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Pferdeanhängertest Blyss K2022 HTC: Basismodell für Einsteiger

Von Doris Jessen, geschrieben am 22. Juni 2016

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Blyss-Web-32-von-47Pferdeanhänger der Marke Blyss werden den meisten unserer Portal-Besucher (noch) kein Begriff sein: Die Blyss Transporttechnik GmbH ist zwar seit 18 Jahren auf dem deutschen Markt tätig, Pferdeanhänger stellt sie aber erst seit vier Jahren her. Grund genug, das neue Produkt in einem Pferdeanhängertest vorzustellen. Blyss schickte das Holz-Polyestermodell K2022 HTC den Pferdeanhängertest. Der Pferdeanhänger ist stabil gebaut und hat ein sehr gutes Fahrverhalten. In der Detailverarbeitung und praktischen Handhabung gibt es allerdings noch ein paar Verbesserungsvorschläge, die aber leicht umzusetzen sind. Mit knapp 4.000 Euro (Stand 6/2016) für die Standardausstattung ist er ein typisches Einsteigermodell.


„Das ist ja ein schicker Anhänger, den du da wieder einmal im Test hast“ war die erste Reaktion einer Reiterkollegin, als sie den neuen Blyss-Anhänger sah. Diese Komplimente kamen mehrfach und – in der Tat – das Exterieur verdient Lob: Weiß beschichteter Holzaufbau mit angedeutetem Polyester-Bug, weiße Haube, die Aluminiumverbindungen zwischen Holz und Polyester schmücken mittelblaue Dekorlinien. Mit den Innenmaßen von 3,10 m Länge, 1,70 m Breite und 2,30 m Höhe sowie 1,1 Tonnen Nutzlast eignet er sich eher für kleinere bis mittelgroße Pferde. Wer schwerere Pferde transportieren möchte, kann das Fahrzeug nach Aussage des Herstellers auch mit einer 2,5 Tonnen-Zulassung bestellen.

Stabiles Einsteigermodell

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Insgesamt wirkt das Fahrzeug sehr stabil, der Aufbau mit Stahlrahmen ist nicht genietet, sondern verschraubt und wird von zwei Streben aus gekantetem Stahlblech am Heck und einer Strebe vorne gestützt. Die Heckleuchten sind in ein Blech eingepasst, um das Hindurchtreten von Hufen zu verhindern. An den hinteren Streben ist rechts und links je eine große Öse zum sicheren Anbinden der Pferde angeschweißt, in die sich auch dicke Stricke gut hindurchfädeln lassen.

Wer den Anhänger zum Beispiel auf dem Turnier mit Pferden, aber ohne Zugfahrzeug parken möchte, kann zur optimalen Standfestigkeit beidseitig eine Stütze herunterlassen. Die Heckklappe, mit Trittleistengummi belegt und einer Blechumrandung sauber eingefasst. Sie ist dank der vier Stahlstreben sehr stabil, nichts verbiegt sich beim Einsteigen der Pferde.

Eine geriffelte Stufe dient als Auftritt für kleinere Personen. Die Gasdruckhebehilfen sind gut geschützt in den Streben versenkt, allerdings dürften sie etwas leichter zu bedienen sein, man braucht schon ordentlich Kraft, um die Klappe nach oben zu wuchten. Die Eisenstützen, an denen man die Rampe nach unten zieht und die letztlich am Boden aufliegen, könnten ein wenig abgerundet sein. Die Verriegelungen gleiten gut geschmiert in ihre Halterungen. Die Plane lässt sich dank automatischem Lift leicht öffnen und mittig nach oben rollen, kleinere Personen können sie an einer kleinen Strippe einfach bedienen.

Hereinspaziert…

Bei der Innenausstattung hat man sich Gedanken um die Sicherheit und Bequemlichkeit der Pferde gemacht: Die Brust- und Heckstangen sind mit weich gepolstert, Seitenpolster sind ebenfalls im Standard inklusive. Die Bruststangen sind durch eine Panikverriegelung von außen zu öffnen, die Heckstangen höhen- und längenverstellbar, wobei die obere Stange 1,20 m hoch und damit für unsere knapp 1,60 m messenden Quarter Horses passend ist, für hochbeinigere Passagiere liegt sie vielleicht etwas tief. Die Sicherungssplinte sind vorne und hinten leicht handhabbar ohne sich die Finder zu klemmen. Die Trennwand besteht aus massivem Stahl mit flexibler schwarzer Gummischürze und wackelt auch bei offenen Heckstangen nicht. Die vergitterten Fenster sind rechteckig und praktisch fünffach klappbar. Ein Heunetz ist einfach an einer in der Decke montierten Öse aufzuhängen. Wer möchte, kann den Pferden Futter in den sehr tiefen Mulden anbieten, sie werden allerdings – wie in allen anderen Anhängern auch – recht umständlich zu reinigen sein.

Zur Werterhaltung der Seitenwände sind Aluminium-Trittschutzplatten angebracht. Der Boden ist mit der üblichen acht Millimeter starken und reinigungsfreundlichen Gummimatte belegt, die allerdings der Länge nach geteilt und nicht fest verklebt und versiegelt ist. Zwar kann der hier als Zusatzausstattung (469 Euro) eingebaute Aluminiumboden nicht verrotten, die unteren Kanten des Holzaufbaus sind aber dennoch gefährdet, wenn hier Feuchtigkeit eintritt. Dasselbe gilt für die Anschlussstellen zur Haube, die ebenfalls nicht versiegelt oder durch eine Leiste abgedeckt sind, an den hinteren Enden liegt das Holz sogar ein bis zwei Zentimeter ungeschützt. Nach Aussage des Herstellers soll dies bei den jetzt gefertigten Modellen bereits nicht mehr der Fall sein.

Füße hoch, Kopf runter

Während die Pferde über die Rampe bequem auf ihre Stellplätze gelangen, gerät der Einstieg für den Menschen durch die Inspektionstür vorne rechts zur Kletterpartie. Das liegt an der rund 45 cm hoch liegenden Ladehöhe, zu der noch rund 15 cm an Umrandung hinzukommen, so dass man die Füße rund 60 cm heben muss, um sich nicht das Schienbein zu stoßen. Umgekehrt gilt es den Kopf einzuziehen achten, weil der Schlupf nach oben hin relativ niedrig ist. Der Raum zwischen den Bruststangen und Sattelkammer ist ebenfalls ein wenig knapp bemessen.

Vorsicht Einschlussgefahr

Grundsätzlich gut ist, dass die Inspektionstür auch von innen zu öffnen ist, falls sie einmal bei Wind zufallen sollte. Ein Sicherheitsmangel ist jedoch, dass die Klinke dafür auch von verspielten Pferdenasen verschoben werden kann. Die Tür ist dann fest verriegelt und von außen nur mit dem Schlüssel wieder aufzusperren. Das ist umso ärgerlicher, da die Türen für die Sattelkammer und die Inspektionstür zwei verschiedene Schlüssel haben. Im Normalfall ist das kein Problem, wenn es aber – passiert zum Beispiel ein Unfall – einmal hektisch wird und schnell gehen muss, dürften Mensch und Tier sicherlich sehr nervös werden. Das gilt vor allem dann, wenn die Schlösser – bei allen Pferdeanhängern aller Hersteller gleich hakelig – nur mit Fingerspitzengefühl zu öffnen sind.
Die Gummidichtungen sind an beiden Türen angebracht, so dass man sie nicht mit Schuhen oder Ladegut verletzen kann.

Nur ein Sattel in der Sattelkammer?

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Eine Sattelkammer – hier für 490 Euro als Extra zu haben – ist im Prinzip eine clevere Einrichtung, wenn sie der Sache, Sättel und Zaumzeuge darin unterzubringen, in der Praxis auch dient. Nun ist von einem Anhänger dieser Preisklasse nicht zu erwarten, 80 cm lange Westernturniersättel unterzubringen, aber zwei Englisch-Sättel sollten doch sehr wohl Platz finden. Dafür gäbe es hier sogar schwenkbare Sattelhalter. Sie sind allerdings nicht nur ein wenig instabil, der obere ist zudem so hoch angebracht (und definitiv nicht nach unten zu verschieben), dass der Hinterzwiesel an die Futterkrippen anstößt. Die üblichen Haken für Trensen, Sporen und Helme haben wir auch vermisst. Da für das Pfingstreiterwochenende die Sättel im glücklicherweise als Testwagen vorhandenen Isuzu D-Max Pickup reichlich Platz hatten, wurden die Sattelhalter für das Zaumzeug, Decken und Western-Pads genutzt.
Bei der obligatorischen Endreinigung fiel auf, dass die Sattelkammer leider keine Abflusslöcher hat. Daher ist es angeraten, sie nur mit Schaufel und Besen auszufegen.

Exzellentes Fahrverhalten

Großes Lob verdient das Fahrverhalten: Der Anhänger liegt satt auf allen Straßen und stabil in der Kurve, egal ob leer oder mit Pferden. Dafür sorgt das Alko-Fahrwerk, das mit serienmäßigen Radstoßdämpfern ausgestattet ist. Damit darf man – ein entsprechend schweres Zugfahrzeug vorausgesetzt – auch 100 km/h schnell fahren. Etwas Vorsicht ist beim Parken auf weichen (Wiesen)-Böden angebracht: Hier kann es immer passieren, dass das Stützrad ein wenig einsinkt und damit die gesamte Kupplung ein bis zwei Zentimeter tiefer liegt. Aufgrund des relativ kurzen Automatikstützrades kann es bei Fahrzeugen wie SUVs oder Pickups, deren relativ hoch liegt, passieren, dass es nicht hoch genug gekurbelt werden kann, um einfach abzukuppeln.
Dem ist aber durch einen untergelegten Pflasterstein oder ein Brett einfach abzuhelfen, auf dem das Stützrad etwas höher gelegt einen sicheren Stand erhält.

Fazit

Mit seinem ersten Holz-Polyester-Pferdeanhänger hat die Blyss Transporttechnik GmbH einen stabilen Anhänger auf den Markt gebracht, der optisch anspricht und aufgrund seines sehr guten Fahrverhaltens für Mensch und Pferde einen stressfreien Transport garantiert. Einige der angemerkten Verbesserungsvorschläge versprach der Hersteller selbst umzusetzen, die fehlenden Trensenhaken sind für ein paar Euro erhältlich und schnell angeschraubt. Mit 3.990 Euro (Stand 6/16) für die Serienausstattung liegt der Anhänger im unteren Preissegment des Wettbewerbs. In der Ausstattung des Testanhängers kamen noch der Aluminiumboden (469 Euro) und die Sattelkammer (490 Euro) hinzu.

Technische Daten

Innenlänge

Innenbreite

Innenhöhe

Heckklappenscharniere

Gesamtgewicht

  Zuladung

Stützlast

Bereifung

100 km/h Zulassung

Zubehör

Fahrwerk

Radstoßdämpfer

Bodenmaterial

Gummiboden

Seitenpolster

Trittschutz

Automatikstützrad

Sattelkammer

Höhenverst. Brust/Heckstange

Weitere Informationen auf der Blyss-Homepage

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