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Pferdeanhängertest Rice Europa: Pferdeanhänger mit britischer Tradition

Von Doris Jessen, geschrieben am 10. Februar 2009

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Rice_Vorderausstieg-225x300Völlig anders als das „Normale“ – und das in vielen Aspekten: Alu-Rippenprofil vom Boden bis zum Dach, unverrottbarer Alu-Kunststoffboden mit lebenslanger Garantie, Vorderausstieg, einfachste, aber schnell bedienbare Verschlüsse an allen Öffnungen und sehr gute Straßenlage zeichnen den Anhänger Rice Europa aus.
Zur Verfügung gestellt war das Fahrzeug im Jahr 2009 von der Firma Importanhänger Ruser. Heute (Stand 6/22) sind Rice-Modelle nur noch gebraucht oder direkt in Großbritannien zu finden.

Es ist eine Frage des Geschmacks und über den soll man bekanntlich nicht streiten. So teilen sich die Meinungen über den Rice-Anhänger, der streng im britisch-rustikalen Country-Look daherkommt, in zwei Richtungen: Die einen mögen ihn und finden ihn wunderschön. Für die anderen ist er eine altmodische Kiste. Egal, welchem Lager man nun angehört: An den nackten Fakten kommt keiner vorbei. Und die sprechen für den Anhänger made in Great Britain, der seiner Herkunft nicht nur in der Optik, sondern auch im Handling Ehre macht. Denn eines können sie, unsere Freunde von der Insel: Pferdeanhänger stabil, einfach und funktionell gestalten, so dass man sie nach dem aus dem Segelsport entlehnten Motto „Eine Hand für das Pferd, eine Hand für den Anhänger“ einhändig bedienen kann.

Einfach, praktisch, gut

Rice_Rampenschliesse-225x300

Rice6_Rckklappen_SchliesseBestechend einfach sind alle Verschlüsse an den Türen und Klappen, die grundsätzlich durch einfache Splint-Technik gesichert werden. Die mit griffigem, geripptem Gummi beklebte Heckrampe ist durch eine gefederte Hebehilfe herrlich leicht zu öffnen und auch wieder anzuheben. Da es keine Verschlussriegel im gewohnten Sinne gibt, entsteht auch keine Verletzungsgefahr für die Pferdebeine. Anstatt eines Planenrollos hat das Fahrzeug zwei Klappen, die seitlich arretiert werden und auch während der Fahrt offen bleiben können. Sie werden ebenfalls durch Splinte an der Heckrampe verschlossen. Dafür müssen sich kleinere Personen allerdings etwas strecken. Zukünftig soll hier eine Auftritthilfe angeboten werden. Beim Ablegen der Heckrampe auf Naturboden kann es zudem passieren, dass die kleinen Löcher, in welche die Splinte gesteckt werden, voll Sand geraten.

Vorne und am Heck befinden sich stabile Metallrangiergriffe, die gleichzeitig als Anbindeösen genutzt werden können. Aufgrund ihrer Größe lassen sich hier auch dickste Stricke schnell einfädeln und wieder lösen. Vorne rechts ist ein praktischer herausnehmbarer Kanister in passender Halterung angebracht. Er kann durch leichtes Kippen entleert werden und so hat das Pferd – auf so manchem Turnierplatz eine praktische Sache – immer frisches Wasser am Anhänger.

Die seitliche Inspektionstür für den Menschen könnte etwas höher sein, ist aber dennoch ausreichend. Dagegen ist der Vorderausstieg für die Pferde mehr als komfortabel – da können sogar dicke Brauereirösser leicht aussteigen, ohne sich die Hüften anzustoßen. Die vordere Entladerampe ist ebenso wie die Heckrampe sehr stabil und mit dickem profiliertem Gummi belegt. Serienmäßig ist auch das Reserverad im entsprechenden Halter.

Für eine lange Lebensdauer

Rice_HeckManch einer mag schon einen Rice-Anhänger gesehen haben, der optisch seine besseren Tage hinter sich hatte. Trotz aller Patina bleibt aber eines bestehen: Die extrem langlebige Qualität des Aufbaus aus Aluminiumrippenprofil– von der Bodenplatte bis zum Dach. Die Karossoriesteifigkeit wird durch zwei seitliche vertikale Verstrebungen und Dachbügel erreicht.

Der Innenboden besteht aus einer unverrottbaren 18 Millimeter starken zweiseitig Alu-beschichteten Hartkunststoffplatte und ist mit einer zehn Millimeter dicken Gummimatte mit Längsrillen belegt, die einfach zu reinigen ist, weil die Borsten eines kräftigen Besens alle Mist- oder Heurückstände leicht entfernen – mit einem Wasserschlauch geht es noch leichter. Auf die Bodenplatte gibt Rice lebenslange Garantie.

Heller und luftiger Innenraum

Zum Schutz der Innenwände verfügt der Anhänger serienmäßig über einen etwa 1,20 m hohen Schlagschutz wahlweise aus Blech oder Kunststoff. Die Brust- und Heckstangen, vorne auch von außen als Paniksystem zu öffnen, sind stabil, leicht gepolstert und lassen sich nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Länge mit einem Handgriff verstellen. Die Mitteltrennwand ist wie bei den meisten Vorderausstiegsmodellen um eine mittlere, bis zum Dach durchgehende Stange schwenkbar, um dem rechts stehenden Pferd das Aussteigen zu ermöglichen. Konsequenterweise kann somit auch das Heckteil geschwenkt werden, was unwilligen Pferden den Einstieg einladend gestaltet. Serienmäßig sind auch das Kopftrenngitter, an dem ein Heunetz angebracht werden kann sowie die Seitenpolsterung der Pferde.

Vorne haben Pferde und die sie einladenden Personen genügend Platz, weil hier – und das ist zugleich der einzige Nachteil – keine Sattelkammer eingebaut werden kann. Zwar sind in der Front zwei abklappbare Halter für Englisch-Sättel angebracht, diese sind aber für verspielte Pferde leicht erreichbar und so haben wir das Experiment nicht gewagt, dort Sättel aufzuhängen. Die Halter eignen sind aber durchaus, robuste Tüten o.ä. zu arretieren. Hier wäre zu überlegen, ob man nicht an der Frontwand alternativ quer verlaufende Stangen anbringen könnte, an denen zum Beispiel nass geschwitzte und daher müffelnde Sattel- oder Pferdedecken aufgehängt werden können. Der Abstand zur Wand ist auch für langhalsige Pferde zu weit, dass sie Schaden anrichten könnten. Diesen Ideen gegenüber ist die Firma Ruser sehr aufgeschlossen und bietet an, Sonderausstattungen zu geringen Aufpreisen einzubauen.

Eine Alternative zur Sattelkammer ist eine mobile Sattelbox, in die zwei Englisch-Sättel problemlos passen. In der oberen Abdeckung dieser Box befinden sich praktische Fächer für Putzzeug und allerlei Kleinkram wie etwa Sporen.

Ausreichend Licht erhalten die Tiere durch ein kleines Frontfenster, eine Dachluke sowie zwei Seitenschiebefenster. Für die Belüftung sorgen eine vordere Zwangsentlüftung in der Anhängernase, ein während der Fahrt automatisch rotierenden Deckenlüfter, zwei seitliche Luftaustritte und Schlitze in den oberen Heckklappen (falls man geschlossen fährt).

Satte Straßenlage

Das Fahrwerk stammt vom bekannten Hersteller Knott, ist voll verschweißt sowie feuerverzinkt und bietet durch die Länge des Aufbaus und die ausbalancierte Position auf dem Chassis auch ohne Radstoßdämpfer ein sehr gutes Fahrverhalten – sowohl leer auch beladen. Allerdings werden die meisten Fahrzeuge auf Wunsch mit Stoßdämpfern (250 Euro) ausgeliefert, um die 100 km/h-Zulassung zu erhalten. Das Bremssystem mit einer Auflaufbremse von Knott-Avonride funktioniert weich und selbstverständlich auch im Rückwärtsgang ohne zu rucken.

Die Kupplung – ebenfalls von Knott – ist leicht bedienbar und mit einem grundsätzlich praktischen, im Fall des Testfahrzeuges aber leider etwas hakeligen, Schloss abschließbar. Ein paar Tropfen Schlosspflegespray haben sich hier gut bewährt. Wie die meisten britischen Anhänger gibt es hier in der Grundausstattung kein Automatikstützrad. Allerdings vermisst man es nach einmaliger Bedienung auch nicht mehr, weil die vorhandene Technik praktisch und vor allem schnell zu bedienen ist. Standardmäßig hat der Rice Europa einen siebenpoligen Stecker, auf Wunsch ist auch die modernere dreizehnpolige Version erhältlich. Wer bereits einen Adapter besitzt, kann sich das aber auch sparen.

Ein Leichtgewicht ist der Rice-Anhänger allerdings nicht: Unbeladen bringt er 1.000 kg auf die Waage und ist dementsprechend für große Pferde auch auf 2,3 Tonnen Maximalgewicht zugelassen. Eine Ausnahme auf dem Anhängermarkt ist, dass das Fahrzeug für den Preis von 400 Euro auf 2,7 und sogar 3,2 Tonnen aufgelastet werden kann und somit auch dem Transport von zwei Percherons nichts mehr im Wege steht.

Fazit

Der Rice Europa ist ein praktischer Anhänger, der vor allem hinsichtlich Fahrverhalten, Praktikabilität und Langlebigkeit punktet. Derzeit (Stand Juni2022) findet sich im Internet kein deutschen Händler mehr für Rice-Modelle. Wer sich denoch für die Marke interessiert, sei auf die britische Homepage www.horsetrailersales.co.uk verwiesen. Dort weist die Preisliste für die sehr komplett ausgestattete Standardversion 5.900 britische Pfund (ca. 9.924 €) + Mehrwertsteuer bzw. Zoll aus.

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