ANZEIGE

Schritt für Schritt zum Erfolg mit Verladen nach Balanced Horse Training

Von Doris Jessen, geschrieben am 5. August 2018

Training zum Verladen von Pferden
21_01_05_mitpferdenreisen_870x170px_Equitos-1

DSC09634-300x225Jungpferde oder auch verladeunwillige Kandidaten müssen konzentriert mit dem Pferdeanhänger vertraut gemacht werden, damit sie anschließend so selbstverständlich einsteigen wie sie ihre Box betreten: freiwillig und ohne Stress. Das nachfolgende Konzept zum Training zum Verladen von Pferden soll einen Ausbildungsplan darstellen, an dessen Ende das Pferd gelernt hat, in den Pferdeanhänger zu gehen. Es ist keine Methode, um ein Pferd möglichst schnell zu verladen, sondern eine Schritt-für-Schritt-Schulung für den langfristigen Erfolg.

„Letztes Wochenende hat Karo nur eine halbe Stunde gebraucht, bis er auf dem Anhänger war“, erzählt eine Reiterin ganz stolz. Das mag ja für den einen oder anderen geduldigen Menschen ein Erfolg sein – im Normalfall ist es aber 29 Minuten und 30 Sekunden zu lang.

DSC09634-300x225 DSC09644-225x300 DSC09651-225x300Grundprinzipien

Obwohl es unzählige Gründe gibt, warum sich Pferde nicht bzw. nur schlecht verladen lassen, gibt es einen gemeinsamen Nenner. Sie lassen sich in dieser Situation nicht so lenken, wie man es gerne hätte. Ob sie nun verwirrt, ängstlich oder stur sind, an der Tatsache der mangelnden Kontrolle lässt sich nicht rütteln. Die Prioritäten sind somit schon festgelegt:

  • Kontrolle bzw. Lenkbarkeit des Pferdes am Führstrick.
  • Erlangen und Erhalten der Aufmerksamkeit, da ihr Verlust bereits einen Mangel an Kontrolle bedeutet.

Neben dieser Festlegung sind im Training zum Verladen von Pferden folgende Prinzipien in jedem „Lehrplan“ einzuhalten:

  • Schritt für Schritt Plan: Gearbeitet wird immer in kleinen Abschnitten. Nicht die Lenkung wird trainiert, sondern VORWÄRTS, RÜCKWÄRTS, LINKS, RECHTS. Die Ansprüche sollten immer so sein, dass sie vom Pferd bewältigt werden können.
  • richtige äußere Einflüsse: Lässt sich ein Pferd in der Halle vielleicht gut lenken, kann das auf dem Außenplatz oder am Hänger anders aussehen; dort wird eine höhere Kontrolle gefordert sein. Man sollte immer dort arbeiten, wo die Kontrolle noch besteht und nicht dort, wo man weiß, dass sie nicht vorhanden ist. Das provoziert nur Kämpfe und das Pferd lernt zu kämpfen. Das soll nach Möglichkeit vermieden werden, es geht ums Lernen, nicht darum, wer besser kämpfen kann.
  • Timing ist der Schlüssel zum Lernen. Da ein Pferd auf ein Signal richtig „antworten“ soll, muss man dem Pferd vermitteln, wann es etwas richtig oder falsch gemacht hat. In diesem Fall wird dem Pferd durch Pausen und Belohnung das „JA“ vermittelt, das „NEIN“ durch das Auslassen dieser Pausen. Bestrafung bringt Stress ins Pferd und das Lernen wird behindert. Es sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

1.  Lernschritt: Vorwärts

Antreten durch Touchieren auf der Kruppe.

Man steht links neben der Schulter des Pferdes, zeigt mit dem linken Arm die Richtung an und hebt die Gerte. Erfolgt keine Reaktion wird die Kruppe leicht touchiert, bis das Pferd einen Schritt nach vorne macht. Geht es rückwärts, tappt man bis es steht. Die treibende Hilfe erfolgt von hinten, damit das Pferd an seiner Führungsperson vorbei gehend einsteigen kann.

Antwortet das Pferd regelmäßig richtig, wird das Manöver verfeinert. Das Pferd soll beim Antreten geradeaus gehen. Immer wenn es sich zu einem bewegt, wird es angehalten und zurückgeschickt. Das geschieht solange, bis das Pferd in gerader Linie antritt. Eine gute Hilfe kann hier die Bande sein.

2. Lernschritt: Anhalten und Rückwärts

Durch Zug am Führstrick Richtung Buggelenk soll sich das Pferd anhalten bzw. rückwärts richten lassen. Es sollte keine Kraft notwendig sein und das Pferd sollte weich im Genick bleiben.

3.  Lernschritt: links und rechts

Funktionieren die ersten Übungen „Gaspedal und Bremse“, so wird die Lenkung eingebaut, um das Pferd immer auf Linie zu halten. Um die Hüfte des Pferdes zu bewegen, wird das Seil wie in Lernschritt 2 gehalten und die Hüfte seitlich touchiert, bis diese weicht. Um die Hüfte zu einem zu bekommen, nimmt man den rechten Arm hoch und touchiert auf der rechten Seite der Kruppe, bis die Hüfte zu einem schwingt. Erleichtert wird dies, indem man auf dem Hufschlag arbeitet und den Kopf etwas von sich wegstellt. Wichtig ist, auf die eigenen Füße zu achten und sich nicht vom Pferd abdrängen zu lassen.

Sitzen die Übungen, versucht man sich in 90° Winkeln zu bewegen – Antreten lassen, anhalten, Hüfte 90° nach links, antreten lassen, anhalten, rückwärts, anhalten, 90° nach rechts etc… Man sollte das Pferd auf einem 90°-Raster vor und zurück bewegen können.

4.  Lernschritt: Erschwerte Bedingungen

Um das Handling und Timing zu verbessern, sollte anschließend unter erschwerten Bedingungen trainiert werden. Hierbei kann der Anhänger bereits simuliert werden.

  • Gehen auf eine Holzbrücke/ Plane (Anhängerrampe)
  • Gehen unter einem Seil (Anhängerdach)
  • Gehen zwischen zwei Hindernissen (Anhängerwände)

Die Hindernisse sollten so gewählt werden, dass man die Kontrolle und Aufmerksamkeit behält. Das Prinzip von „Annäherung und Rückzug” sollte hier zum Einsatz kommen. Es sorgt dafür, dass immer wieder der Druck vom Pferd genommen wird und es sich entspannen kann. Dafür wird erst nur ein Schritt vorwärts verlangt. Danach soll das Pferd diesen Schritt wieder rückwärts machen. Funktioniert dies ohne Stress und Widersetzlichkeiten, kann variiert werden (2 Schritte vor, 2 oder einen Schritt zurück): Man schaukelt sich quasi durch die Hindernisse.

Das Pferd soll sich bei der Übung auf die Hilfen und nicht auf das Hindernis konzentrieren.

5. Lernschritt: Training am Anhänger

Der Anhänger sollte auf einem freien Platz stehen, der nach Möglichkeit eingezäunt sein sollte. Gegenstände wie Schubkarren, Besen und ähnliche Dinge sind zu entfernen.

Das Training beginnt an der Stelle, wo das Pferd mir sagt: ich will nicht weiter. Pferde bleiben in einer Distanz zum Hänger stehen, in der sie sich noch sicher fühlen. Das können drei Meter oder 20 Meter sein. Brächte man ein Pferd näher an den Anhänger, würde es sich unsicher fühlen und nur daran denken wegzulaufen – kein guter Anfang für ein Training.

Angenommen, das Pferd bleibt in fünf Meter Entfernung stehen: Erstes Ziel ist es, das Pferd an dieser Stelle zu kontrollieren. Man fragt nach einem Schritt vorwärts und rückwärts, lässt es stehen und erlaubt ihm, sich zu entspannen. Als nächstes lässt man es vielleicht zwei Schritte vorwärts und einen rückwärts gehen. Wichtig ist dabei, das Pferd niemals zu lange in einer Distanz stehen zu lassen, in der es sich unsicher fühlt. Dies könnte dazu führen, dass es von sich aus zurück geht und somit die Kontrolle übernimmt.

Auf diese Weise schaukelt man sich bis zur Anhängerklappe.

Nächster Schritt: Ein Huf auf die Klappe und wieder herunter. Mit o. g. Prinzip wird das Pferd bis in den Anhänger bewegt. Eine Pause kann jederzeit eingelegt werden. Das Pferd muss nicht an einem Tag auf dem Anhänger stehen. Ziel ist die Kontrolle auf der Klappe und im Anhänger, wobei das Pferd schließlich entspannt stehen soll.

Während der ganzen Übung stehe ich an der linken Schulter des Pferdes. Ich verlade das Pferd auf der rechten Anhängerseite; so kann ich sicher auf der linken Seite stehen. Geht das Pferd flüssig in den Anhänger, gehe ich nur noch bis zum Heck mit. Das Pferd soll alleine einsteigen. Ich gehe NIEMALS vor meinem Pferd auf der gleichen Seite in den Hänger, falls es vorspringt kann, es mich schwer verletzen.

Dies ist der Zeitpunkt, an dem man das Pferd als Alternative auch in die linke Seite schicken kann. Die Trennwand schiebe ich nicht zur Seite, da ich für mich eine sichere Zone haben möchte.

Typische Problemsituationen

1. Das Pferd zieht rückwärts:

Das Pferd wurde zu schnell in die „unsichere Zone“ geführt oder dort zu lange gelassen.

Lösung – keinen Schritt auslassen und in der Distanz arbeiten, welche das Pferd verträgt.

2. Das Pferd drängelt gegen den Menschen:

Meist wurden zu viele Schritte vorwärts verlangt. Nach einem Schritt lassen sich Pferde recht gut anhalten; kommen sie in Fahrt, wird es schwer.

Lösung: nur einen Schritt vorwärts verlangen, das Anhalten besser üben. (siehe Lernschritt 2)

3. Das Pferd dreht die Hüfte aus der Linie:

Sollte das Pferd versuchen, seine Hüfte wegzudrehen, kann mit der Gerte gesagt werden –„nimm die Hüfte wieder zurück“ – Pause bekommt das Pferd nur auf gerader Linie zum Hänger, niemals, wenn es quer zum Hänger steht.

Hüftkontrolle üben und verbessern (siehe Lernschritt 3 )

Die meisten heftigen Reaktionen wie Steigen resultieren meist aus einer Überforderung des Pferdes. Durch die Schritt-für-Schritt-Technik sollten solche Szenen vermieden werden können. Voraussetzung ist jedoch, dass man jeden „Schritt“ gut bewältigt hat, bevor man zum nächsten geht. Abkürzungen gibt es beim Verladen nicht. Hat jedoch ein Pferd solche gefährlichen Muster abgespeichert und verweigert durchgehend die Arbeit, sollte man sich professioneller Hilfe bedienen bzw. allgemein am Umgang arbeiten. Die meisten „echten“ Problempferde haben auch im täglichen Umgang ihre Unzulänglichkeiten, an denen man als Vorbereitung für das Verladen üben kann. Schließlich geht es immer nur um eines: das Erlangen der Kontrolle.

Ab wann kann man fahren?

Ist die Klappe erst zu, kann ich mein Pferd nicht mehr kontrollieren. Bevor man diesen letzten Schritt ausführt, sollten folgende Tests bewältigt werden können:

  • Das Pferd sollte sich gut anbinden lassen, ohne dass es dagegen zieht.
  • Das Pferd lässt sich beim Aussteigen durch ein leichtes Zupfen am Halfter anhalten und wieder nach vorne führen.
  • Das Pferd sollte durch Berühren mit der Gerte an der Kruppe in der Rückwärtsbewegung gestoppt werden können. Dies ist eine Übung für die Akzeptanz des hinteren Holmes.
  • Es soll sich im Hänger beliebig vor/ rückwärts schicken lassen und an jeder Stelle auf Kommando stehen bleiben.
  • Das Pferd sollte auch im Hänger stehen bleiben, wenn die Klappe etwas angehoben wird. Dabei sollte die Klappe nur etwas angehoben werden. Wichtig ist es auch, neben der Klappe zu stehen, damit sie nicht auf einen fällt, falls das Pferd herausstürmt. Pferde die auf dieses „Hochheben“ mit Flucht reagieren, sind nicht weit genug, gefahren zu werden. Auch sollten sie auf das Klappern der Fronttür oder auf Schlagen gegen die Pferdeanhängerwand gelassen reagieren.

Eine Auswahl von Anbietern für Verladetraining finden Sie hier.
0e7e3c84c4a94b23b9356d416306ca97

ANZEIGE