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VW (Pferde)Anhänger-Assistent: Viel mehr als nur Rückwärtsfahren

Von Doris Jessen, geschrieben am 5. September 2016

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Wir haben ihn auf diesem Portal im Rahmen der Zugfahrzeugtestberichte über den VW Passat und Tiguan schon erlebt: Den Trailer Assistent, der Pferdeanhänger nahezu selbstständig rückwärts einparkt. Auf der Anlage des Landgestütes Celle wurde das System nun vorgestellt. Für die kurzen Testfahrten standen die neusten Tiguan- und Passatmodelle zur Verfügung. Wie’s funktioniert, zeigt ein lustiges Video!

Auf Parkplätzen von Turnieren oder Reiterhotels sind sie oft genug zu beobachten: Die hoffnungsvollen Blicke der Fahrer(innen), ob sich vielleicht doch irgendwo ein großer Platz findet, auf dem sie das Gespann vorwärts geparkt einfach abstellen können. Und dann – ganz bequem – auch geradeaus wieder durchstarten können. Aber wie heißt es so schön: Die Verhältnisse sind (oft) nicht so. Und schon geht es ans leidige Rückwärtseinparken, im schlechtesten Fall auch noch um die Ecke. Wie war das? Anhänger nach links, Lenkrad rechts einschlagen? Und wie weit? Oft genug dreht der Anhang zu weit, steht im 90°-Gradwinkel zum Zugfahrzeug und es hilft nur noch eines: Vorwärts fahren und das Ganze von vorne beginnen. Oder man bittet den erfahrenen Hilfswilligen, eine Freundin oder, oder, oder. Irgendwie klappt es und man hofft das nächste Mal wieder auf einen besseren Parkplatz.

Schluss mit „Verkehrt-Denken“

Volkswagen begegnet diesem Problem mit einem Trailerassistent, der das Rangieren im Anhängerbetrieb tatsächlich zum Kinderspielt macht. Das System kam erstmals im Herbst 2014 mit dem aktuellen Passat auf den Markt. Heute ist das Assistenzsystem auch im Touran und Tiguan der jeweils zweiten Generation erhältlich. Weitere Volkswagen mit Trailer Assist werden schon bald folgen.

Die Idee dahinter: Der Assistent soll dem Lenker das komplizierte Umdenken abnehmen, dass man beim Rückwärtsrangieren mit einem Gespann das Steuerrad nach links einschlagen muss, damit der Anhänger nach rechts abbiegt – und umgekehrt. Generell war es zudem ein Ziel, auch das exakte Zurücksetzen geradeaus über längere Distanzen zu vereinfachen. Das alles funktioniert dank ausgeklügelter Sensoren und Computertechnik, die exakter und schneller „denken“ als der Mensch, nun fast wie von selbst. Der Clou dabei ist die Tatsache, dass die Ingenieure das System weitgehend auf der Basis schon vorhandener Komponenten und Assistenzsysteme entwickelt haben – sie wurden miteinander vernetzt, angepasst und so auf die neue Aufgabe abgestimmt.

Teamwork der Assistenz-Module

VW_Trailer_Tag_WEB__9_von_10_Mit dem Zusammenspiel von Parkassistent, Rückfahrkamera, Spiegeleinstellung, Display im Cockpit und elektromechanischer Servolenkung ist es nun relativ einfach – ein bisschen Übung braucht es immer noch – Gespanne rückwärts zu fahren und zu lenken. Auch wer regelmäßig verschiedene Pferdeanhänger fährt, braucht sich nun nicht mehr auf die unterschiedlichen Reaktionen langer oder kurzer Deichseln einzustellen: Das System erkennt in Sekundenschnelle, wie der Anhänger zum Fahrzeug steht und wie er gradgenau rückwärts zu rangieren ist, um in die angestrebte Lücke zu kommen.

Der Parkassistent der dritten Generation kann den Wagen rückwärts teilautomatisiert in Parklücken hinein und auch ruckzuck wieder herausfahren. Dafür nutzt er zum Vermessen der Parkflächen Ultraschallsensoren im Bereich der Front- und Heckpartie sowie Sensoren in den Rädern. Das Steuergerät des Park Assist erteilt der Lenkung exakte Befehle, wie der Wagen in die Parklücke zu dirigieren ist. Parklücken, die nur knapp einen Meter länger sind als das Fahrzeug – also vorne und hinten nur noch gut 40 cm Platz haben – , sind kein Hindernis mehr.

Ist nun ein Anhänger angekoppelt, wechselt das Steuergerät des Parkassistenten in den Trailer Assist-Modus und liefert der Lenkung entsprechende Hinweise, in welche Richtung es gehen muss, damit der Hänger wie gewünscht dirigiert wird. Wenn man so will, ist dieses Steuergerät das Rechenzentrum an Bord, das in diesem Fall für den Fahrer denkt und lenkt.

RueckfahrkamerabildDie Rückfahrkamera hat als elektronisches Auge die Deichsel des Anhängers im Blick. Sie sieht die Deichsel wie eine Kompassnadel und erkennt so den aktuellen Winkel des Anhängers zum Heck des Autos. Das Steuergerät rechnet diesen Winkel in den aktuellen Lenkwinkel des Trailers um.

Der Drehknopf der elektrischen Außenspiegelverstellung fungiert als ein multifunktionaler Joystick, mit dem der Knickwinkel des Trailers festgelegt wird.

Das farbige Multifunktionsdisplay zwischen Tacho und Drehzahlmesser zeigt beim aktivierten Trailer Assist den aktuellen Stand des Anhängers und die Wunschrichtung an.

Über eine elektromechanische Servolenkung kann der notwendige Lenkwinkel automatisch vom Wagen eingestellt werden. Denn anders als eine klassisch hydraulische Servolenkung bietet sie die Möglichkeit, von der Fahrzeugelektronik angesteuert und somit kontrolliert bewegt zu werden.

Der Mensch lenkt, das System denkt

VW_Trailer_Tag_WEB__8_von_10_Die Rückfahrkamera erleichtert schon das Ankuppeln genial, das Einstecken des Elektrosteckers ist dank der leicht zugänglichen Steckdose direkt am Kupplungshals ganz simpel.





Um das Gespann rückwärts zu rangieren, wird das System nach Einlegen des Rückwärtsganges und durch die Park Assist-Taste aktiviert. Im Display zwischen Tacho und Drehzahlmesser wird nun der Spiegelverstellschalter angezeigt. Der Fahrer erhält dabei einen Hinweis, wie er den gewünschten Lenkwinkel einstellen kann. Sobald er den Schalter bewegt, werden im Display der aktuelle Anhänger und der vom Fahrer neu eingestellte Knickwinkel des Trailers angezeigt. Die Daten zu dieser Startwinkelberechnung mittels Bildverarbeitungsalgorithmen liefert die Rückfahrkamera, die den Knickwinkel der Anhängerdeichsel – der „Kompassnadel‘‘ – erfasst. Zudem erkennt das System auch die Deichsellänge, die Einfluss auf den maximal einstellbaren Knickwinkel hat. Die Daten werden an das Steuergerät des Park Assist übertragen.

Aufgrund der kamerabasierten Erfassung des Anhängerknickwinkels und der Deichsellänge erfolgt die Lenkwinkelberechnung unabhängig von speziellen Anhängertypen und Deichseln. Das ist besonders für Fahrer unterschiedlicher (Pferde)Anhänger praktisch, da sie sich nicht immer wieder auf neue Reaktionen der Trailer einstellen müssen.

Mit Hilfe des Außenspiegelschalters als Joystick stellt der Fahrer die gewünschte Fahrtrichtung seines Gespanns ein. Der schlaue Assistent übernimmt den vorgegebenen Lenkwinkel. Die automatische Ausrichtung des Gespanns erfolgt ebenfalls über das Steuergerät und letztendlich mittels der elektromechanischen Servolenkung. Sollte die Rangiergeschwindigkeit zu hoch werden, bremst der Wagen automatisch ab. Während der Fahrer bei handgeschalteten Modellen leicht Gas geben muss, reicht es im Fall der Automatikversionen, den Fuß von der Bremse zu nehmen, damit sich das Gespann in Bewegung setzt. Nur noch bremsen muss der Fahrerselbst.

Wie an der Schnur gezogen

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VOLKSWAGEN Trailer Assist

In der ersten Rangierphase wählt der Fahrer den Knickwinkel, um gezielt rückwärts in eine bestimmte Richtung abzubiegen oder eine Kurve zu fahren. Steht der Anhänger dann gerade in Richtung des Ziels, zieht der Fahrer zum Abschluss den Spiegeleinstellschalter einfach nach hinten. Nun fährt das Gespann exakt rückwärts in Anhängerrichtung, ohne manuell noch einmal korrigiert werden zu müssen.

Und so sieht das Ganze in der Bewegung aus: Viel Spaß beim Zusehen!

Diebstahlsicherung: Zugfahrzeug schlägt Alarm

Ist das Gespann geparkt, kann der Pferdeanhänger durchaus zum Objekt der Begierde von Diebsgesindel werden. Dagegen hat der Wolfsburger Autokonzern eine wirkungsvolle Methode entwickelt. Sie nutzt die Tatsache, dass ein Anhänger, dessen Stecker mit dem Pkw verbunden ist, vom Auto „erkannt‘‘ wird. Ist der Wagen nun mit einer Diebstahlwarnanlage ausgestattet, überwacht diese im aktivierten Zustand auch den Steckkontakt zum Anhänger. Wird der Anhänger abgekuppelt und der Stecker gezogen, löst die Diebstahlwarnanlage sofort Alarm aus. Zusätzlich zu Schlössern, die auch im angekuppelten Zustand angebracht werden können, eine sinnvolle Sache.

Gegen Schleudern und Schlingern: Gespannstabilisierung

Obwohl wir mit Pferdeanhängern, vor allem, wenn sie mit Tieren beladen sind, grundsätzlich sehr vorsichtig fahren sollten, gibt es immer wieder Situationen, in denen das Gespann sprichwörtlich aus dem Ruder laufen kann: Rücksichtslose Fahrer zwingen zum schnellen Ausweichen oder starker Seitenwind bringt den Anhänger ins Schleudern. In diesen Fällen muss der Fahrer blitzschnell reagieren und das Gespann sicher abbremsen. Unerfahrene Anhängerfahrer sind damit leicht überfordert. Eine wirksame Technik gegen dieses Risiko ist die Gespannstabilisierung, die in vielen modernen Pkw verbaut ist. Jeder Volkswagen mit Anhängerkupplung verfügt traditionell über dieses Sicherheitsfeature – es ist eine Funktionserweiterung des ebenfalls serienmäßigen elektronischen Stabilisierungsprogramms (ESC).

Es bezieht einen großen Teil seiner Informationen vom sogenannten Gierratensensor, der registriert, wenn sich der Pkw verdächtig verhält: Ein Anhänger, der zu pendeln beginnt, überträgt seine Impulse über die Deichsel an den Pkw. Das ESC-Steuergerät „fragt‘‘ noch einmal nach, ob tatsächlich ein Anhänger gezogen wird – die Bestätigung dafür liefert die Steckdose an der Anhängerkupplung. Die Impulse werden weiterhin beobachtet; sobald sie – meist nach etwa zwei Sekunden der ersten Auffälligkeit – eine festgelegte kritische Schwelle überschreiten, erfolgt sofort der Eingriff über komplexe Bremsmanöver einzelner Räder, um das Gespann zu stabilisieren.

Fazit: Mehr Komfort und Sicherheit

Die neuen Fahrassistenten in modernen PKW- und SUV-Modellen sind nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern auch der Sicherheit, indem sie den Gespann-Fahrer dabei unterstützen, Fehler zu vermeiden. Und das vom einfachen Lackschaden bis hin zum Aufschaukeln des Anhängers bis hin  zum lebensbedrohlichen Schleudern des gesamten Gespanns.

Während es die Gespannstabilisierung auch bei anderen Herstellern gibt, hat mit dem hochmodernen Trailer-Assistent derzeit noch der Volkswagen-Konzern die Nase vorn: So ist er in den genannten VW-Modellen Passat Alltrack, Touran, Tiguan und Touareg verfügbar. Bei Audi sind es die Fahrzeuge A4 Allroad und Q7. Der für Anfang 2017 geplante Skoda Kodiaq kann ebenfalls auf Wunsch mit dem Trailer-Assistent ausgestattet werden.

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