Im Jahr 2010 absolvierte der „neue Ifor Williams“, den Pferdeanhängertest mit Bravour.
Seit 2019 bewährt sich das bodenständige Aluminium-Fahrzeug nun im regelmäßigen Gebrauch. Es unterscheidet sich vom ersten Testmodell durch die optionale Rampe/Flügeltüren-Kombination und eine Sonderausstattung: Auf ganz besonderen Wunsch hat der Händler eine Sattelkammer eingebaut.
13 Jahre sind bereits vergangen, seit zum 50. Jubiläum des britischen Anhänger-Herstellers Ifor Williams die Traditionsmodelle HB (für Horsebox) 506 und 511 modernisiert auf den Markt kamen. Die deutlich schickeren Fahrzeuge im „british Style“ finden sich nun zunehmend oft auf Reitstall- und Turnierparkplätzen.
Erfahrungen aus dem regelmäßigen im Einsatz
Im regelmäßigen Einsatz seit Herbst 2019 transportiert nun das Modell HB 511 zwei Quarter Horse Stuten. Im Gegensatz zu den „klassischen“ Testmodellen, die nur vier bis sechs Wochen zu Mit-Pferden-reisen.de kommen, wurde diese Modell genau nach Wunsch konfiguriert und danach mit einigen individuellen Extras ausgestattet, die den täglichen Gebrauch noch praktischer gestalten. Die Fotos zeigen dementsprechend nicht den „jungfräulichen“ Anhänger direkt aus der Fabrik, sondern den „Live Betrieb“.
Schon beim Test des allerersten Ifor Williams im Jahr 2004, damals noch als Modell HB 510 überzeugte die Rampe-/Türkombination das Testteam. Sie besteht im Gegensatz zu den meisten, heute gängigen Ausführungen, bei denen die Heckklappe im ganzen zur Seite geklappt wird, aus einer geteilten Rampe, die auch als Flügeltür in verschiedenen Winkeln geöffnet werden kann. Das hat vor allem für verladeunwillige Pferde den Vorteil, eine Seitenführung bilden zu können, die das Tier am Ausbrechen hindern.
Extrem praktisch ist diese Bauweise auch für die Reinigung: Wird die Schubkarre oder der Mistboy direkt am Heck platziert, lassen sich Pferdeäppel und verschmutzte Späne (Einstreu ist Pflicht!) ganz einfach hinein fegen. Hier ergab sich dann auch der einzige Mangel: im Laufe des Gebrauchs ging an einem Verriegelungshaken die kleine Kunststoffkugel verloren (oder wurde geklaut). Sie ließ sich aber leicht ersetzen und ist jetzt mit Klebstoff dauerhaft fest angebracht.
Nach wie vor stabil sind die Verschlüsse aus modernen Materialen (übrigens auch nicht beim acht Jahre alten Modell der Stallkollegin) wie die Nylon-Kunststoffscharniere und Schnellentriegelungsklemme für die Klappen oberhalb des Frontausstiegs und der Heckrampe. Lediglich die Gummidichtung am Heck löste sich nach einem wohl etwas zu intensiven Waschvorgang und wurde darauf ebenfalls fest verklebt.
Eine Besonderheit der Ifor Williams Pferdeanhänger ist die auf dem Aluprofilboden lose verlegte 12 mm dicke Gummimatte. Sie wird mit vier Klammern, vorne und hinten je zwei, festgehalten. Zum Reinigen könnten die Klammern gelöst und die Matte wie ein Teppich aufgerollt werden. Diese Arbeit ist allerdings etwas umständlich und wurde daher bislang nicht durchgeführt. Dies vor allem deshalb, weil die Matte aufgrund ihrer groben Längsrillen hervorragend mit einem harten Besen auch von festgetrocknetem Mist gesäubert, mit einem Schlauch oder Hochdruckreiniger ausgespült werden kann.
Individuell umgestaltet und ergänzt
Nicht bewährt hat sich – zumindest bei Pferden, die gelegentlich zu Auseinandersetzungen neigen, die hoch angebrachte Anbindeöse. Soll das Pferd gleichzeitig an seinem Heunetz fressen können (wofür der Anhänger mit einem optionalen verschiebbaren Heunetzhaken in einer entsprechenden Schiene ausgerüstet wurde), muss der Anbindestrick eine gewisse Länge haben. Ist er hoch abgebracht, ist er immer so lang, dass sich die Pferde auch genügend Freiraum haben, um im wahrsten Sinne des Wortes aneinander zu geraten. Also ist im konkreten Fall der Anbinder unten in den Ösen der Boxenstangenhalterung angebracht und das Problem ist gelöst.
Ergänzt wurde auch die serienmäßige Dachentlüftungsklappe, die in 2,30 m Höhe nur von Menschen mit Gardemaß geöffnet und geschlossen werden kann. Also kam ein kleiner Strick dran, mit dem sie zu schließen ist, aufgestoßen wird sie mit dem Stiel des ebenfalls ergänzten Besens.
Bei kaltem Wetter kann es passieren, dass der Saugstopper an der Tür zu unflexibel wird, um bei starkem Wind sein Gegenstück fest zu halten. Das Ärgernis: Die Tür fällt zu. Die Lösung war so einfach wie genial: Zwei Magneten mit Karabinern und dazwischen ein griffiges Band (von einer alten Putztasche aufgehoben). Der eine Magnet klebt auf der Metallstrebe in der Tür, der andere an einer beliebigen Stelle an der Deichsel.
Und noch eine schickes Detail kam hinzu: Die dick gepolsterten Boxenstangen, individuell angefertigt aus Dämmmaterial aus dem Baumarkt und überzogen mit petrolblauem, abwaschbarem Kunstleder. Einfach „nice to have“.
Einfach, praktisch, gut: Sattelkammer
Das Highlight an Sonderausstattung bei diesem Modell ist die Sattelkammer, die es so in der Optionsliste nicht gibt. Service-bewusste Händler haben aber eine Lösung, die komfortabel in den großen, innen 3,52 m langen Anhänger passt (ausführlich beschrieben im Beitrag „Einfach nachgerüstet“).
Die Konstruktion bietet auf der anderen, den Pferden zugewandten Seite auch die Möglichkeit, mobile Futtertröge einzusetzen.
Fazit
Der Langzeitgebrauch des Pferdeanhänegers Ifor Williams HB 511 hat das Ergebnis des ersten Test bestätigt: Groß und geräumig, robust und leicht zu bedienen und vor allem ein gutes Fahrverhalten. Durch die individuellen Ergänzungen, allem voran die Sattelkammer-Lösung, wurde er zum perfekten Transportmittel für zwei Pferde.
Ein Wermutstropfen ist allerdings der aktuelle Preis, der (wie bei vielen anderen Herstellern) stark zugelegt hat: Kostete die Serienausstattung im Herbst 2019 noch 8.250 Euro, so schlagen heute 9.900 Euro zu Buche. Aber auch das ist im Wettbewerbsumgfeld für einen voll ausgestatteten Aluminium-Pferdeanhänger dieser Größe noch durchaus fair.
Ein Film sagt mehr als 1.000 Worte
Wer sich die Funktionalität(en) den Pferdeanhängers gewissermaßen „live und in Farbe“ ansehen möchte, findet hier einige Videos dazu. Film ab!
1_Frontausstieg öffnen
2_Fenster öffnen
3_Heckfenster öffnen
4_Heckklappe öffnen
5_Boxenstangen öffnen
6_Rein über die Rampe
7_Raus über den Vorderausstieg
Technische Daten Ifor Williams HB 511
Aufbau | Lackiertes Aluminium |
Gesamtlänge (mm) | 4650 |
Innenlänge (mm) | 3520 |
Gesamtbreite (mm) | 2220 |
Innenbreite (mm) | 1790 |
Gesamthöhe (mm) | 2750 |
Innenhöhe (mm) | 2260 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) | 2700 |
Leergewicht (kg) | 1000 |
Zuladung (kg) | 1700 |
Stützlast (kg) | 100 |
Bereifung | 14" |
Fahrwerk | Parabelfeder-Fahrwerk |
100 km/h-Zulassung | ja |
Bodenmaterial | Aluminium-Profilboden |
Trittschutzplatten | ja |
Autoatikstützrad | nein |
Sattelkammer | nicht Serie, aber nachrüstbar |
Höhen-/Lägenverstellbares Boxengestänge | ja |
Abschließbare Kuppplung | ja |
Besonderheiten | Vorderausstieg; Heckrampe optional als Flügeltür bestellbar, dadurch zwei Einstiegsvarianten |
Weitere Testberichte über Pferdeanhänger von Ifor Williams