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Mit Balanced Horse Training und Frontausstieg-Pferdeanhänger erfolgreich verladen

Von Doris Jessen, geschrieben am 2. Januar 2024

Pferde-Verladetraining
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Verladetraining mit Frontausstieg-Pferdeanhänger

Jedes Pferd kann lernen, in einen Anhänger einzusteigen. Allerdings gibt es besonders hartnäckige Kandidaten, die – warum auch immer – diese vermeintlich einfache Aufgabe vehement verweigern. Eine in dieser Hinsicht besonders schwierige Stute konnte letztlich mit dem Pferdeanhänger Cheval Liberté Touring mit Stufeneinstieg und Vorderausstieg erfolgreich trainiert werden. Das Training führte Thies Böttcher durch, der seit gut 20 Jahren mit seinem „Balanced Horse Training“ viele Pferde erfolgreich stressfrei verlädt.

Ein gut erzogenes Pferd steigt in jeden Pferdeanhänger ein, egal, ob er groß oder klein, innen weiß, schwarz oder rot ist, eine Rampe oder einen Stufeneinstieg hat. Und wenn es das als unerfahrener Youngster noch nicht kann, wird es das in einem kurzen Pferde-Verladetraining schnell Zeit lernen. Vorlieben oder gar Voraussetzungen in Sachen Transport wie weit gestellte Trennwände, viel Licht über ein Panoramafenster, offene große Inspektionstüren, offene Rampen eines Frontausstieg-Modells oder gar nur Diagonalverladung mit Blick nach hinten? Alles Quatsch, verschrobene Befindlichkeiten allzu rücksichtsvoller Pferdebesitzer, die nur selbst nicht gelernt hatten, wie man ein Pferd verlädt.

Wir haben ein Problem

Davon waren wir felsenfest überzeugt. Schließlich hatten wir schon fünf Pferde unterschiedlicher Charaktere erfolgreich trainiert, so dass sie danach ohne Zögern mit über dem Rücken liegenden Strick an uns vorbei in die Kiste stiegen und wir ohne Zeitdruck die Heckstangen schließen konnten. So musste das funktionieren, alles andere erschien uns unerträglich.

Bis wir im die vierjährige Quarter Horse Stute Mara kauften. Den 670 Kilometer langen Transport von ihrem Standort Losheim am See im Saarland nach Hamburg vor Augen, baten wir die Verkäuferin, das Pferd an das Einsteigen in den Anhänger zu gewöhnen. Das war – als es ans Verladen für unseren Transport ging – offensichtlich nur unzureichend geschehen: Mara weigerte sich –  im wahrsten Sinne des Wortes – standhaft, die Anhängerrampe zu betreten. Und als ein hilfswilliger Trainer sie nach für uns unerträglich langen 20 Minuten endlich in der Kiste hatte und die Heckstange schließen wollte, sprang sie katapultartig zurück. „Jetzt haben wir ein Problem“, schoss es mir unheilvoll durch den Kopf.

Scheinbare Ruhe

Nach weiteren 20 Minuten schien sie sich in ihr Schicksal zu ergeben, stieg ein und akzeptierte auch die Heckstange und das Schließen der Rampe. Wir fuhren vorsichtig los und erfreulicherweise blieb alles ruhig. Bei der ersten Pause fraß und trank die Stute völlig entspannt. Nach acht Stunden Fahrt stieg sie gelassen aus, inspizierte ihre neue Weide, wälzte sich und machte sich über ihr Heu her. Na also. War doch kein Problem. Glaubten wir.

Da wir gerne regelmäßig mit den Pferden verreisen, erschien es mir sinnvoll, das Verladen, das ja bei der Abreise eher problematisch gewesen war, noch einmal zu überprüfen. Da sie so ruhig gestanden hatte, erwartete ich nur geringe Widersätzlichkeiten. Und wenn doch – siehe oben: Einsteigen kann jedes Pferd schnell lernen.

Eingestiegen ist Mara dann auch schnell. Als ich allerdings die Heckstange schloss, brach der Vulkan los. Sie schob sich mit der Kruppe unter die Stange und als diese nicht sofort nachgab, stieg sie vorne nahezu über die Bruststange. Bevor sie den Pferdeanhänger und auf diesem Wege auch sich selbst zu zerlegen drohte, erschien es ratsam, hinten ganz, ganz schnell zu öffnen… Puh. Erstmal durchatmen – das Pferd und ich.

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Langsames Angewöhnen…

Fressen

…endlich in der Kiste.

Nach diesem Versuch betrat Mara die Rampe fürs erste nicht mehr. Die anschließenden, bei den anderen Pferden erfolgreichen Trainingsmethoden erwiesen sich als aussichtslos. Auch wochenlanges Fressen -Schritt für Schritt – auf und in dem Anhänger führten nur dazu, dass sie zwar in Erwartung des vollen Futtereimers im Trab in den Anhänger stürmte, diesen aber mit vollgestopftem Hamstermaul nach spätestens 30 Sekunden wieder zügig verließ. Um das Rückwärtsgehen auf einer Rampe (und auch sonst) mussten wir uns keine Gedanken mehr machen…

Balanced Horse Training mit Thies Böttcher

Wenn der Amateur mit seinem Latein am Ende ist, kann nur noch ein erfahrener Profi helfen. Also bestellte ich den mir seit langem bekannten und mit seinem Balanced Horse Training erfolgreichen Pferdetrainer Thies Böttcher.

Nein

Da geh ich nicht rein.

Schon bei den ersten Vorübungen stellte sich heraus, dass es bereits vor dem Anhänger ein Problem gab, nämlich Maras Distanz- und Respektlosigkeit vor dem Menschen. „Wenn wir das in den Griff kriegen, wird es auch am Anhänger einfacher“, so Thies. Nun ja, in dieser Hinsicht hatte Thies Mara schnell auf der richtigen Spur.

Und auch das Einsteigen in den großen Böckmann Portax L und vor allem das kontrollierte Aussteigen war dann – sprichwörtlich Schritt für Schritt – irgendwann geschafft. Nur das Verbleiben in der für die Stute offensichtlich immer noch furchterregenden Bude war und blieb ein Problem, allein das Klappern mit den Heckstangen versetzte sie in helle Panik. Mara schien unter einer Art von Platzangst zu leiden und sah als einzige Lösung die Flucht nach hinten, auf der sie keiner aufhalten konnte.

Zwischenschritt: Der Weg nach vorne

Bis wir einen neuen Cheval Liberté Pferdeanhänger, Modell Touring mit Vorderausstieg in den Test bekamen. Das Modell hatte Flügeltüren und keine Rampe. Noch etwas Neues. Na das konnte heiter werden, dachte ich.

Um dem Pferd die Angst vor engem Raum zu nehmen, entfernten wir auf Anraten eines Quarter Horse Züchters für das nächste Training die gesamte Inneinrichtung und öffneten sämtliche Türen weit. Erste Übung: Einfach nur durch den Pferdeanhänger hindurch gehen. Zu unserer Überraschung erwies sich der Stufeneinstieg am Heck als völlig problemlos – und das Hinausspringen nach hinten auch ohne Rampe zunächst ebenfalls. Allerdings fasste Mara zu dem offenen Raum nun doch schnell Vertrauen und konnte mit Knotenhalfter und Strick ruhig im Anhänger gehalten und anschließend kontrolliert über den offenen Vorderausstieg hinausgeführt werden. Auch das Schließen der Flügeltüren – immer noch mit offener Vorderrampe vor Augen – ließ sie ruhig zu und wurde wieder durch das langsame Aussteigen nach vorne belohnt. „Durch das offene Konzept ist es uns gelungen, die Fluchtreaktion nach hinten zu unterbrechen“, erklärt Thies Böttcher. „Und vorne hältst du ein Pferd immer leichter, als wenn es nach hinten springt“, so der Trainer.

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Schritt…

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… für Schritt

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… und noch ein Letzter…

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… und vorne wieder raus.












Licht am Ende des Tunnels

Nach diesen ersten Erfolgen sahen wir Licht am Ende des Tunnels. In den regelmäßigen Trainingseinheiten führten wir sie anfangs immer einmal durch den Anhänger, dann folgte immer eine kleine Steigerung des Schwierigkeitsgrades:

  • Einsteigen, hinten Heckstange schließen, Flügeltüren schließen, vorne wieder hinaus.
  • Dasselbe noch einmal, dann vorne die Rampe schließen, wobei die darüber liegende große Fensterklappe noch offen blieb.
  • Einsteigen mit geschlossener Vorderrampe und offenem Fenster, hinten schließen, Fenster schließe
  • Einsteigen mit geschlossener Vorderrampe und offenem Fenster, hinten schließen, Fenster schließen. Pferd anbinden, Trainer verlässt den Anhänger durch die Inspektionstür.

„Erfolgskritisch ist hier auch das exakte Timing. Das bedeutet, ich muss das Pferd genau beobachten und danach entscheiden, wie lange ich welche Trainingssequenz übe und – noch wichtiger – wann ich damit aufhöre, um das Pferd mit einem positiven Gefühl auf die Weide zu entlassen. Oft ist weniger mehr“, erklärt Thies.

Die erste Fahrt

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Ganz wichtig: Licht und Luft!

Als alles gut funktionierte und Mara auch alleine ruhig im geschlossenen Anhänger stand, fuhren wir das erste Mal los. Sie war nur vorne locker angebunden und konnte sich ohne Boxengestänge frei ausbalancieren. Beim Anfahren hörten wir ein kurzes Rumpeln, danach blieb sie ruhig während der nur fünfminütigen Fahrt. Die nächsten beiden Fahrten dauerten dann zehn und 15 Minuten und verliefen problemlos.

Die nächste „Hürde“ war nun, das Pferd mit Boxengestänge einzuladen und zu fahren. Wie würde sie auf den engeren Raum reagieren? Nach anfänglichem Zögern – die Trennwand war weit gestellt und die Rampe vorne wieder offen – stieg sie ein und ließ sich damit auch fahren. 20 Minuten, immerhin.

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Training zu zweit

Im nächsten Schritt kam ihr Weidegenosse, der 26 Jahre alte und Reise-routinierte Pago hinzu, wofür das Gestänge ordnungsgemäß geschlossen wurde. Kein Problem. Mittlerweile übte ich das Prozedere auch ohne Thies und fuhr zusammen mit Pago oder meinem anderen Pferd trainingshalber auf die nur 800 Meter entfernte Reitanlage. Von dort aus konnte man auch nach Hause reiten, falls kurzfristig eine Ladehemmung auftreten sollte.




Verladehilfe Butt Rope

Mit dem vorne offenen großen Fenster einzusteigen war nun Routine. Da es aber keine Option war, eigens für Mara ein Vorderausstiegsmodell zu kaufen, musste sie nun noch lernen, in den völlig geschlossenen Anhänger einzusteigen. Und da war sie wieder, die anfängliche Platzangst: Wie angewurzelt blieb sie vor dem Anhänger stehen und ich studierte im Geiste schon die Preislisten der entsprechenden Fahrzeuge. „Ich lass mir was einfallen, den letzten Schritt schaffen auch noch … “ kommentierte Thies zuversichtlich.

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Notlösung „Butt Rope“

Die Lösung hieß – aus dem amerikanischen Westernreiten kommend – Butt Rope und stellt lediglich ein langes Seil mit einer Schlinge dar, die über die Kruppe und die Hinterbeine oberhalb der Sprunggelenke gelegt wird. Das vordere Ende des Seils läuft durch den Halfterring. „So kann ich beide Enden in einer Hand führen, mit der zweiten Hand gegebenenfalls gezielt nur die Schlinge bedienen und damit das Ausweichen nach hinten kontrollieren“, erklärt Thies. Sicherheitshalber wurde diese Technik auf einem umzäunten Paddock geübt – man weiß ja nie, wie ein Pferd reagiert. Nach den ersten Schrecksekunden akzeptierte Mara die Verladehilfe (unter diesem Stichwort in ähnlicher Form im Übrigen in diversen Ausführungen im Reitsporthandel erhältlich) schnell. Anschließend stieg sie vertrauensvoll auch in den völlig geschlossenen Anhänger. Die Handhabung des Seils ist recht einfach, so dass ich es schnell auch selbst erfolgreich einsetzen konnte.

Die letzte Hürde

Nach 20 Stunden Training innerhalb von drei Monaten stand als letzte Prüfung schließlich das Einsteigen in einen neuen, völlig anderen Pferdeanhänger, nämlich das Modell Arizona der Firma wm meyer, auf dem Programm. Die Spannung war groß, wie Mara auf die neue Situation reagieren würde. Aber – gelernt ist nun doch gelernt – sie stapfte tapfer über die für sie nun wieder neue Rampe in das unbekannte Gefährt. Mit Butt Rope vor der Fahrt ins 40 Kilometer entfernte Gelände und nach 20 Kilometern Ausritt in flottem Tempo auch ohne.

Und langfristig?

Ja, das war dann so eine Sache. Je häufiger Mara in den „normalen“ Pferdeanhänger, sprich ohne Vorderausstieg, fuhr, desto schwieriger und vor allem unsicherer wurde das Einsteigen. Da wir die sehr gute Erfahrung mit dem Prinzip des Frontausstiegs gemacht hatten, entschieden wir uns für ein solches Modell. Und in „ihren“ Ifor Williams HB 511 steigt sie nach wie vor willig ein, wie im Video zu sehen ist.

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