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Pferdeanhänger-Zugfahrzeugtest Porsche Panamera 4S: Luxus-Sportlimousine mit hoher Alltagskompetenz

Von Doris Jessen, geschrieben am 27. April 2017

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Porsche-Panamera-Web-75-von-170Zugegeben, ein Porsche Panamera ist nicht gerade das typische Zugfahrzeug für Pferdeanhänger. Wer aber Porsche kennt, kann darauf vertrauen, dass die Luxus-Sportlimousine mit 4-Liter V-8-Diesel und 440 PS außer ihrer flotten Optik, dem hocheleganten, durchdachten Interieur und natürlich dem perfekten Fahrverhalten mit und ohne Anhänger auch ein hervorragendes Zugfahrzeug ist. Die Anhängelast beträgt 2,2 Tonnen. In der Serienausstattung ist er ab 119.000 Euro zu haben.

Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1, meisterhaft interpretiert von Lang Lang, schallt durch den Raum. Sanfte Klaviertöne, dann wieder aggressiv anschwellendes, lautes Orchester. Jeder Ton, jede Sequenz reines Musikvergnügen. Fast möchte man die Augen schließen und einfach nur genießen. Das jedoch hätte fatale Folgen.

Denn wir sitzen nicht der Elbphilharmonie, sondern gleiten dahin im Porsche Panamera 4S, nahezu geräuschlos, weil uns die Doppelverglasung von allem lästigen Krach der rauen Verkehrswelt da draußen abschirmt und uns die reinen Klänge des Bose Surround Sound-Systems in vollen Zügen auskosten lässt. Im Schlepptau, fast hätten wir ihn vergessen, den großen Pferdeanhänger Humbaur Notos mit einem Quarter Horse.

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Nachdem aufgrund des gestochen scharfen Bildes der Rückfahrkamera einfachen Ankuppeln hängt er an der – natürlich – elektrisch bedienbaren Anhängerkupplung, die, und das ist für Fahrten zum Beispiel in die Schweiz wichtig, über eine dort vorgeschriebene große Öse zum Einklinken des Anhängerbremsseiles verfügt. Die Steckdose befindet sich ganz praktisch zugänglich direkt an der linken Seite des Kupplungskörpers.

Der Panamera – 4-Liter Achtzylinder-Diesel mit 440 PS und 850 Nm Drehmoment lassen keine Zweifel offen – zieht seine Last mühelos und bleibt dabei immer spur- und fahrstabil. Als optimal erweist sich im Anhängerbetrieb der Fahrmodus „Sport“. Die kurzen Sprints zum Überholen – naja, Porsche eben. Obwohl letztere genau genommen nicht erlaubt sind, weil der 3,5 Tonnen-Notos auch mit der gut zwei Tonnen schweren Luxus-Sportlimousine maximal 80 km/h schnell gefahren werden darf. Die 100-km/h-Erlaubnis hat er für Pferdeanhänger bis 2,2 Tonnen. Aber so genau muss man es ja auch für 100 Meter nicht nehmen und mehr brauchen wir nicht, um kurz an noch langsameren LKW vorbeizuziehen. Das unbemerkt schaltende 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und der perfekt arbeitende Abstandstempomat entspannen auch die längste Staufahrt auf unserem Weg zum einwöchigen Pferdetraining.

Bei Stillstand spart die Start-Stopp-Funktion Sprit und „Autohold“ hält das Fahrzeug nach dem automatischen Abbremsen aktiv im Stillstand.

Fast bedauern wir, dass wir nach 150 Kilometern unser Ziel erreicht haben und nun aussteigen müssen. Eigens auf „P“ schalten müssen wir nicht, beim Ausschalten der Zündung geschieht das automatisch. Nun hat sie uns wieder, die Realität mit ihrem Alltagslärm, von dem wir für zwei Stunden so herrlich abgeschottet waren.

Der Kraftstoffverbrauch hielt sich auf der Anhängertestfahrt durchaus in Grenzen: 24 Liter Diesel flossen in 200 Kilometern durch die Leitungen. Und ein Verbrauch von 12 Litern ist für ein solches Power-Paket nicht zu viel.

Luxus mit Lasteselfunktion

Porsche_Panamera_Web__87_von_170_Die Motivation einen Porsche Panamera zu kaufen, ist sicherlich nicht, jedes Wochenende mit vollem Reitergepäck zum bei Regenwetter vermatschten Turnierplatz zu fahren. Auch auf einen etwas wurzeligen Waldweg, den das Navi optimistisch als Straße ausgewiesen hatte, sind wir mit dem Gespann einen Kilometer lang ganz schön ins Schwitzen gekommen und haben uns Meter für Meter gefragt, ob die knapp 15 Zentimeter Bodenfreiheit auch tatsächlich ausreichen. Für derlei Einsätze gibt es aus gutem Grund passender Arbeitstiere, im Übrigen auch aus dem Hause Porsche (merh dazu hier). Aber auf „gutem Boden“ Ziehen kann der Panamera eben durchaus und wer im normalen Leben lieber in der schnellsten Sport-Limousine der Welt und dennoch maximal komfortabel mit ausreichend Platz unterwegs sein möchte, findet hier das perfekte Fahrzeug.

Das Vergnügen beginnt beim Öffnen und Zufallen der Türen, denn sie müssen nur leicht angelegt werden, um sich dann per „Soft Close“ leise schmatzend sanft zu schließen. Auch die elektrischen Fensterheber verrichten ihre Arbeit nahezu geräuschlos.

Porsche-Panamera-Web-2-von-170 Porsche-Panamera-Web-13-von-170 Porsche-Panamera-Web-24-von-170Die Inneneinrichtung: Beeindruckend. Wir haben ja nun im Auftrag von Mit-Pferden-reisen.de schon einige Testfahrzeuge hinter uns, aber kaum eines verdiente so sehr den Begriff Cockpit wie dieser Porsche Panamera: Man sitzt selbst auf der höchsten Einstellung der (optionalen) Komfortledersitze – 14-fach verstellbar, mit Lordosenstütze und Memorypaket – immer noch sportlich in tiefen Schalen, die guten seitlichen Halt geben, wenn es einmal rasanter in die Kurve gehen sollte.

Das Armaturenbrett ist ebenso wie die Türinnenseiten mit schwarzem Leder bespannt, die Flächen darunter – allem voran das 12,3 Zoll breite Infotainment-Display – sind auf Hochglanz poliert. Weil sie zumindest teilweise mit Touchscreen-Funktionen ausgestattet sind, findet sich praktischerweise ein Mikrofasertuch zur peniblen Reinigung im Mittelfach unter der Armlehne, wo sich auch USB- und AUX- Anschlüsse sowie eine 12-Voltsteckdose verbergen. Anders als in den meisten Fahrzeugen ist die gesamte Inneneinrichtung samt Dachhimmel in schwarz gehalten, wodurch eine heimelig-kuschelige Atmosphäre entsteht.

Porsche_Panamera_Web2__11_von_36_Und das vor allem im Fond: Zusätzlich zur Privacy-Verdunklung lassen Sonnenrollos an der Heckscheibe und an beiden hinteren Seitenscheiben grelles Sonnenlicht draußen. In diesem Raumschiff sind wir sicher, da kann nichts schiefgehen, so der Eindruck.

Alle Fahrgäste haben in der gut fünf Meter langen und 1,93 Meter (mit Spiegeln 2,16 m) sehr viel Platz nach allen Seiten. Die beiden hinteren Sitze sind im Übrigen ebenso wie vorne durch eine Mittelkonsole getrennt. Auf einer eigenen Schaltfläche haben die Passagiere hier die Möglichkeit, zum Beispiel ihre Klimaeinstellungen selbst zu regeln.

Die Größe des Fahrzeugs, die von außen kaum auffällig ist, bietet auch Raum für kleines und größeres Gepäck: In den Türen, in der Mittelkonsole, unter der Armlehne und im anständigen Laderaum unter der flach abfallenden Fließheckscheibe: 500 Liter passen bei aufgestellten Sitzen hinein. Wie heute in nahezu allen Gefährten üblich, sind beiden Rücksitze einzeln oder zusammen umzuklappen, wodurch bei dachhoher Beladung insgesamt 1.340 Liter Gepäckraum entstehen. Auch größere Hunde können problemlos mitfahren, soweit sie den Sprung über die Ladekante bewältigen oder hineingehoben werden. Die Australian Shepherd-Hündin fühlte sich in dem „Nest“ jedenfalls sehr wohl.Porsche_Panamera_Web2__25_von_36_

Wer nun glaubt, das Sport-Schiff sei aufgrund seiner Abmessungen unhandlich, irrt: Die Hinterradachslenkung verringert den Lenkaufwand und verkleinert den Wendekreis auf 11,4 Meter, das ist ein halber Meter weniger als beim Porsche Cayenne.

Cockpit: Alle Funktionalitäten schnell im Griff

Porsche_Panamera_Web2__18_von_36_Nach dem Starten erwachen direkt im Fahrerblick fünf Rundinstrumente, wobei Sportwagen-typisch der Tourenzähler in der Mitte angeordnet ist und der Tachometer links davon. In den anderen drei Kreisen lassen sich unterschiedliche Informationen wie Außentemperatur, Verkehrszeichenerkennung, Verbräuche und vieles mehr aufrufen. Sehr praktisch: Die Navigationsansicht rechts im Bild. In der Mitte des Armaturenbretten prangt eine runde Uhr mit Digitalzeit und Stoppuhr-Funktionalität – eine dezenter Hinweis auf die Sportlichkeit.

Porsche_Panamera_Web2__15_von_36_Die Mittelkonsole ähnelt einem Schaltpult, ohne aber überladen und unübersichtlich zu wirken. Kleine silberne Drehknöpfe regeln die Vier-Zonen-Klimaautomatik, der Rest wird über Softkeys mit nur leichtem Fingerstreichen gesteuert. Nachteil der Hochglanzeleganz: Bei hellem Sonnenschein können hier lästige Spiegelungen auftreten.

Nach kurzer Zeit hat der Fahrer aber ohnehin die wichtigsten Funktionalitäten sprichwörtlich blind im Griff. Die wichtigsten Einstellungen wie zum Beispiel die Fahrmodi „Normal“, „Sport“, „Sport plus“ oder „Individuell“, die Motoragilität und Fahrwerksdämpfung steuern, sind zusätzlich per Knopfdruck am Lenkrad einstellbar, das für kühlere Tage heizbar ist. Auch ist dort die Sprachsteuerung zu aktivieren, die lästiges manuelles Bedienen abnimmt. So zum Beispiel für Telefonate via Bluetooth-gekoppeltem Handy oder die Zieleingabe im Navigationsgerät. Letzteres bezieht Echtzeit-Informationen über Staumeldungen oder freie Parkhausplätze über ein LTE-Modul im Handschuhfach, zudem liefert Apple Carplay ab iPhone 5 die Möglichkeit, Apps über den großen Monitor zu nutzen.

Völlig losgelöst…

So sehr wir die entspannende Anhängerreise auch genossen haben, das pure Fahrvergnügen entsteht natürlich, quasi losgelassen, jenseits der 80 km/h-Marke und vor allem durch die schier unglaubliche Spurtkraft dieser allradgetriebenen Rennmaschine, deren Beschleunigung alle Passagiere in ihre bequemen Polster presst: Von 0 auf 100 geht es in 3,9 Sekunden, die 160 km/h sind in 10,7 Sekunden erreicht. Die möglichen 285 sind wohl eher ein Maß für den Nürburgring, auf deutschen Autobahnen sollten 230 flott genug sein. Selbst in diesem Tempo liegt das Fahrzeug brettgleich auf der Straße und lässt sich dank der direkten Lenkung leicht steuern. Dasselbe gilt auch auf Landstraßen, deren Kurven man jetzt gerne einmal etwas flotter angeht. Hier macht sich auch der Federungskomfort der sog. adaptiven Luftfederung positiv bemerkbar.

Clevere Assistenten informieren den Fahrer über alle möglichen Gefahren: zum Beispiel vor dem Verlassen der Spur, Fahrzeugen im toten Winkel oder zu nahem Auffahren durch ein gelbes Warnschild im Display, auch äußere Verkehrswarnschilder werden entsprechend eingespielt.

Ein hohes Maß an Sicherheit bei Dunkelheit bieten die sprichwörtlich kilometerweit leuchtenden Matrix-LED-Scheinwerfer, die bei vorausfahrenden Fahrzeugen oder im Gegenverkehr den Lichtkegel so anpassen, dass keiner geblendet wird. Genial ist der Infrarotkamera-basierte Nachtsichtassistent, der auf Wärme reagiert und Fußgänger sowie große Tiere realisiert und in gelben Schemen in der rechten Ecke des Displays abbildet. Außerdem gibt es noch eine separate Tierwarnung, die im Gefahrenfall das bekannte Warnschild des springenden Rehbockes im Kombiinstrument einblendet.

Fazit

In unserem Test haben wir den Porsche Panamera als ein hervorragendes Fahrzeug erlebt, das sowohl solo als auch mit Pferdeanhänger ein Höchstmaß an sportlichem und luxuriösem Fahrerlebnis bietet. Mit einem Verbrauch von gut 9 Litern Diesel ohne Anhang und 12 Litern mit dem großen Humbaur Notos bleibt der Verbrauch im Rahmen, sollte er in Anbetracht eines Ankaufspreises von knapp 119.000 Euro für die Serienausstattung und weiteren gut 45.000 Euro für all die angenehmen kleinen Extras überhaupt eine Rolle spielen.

Technischen Daten

Länge (mm) 5.049
Breite (mm) 1.937
Höhe (mm) 1.423
Bodenfreiheit (mm) 144
Kofferraumvolumen (Liter) 500 – 1.340
Wendekreis (m) 11,40
Leergewicht (kg) 2.050
Zuladung (kg) 585
Anhängelast gebremst, bis 12 % Steigung (kg) 2.200
Stützlast 100 kg
Motor 3.956 ccm 8-Zylinder Bi-Turbodiesel
Maximale Leistung 310 kW (422 PS)
Maximales Drehmoment 850 Nm bei 1.000 bis 3.250 Umdrehungen/min
Beschleunigung 0 – 100 in 3,9 sec
Höchstgeschwindigkeit 285 km/h
Verbrauch in Litern (Herstellerangaben) Stadt: 7,9; außerhalb 5,5 – 5,8; gesamt 6,7 – 6,8
Schadstoffklasse Euro 6
CO2-Emission (g/km) 176 – 178
Versicherungsklasse Haftpflicht + Teilkasko + Vollkasko 21 (HP), 29 (TK) 29 (VK)
Neupreis € Ab 118.977 Euro; Testwagenausstattung 164.363 Euro

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