
Fünf Jahre sind seit unserem letzten Beitrag über Pferdeanhänger-Trends vergangen. Damals gab es durchaus noch Freunde des Holzanhängers. Der wird, so die überwiegende Meinung der befragten Hersteller und Händler, kaum noch gekauft. Vielmehr stehen nach wie vor die Aluminium-Pferdeanhänger wegen ihrer Robustheit und Langlebigkeit hoch im Kurs. Aber auch das Material Polyester holt wieder etwas auf: Individuelle Formen und trendige Farben lassen sich eben nur hier verwirklichen.
Im kommenden März wird es zum ersten Mal seit Bestehen der weltgrößten Messe für Pferdesport im Jahr 1972 keine Equitana geben. Sie war – und wird hoffentlich wieder – immer ein Trendsetter auch für Pferdeanhänger. Der Termin war dennoch Anlass, führende Pferdeanhänger-Hersteller und einige Händler zu fragen, welche Pferdeanhänger-Trends sie für ihre Produkte in den kommenden Jahren sehen. Viele planen im Übrigen Neuigkeiten, die aber erst zum einst geplanten Equitana-Termin bekannt gegeben werden.
Holz ist „out“

Stabiler Holzanhänger: wm meyer Montana mit Vorderausstieg
Die Mehrheit der Hersteller und Händler ist sich bei den Pferdeanhänger-Trends einig: Der Holzanhänger, so solide er gebaut sein mag, wird nicht mehr so stark nachgefragt. Dasselbe gilt für den Holzboden: „Humbaur bietet in diesem Bereich den Single Plywood und den Equitos Plywood für preisbewusste Käufer an. Diese Modelle werden aber überwiegend mit dem optionalen AluBiComp-Boden verkauft, auf den Humbaur zehn Jahre Garantie gibt“, erklärt Monika Niederreiner, Leiterin Unternehmenskommunikation bei dem Traditionshersteller Humbaur im bayerischen Gersthofen.
Auch bei den Polyesterseitenwänden und Heckklappen, die bisher üblicherweise mit einer einlaminierten Holzplatte verstärkt waren, setzt sich immer mehr „holzfrei“ durch: Bücker Trailer hat seinen Careliner damit 2015 auf den Markt gebracht und ist „so von dem Materialmix für Boden, Seitenwände und Heckklappe der Careliner überzeugt, dass wir auf alle diese Teile 15 Jahre Garantie gegen Verrottung der Kerne geben“, berichtet Philipp Bücker, Geschäftsführer der Bücker Trailer GmbH im westfälischen Emsdetten.
Aber auch der niederländische Hersteller Anssems baut seine Anhänger komplett aus Polyester und bei dem erst kürzlich gestarteten Böckmann Neo wird ebenfalls anstatt der Holzverstärkung eine Kunststoffpatte eingesetzt.
Alu weiter „in“

Kantiger Typ: Aluminium-Pferdeanhänger Sirius
Die am meisten verkaufte Aufbauart – und das wird sich nach Aussage aller befragten Hersteller und Händler auch auf Sicht wohl nicht ändern – ist der Aluminium-Pferdeanhänger. Das liegt nicht nur an der bekannten Robustheit und damit Langlebigkeit. „Wenn es ordentlich gepflegt wird, sieht so ein Fahrzeug lange wie neu aus. Lässt man dann die Wartung noch einmal jährlich durchführen, steht einer langen Lebensdauer nichts im Wege. Ich kenne Alu-Anhänger, die 30 Jahre alt und immer noch im Einsatz sind. Viele Käufer, die mit Holz- oder Poly-Pferdeanhängern unzufrieden waren, entscheiden sich daher heute für ein Aluminium-Modell“, berichtet Felix Kröger, der seit 1988 den Kröger ahrzeugbau in Bargteheide bei Hamburg betreibt und die Marken Anssems, Careliner und Humbaur verkauft.
Dem pflichtet auch Dennis Ahrens vom PKW-Anhänger-Center Ahrens in Stuhr bei Bremen bei, einer der führenden Anbieter für Cheval Liberté-Pferdeanhänger in Deutschland: „Wir verkaufen zu 90 Prozent Pferdeanhänger mit Aluminiumaufbau. Dementsprechend konzentriert sich Cheval Liberté auch auf dieses Material“, berichtet Dennis Ahrens. Die Kunden setzten, so Ahrens, zudem immer mehr auf solide Nachhaltigkeit anstatt auf einen Modellwechsel um des Neuen willen.

Einstiger-Modell Humbaur Equitos Alu Plus mit dunkler Haube
Die zunehmende Beliebtheit und Nachfrage hat die Hersteller dazu bewogen, die Auswahl an Aluminiumanhängern zu vergrößern: Gab es früher ein Modell, das noch dazu eher im teureren Segment angesiedelt war, bieten viele Hersteller heute auch Einsteigermodelle ohne viel „Schnickschnack“, aber dennoch mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis an. Dazu gehören zum Beispiel die Esprit-Serie von Böckmann, die Gold1- und 2-Modelle von Cheval Liberté, die Equitos-Anhänger von Humbaur oder auch der Arizona Alu von wm meyer.
Aus kantiger Kiste wird flotte Optik

Robustheit trifft auf Design und Funktionalität: Thiel Primus
Aber nicht nur die rationalen Argumente der Haltbarkeit und Pflegefreundlichkeit – außen verträgt ein Aluminium-Pferdeanhänger durchaus die Wäsche mit einem Hochdruckreiniger – überzeugen die Käufer. Auch hinsichtlich der Optik haben sich die Hersteller einiges einfallen lassen. So ist aus der Viehanhänger-ähnlichen Kiste mit Minimalsattelkammer in vielen Fällen durch intelligenten Material-Mix ein sportlich-schickes Gefährt geworden: Anstatt der eckigen Front wölbt sich nun ein mehr oder weniger geräumiger Polyesterbug. Das ermöglicht eine günstigere Aerodynamik während der Fahrt und geräumige Sattelkammern bis hin zu begehbaren Sattelräumen. Bei Cheval Liberté beginnt die Polyesterfront bereits kurz nach den Bruststangen, wodurch im Alu-Anhänger komfortabel hohe Inspektionstüren integriert werden können.
Das i-Tüpfelchen für Farbverliebte: Das graue Einerlei kann nun in vielen Fällen für Dach und Bug bunt gewählt werden, manchmal sogar auf Wunsch in der Farbe des Zugfahrzeugs. Fertig ist das individuelle Gespann.
Polyester: Optimale Verbindung aus Funktion und Design
Während sich einige Hersteller wie Cheval Liberté und wm meyer vom Polyester für den Aufbau verabschiedet haben, setzten andere voll auf dieses Material und seine nahezu grenzenlose Formbarkeit, die auch Komfort in der Funktionalität mit sich bringen kann.
Dazu gehören zum Beispiel große Inspektionstüren wie sie als erstes von der Firma Westfalia auf den Markt gebracht wurden und heute von Thiel oder Careliner weiterentwickelt wurden.

Wie aus einem Guss: Careliner L
„Gerade im Premium-Sektor wünschen sich die Kunden zunehmend mehr Individualität“, sagt Philipp Bücker, dessen apfelgrüner „Careliner“ auf der Equitana 2015 das Publikum auf seinem Stand begeisterte. „Das liegt nicht nur an unseren Farben. Das innovative Design-Konzept lässt den Careliner wie aus einem Guss wirken, die Einstiegstüren sind dem entsprechend hoch. Außerdem können Sie vieles individualisieren. So ist jedes Modell zum Beispiel mit oder ohne Panoramascheibe, Standard- oder Premium-Sattelkammer und natürlich in vielfältigen Farben und Farbkombinationen bestellbar“, so Bücker.

Futuristisches Design: Böckmann Neo L
Auch Justus Böckmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Böckmann Fahrzeugwerke in Lastrup bestätigt: „Wir erleben gerade eine Minirenaissance des Polyester-Pferdeanhängers. Gute Qualität, Funktionalität und Sicherheit sind bei uns Mindestanforderungen, die jeder Anhänger erfüllen muss. Mit dem Werkstoff Polyester haben wir aber viel mehr Möglichkeiten, einzigartige Formen zu realisieren und mit Farbkombinationen ein Einzelstück zu liefern.“ Diese Strategie verfolgt Böckmann bereits seit 2009 mit dem erstmals „runden“ Böckmann Master. Sie fand nun im Böckmann Neo einen futuristischen Höhepunkt.
Neben der für viele Käufer wichtigen Optik nennt Thorsten Thiel, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens Thiel auch handfeste funktionale Vorteile: „Unsere Pferdeanhänger in Polyester-Sandwichbauweise sind in erster Linie sehr stabil, weil wir das Unterteil, also Seitenwände und Bug mit der Haube nicht nur verschrauben, sondern zusammenlaminieren. Sie sehen hier kaum einen Übergang und es bilden sich auch keine Kanten, auf denen sich Schmutz ablagern kann. Zudem entstehen weniger Fahrgeräusche als bei Alumodellen. Weil das Polyester gut isoliert, wird der Innenraum im Sommer nicht so heiß und kühlt im Winter weniger aus. Zudem sind sie pflegeleichter. Aluminium sollten Sie nach jedem Gebrauch auf bei Frost gesalzten Straßen abspritzen, weil Salz die eloxierte Oberfläche angreift“. Thiel baut seine Fahrzeuge seit Ende der 80er Jahre im schwäbischen Pfullendorf und stellt seine Polyesterteile komplett in Eigenregie her.
Größe zeigen
- Im Großraumanhänger Thiel Mexx
- stehen die Pferde…
- mit dem Kopf gegen die Fahrtrichtung
Eine neue Studie von Anfang 2020 der Wissenschaftlerinnen Barbara Padalino (Universität Bolgona, Italien) und Sharanne Raidal (Charles Sturt Universität, Wagga Wagga, Australien) über die Auswirkungen der Pferde-Positionierung in oder gegen Fahrtrichtung und in mehr oder weniger geräumigen Boxen deutet darauf hin, dass sich ausreichend Platz und eine rückwärts gerichtete Positionierung während der Fahrt auf das Wohlbefinden der Pferde positiv auswirken können.

Viel Platz für Pferde und ihr „Personal“ im Humbaur Notos Xtra
Die zunehmenden Größen – sowohl in den Abmessungen als auch hinsichtlich des zulässigen Gesamtgewichtes – sind ebenfalls ein Trend, den die Fachwelt bestätigt: „Die Warmblüter werden immer größer und schwerer, ein Stockmaß von 1,75 bis 1,80 Meter und 700 kg sind heute keine Seltenheit mehr. Dementsprechend kaufen unsere Kunden gerne größere, sprich höhere und breitere Anhänger“, weiß Justus Böckmann. Die Abmessungen des Boxengestänges wachsen weniger mit, sind aber höhen- und längenverstellbar und damit auch für große Pferde anpassbar. „Wichtig für die Pferde ist das Raumgefühl, nach vorne und oben Platz zu haben. Das kommt im Übrigen auch dem Menschen zugute, der zwischen Bruststangen und Sattelkammer ausreichend Platz hat“, ergänzt Justus Böckmann.
Die höchsten Pferdeanhänger werden derzeit mit Innenhöhen von mehr als 2,45 Meter von wm meyer und Sirius angeboten. In der Breite liegen die Einsteigermodelle bei rund 1,65 m, während die „Großen“ auch 1,80 m messen können. Hatte früher der typische Doppelanhänger 2 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, so gibt es heute mehr 2,4 oder sogar 2,7 Tonner.
Single-Anhänger zunehmend beliebt

Viel Platz für ein Pferd im Modell wm meyer Alabama
Wer im Übrigen immer nur mit einem – und dann beliebig großen – Pferd unterwegs ist, setzt auch gerne auf den sog. „Anderthalber“, d.h. für ein Pferd oder auch Stute mit Fohlen: „Wer tatsächlich keinen Doppelanhänger braucht, ist mit dem Single besser bedient, weil er weniger Sprit braucht. Das Fahrzeug lässt sich zudem leichter rangieren und die Tempo-100-Zulassung ist auch einem leichteren Zugfahrzeug zu erreichen“, erklärt Felix Kröger. Das geringere Gewicht kommt vor allem den Besitzern der seit 1999 gültigen Fahrerlaubnis Klasse B entgegen, die nur ein Gespann bis maximal 3,5 Tonnen Gesamtmasse fahren dürfen.
Basis oder Vollausstattung?
Die „Cash Cows“ unter den Pferdeanhängern sind immer noch die mittlerweile ordentlich ausgestatteten Basis- und Mittelklassemodelle: „Die Einsteigerfahrzeuge mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis sind sehr gefragt, aber unser Bestseller ist der Aluminium-Pferdeanhänger Xanthos Aero“, bestätigt Monika Niederreiner von Humbaur. Bei wm meyer sieht es ähnlich aus: „Betrachtet man die Verkaufszahlen, liegen bei uns die Einsteigermodelle vorn, aber die Nachfrage zum Beispiel für verschiedene Haubenfarben und weiteres Zubehör nimmt zu“, so Dr. Uwe Meyer. „Je teurer die Anhänger werden, desto größer der Wunsch nach Individualisierung. Das betrifft bei unserem neuen Flaggschiff Neo die Farbkombinationen, 20 Prozent der Käufer entscheiden sich aber auch für große Dekore“, berichtet Justus Böckmann.
Die meist verkaufte Zusatzausstattung – so nicht ohnehin bereits in der Serie vorhanden – ist neben dem bereits erwähnten Aluminiumboden die Sattelkammer. Zunehmend beliebt wird auch das Rampe-/Türsystem, bei dem die Heckklappe mit meist einfachen Handgriffen zur Seite geklappt werden kann. Einige Hersteller bieten auch Flügeltüren an. Dazu gehören zum Beispiel Böckmann, Cheval Liberté Fautras und Ifor Williams. Diese Konstruktion erleichtert das Ausfegen des Anhängers nach Gebrauch oder auch das Einladen schwerer Güter wie Heuballen oder Futtersäcke.
Eine immer häufiger nachgefragte Zusatzausstattung sind auch Innenraumüberwachungs- und Rückfahrkameras, die nahezu alle Hersteller auf Nachfrage einbauen.
Federung für mehr Sicherheit und Komfort
Ein optimales Fahrverhalten dient der Sicherheit des gesamten Gespanns. Die meisten modernen Pferdeanhänger fahren heute auf sog. Gummifederachsen, die ein gutes Fahrverhalten garantieren. Verbessert wird dieses noch durch Radstoßdämpfer, die von allen Herstellern empfohlen und vielen Kunden auch bestellt werden. Sie sind im Übrigen eine der Voraussetzungen für die 100 km/h-Erlaubnis.
„Ein noch komfortableres Fahrverhalten bieten die Schraubenfederfahrwerke nach Automobilstandard. Hier federt jedes Rad einzeln, d.h. beim Überfahren von Kantsteinen hebt sich nur das eine Rad und nicht die gesamte Anhängerseite. Vielfahrer, die häufig auf ruppigen Land- und Dorfstraßen, womöglich mit Kopfsteinpflaster unterwegs ist, kaufen dieses Plus-Fahrwerk sehr gerne. Zusammen mit der neuen Antischlinger-Kupplung ASK + von Knott liegt das Gespann dann noch stabiler“, sagt Philipp Bücker.
Ein weiterer Technik-Trend im Rahmen des Fahrwerks zugunsten von noch mehr Sicherheit und Komfort für den Fahrer, sind selbst nachstellende Bremsen zum Beispiel von Knott oder Alko. Einige Hersteller wie zum Beispiel Bücker Trailer und wm meyer setzen bereits auf diesen Trend.
Fazit
Die Welt der Pferdeanhänger wird immer vielfältiger: Die preisgünstigen Einsteigermodelle beginnen ab rund 4.500 Euro und die Grenze nach oben ist nahezu offen. Wer nun bereits im Winter über die Anschaffung eines Pferdeanhängers nachdenkt – sei es ein guter Gebrauchter oder ein Neuer – ist gut beraten, sich genau zu informieren. Dafür ist zu empfehlen, sich einem Fachhändler anzuvertrauen, der eine nachgewiesene „Pferdekompetenz“ hat. Dieser erfragt zielsicher den Bedarf und kann dem vorhandenen Budget entsprechend das passende Fahrzeug empfehlen. Denn gerade beim Pferdetransport sollte die Qualität an erster Stelle vor blendender Optik stehen, um mit dem kostbaren Gut auch langfristig sicher zu reisen.
Weiterführende Links
- Hier geht’s zu den Holz-Poly-Pferdeanhängern
- Hier geht’s zu den Polyester-Pferderanhängern
- Hier geht’s zu den Aluminium-Pferdeanhängern
- Hier geht’s zu Pferdeanhängern mit großer Sattelkammer