
Ergebnisse
Alle Pferde haben die Reise gut überstanden und es gab keine klinischen Anzeichen von Verletzungen oder Krankheiten, die auf den Transport zurückzuführen waren. Vor der Abreise gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Die mittleren summierten Plattenepithelgeschwür-Werte waren nach dem Transport (T1 und T3) höher, insbesondere bei Pferden der Gruppe 3 (12 Stunden vor der Abreise nüchtern). Insgesamt wiesen 14 (von 26) Pferden eine mittelschwere oder schwere (Grad ≥3) Ulzeration der Plattenepithelschleimhaut auf.
Die Ergebnisse stützten teilweise die Hypothesen. Der Transport führte tatsächlich zu einem Anstieg freier Radikale und EGUS. Die Fütterungsstrategien vor der Abreise milderten die Auswirkungen: Pferde, die vor der Abreise 12 Stunden lang gefastet hatten, hatten die höchsten Gesamtwerte für Geschwüre und den niedrigsten Wert an Antioxidantien
Schlussfolgerungen
Die Studie legt nahe, dass das Futtermanagement vor einer langen Reise (12 Stunden) das oxidative Gleichgewicht bei transportierten Pferden beeinflussen kann. Eine Fütterung vor der Reise kann empfohlen werden, da sie hilfreich sein kann, um den Antioxidantienstatus im Plasma zu erhöhen und das Risiko von EGUS zu verringern. Allerdings sind weitere Studien erforderlich, um zu verstehen, welche Fütterungspraktiken vor und während der Fahrt die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde am besten schützen können.